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Oberwerrn
Biogas statt fossile Brennstoffe für die Energiewende vor Ort: Das Oberwerrner Nahwärmenetz geht in heiße Phase
Eine junge Energiegenossenschaft hat es geschafft, die Oberwerrner für die Erneuerbaren zu erwärmen. Jetzt geht es an den Bau der Leitungen. Was geplant ist.
Legen bei der regionalen Energiewende noch eine Schippe drauf (von links): EGO-Vorsitzender Louis Ulrich, Bürgermeisterin Bettina Bärmann, Christine Wessing (Firma Pfister Bau), Manuel Königer (Firma Otto Heil), Christian Tuschinski (Firma Enerpipe) sowie Biogaslieferant Andreas Hümmer.
Foto: Uwe Eichler | Legen bei der regionalen Energiewende noch eine Schippe drauf (von links): EGO-Vorsitzender Louis Ulrich, Bürgermeisterin Bettina Bärmann, Christine Wessing (Firma Pfister Bau), Manuel Königer (Firma Otto Heil), ...
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 27.11.2024 13:13 Uhr

Die Energiegenossenschaft Oberwerrn (EGO) macht Dampf für die Energiewende vor Ort: Auf der grünen Wiese am Buchweg gab es den offiziellen Spatenstich für das Nahwärmenetz, das vorerst den Altort mit Wärme versorgen soll.

Genau genommen geht es um rund 80 Grad heißes Wasser, nicht Dampf, das durch die Rohre geschickt wird, um 77 Abnehmer zu versorgen: in einem Leitungsnetz von fast 4,5 Kilometern Länge. Die Biogasanlage des Aussiedlerhofs von Andreas Hümmer begünstigt das 3,3 Millionen Euro schwere Vorhaben, das maßgeblich mit der Hilpoltsteiner Fachfirma Enerpipe als Planer verwirklicht wird.

In der Biogasanlage wird das, was die Rinder mehrerer landwirtschaftlicher Betriebe beisteuern, zu Strom und Wärme umgewandelt. Zusammen mit der angrenzenden Heizzentrale, in Verbindung mit einem Großpufferspeicher und einer Hackschnitzelheizung, wird sie Hauptlieferant für insgesamt 750kW Heizleistung im Wärmenetz.

Womit die Energiegenossenschaft für die Nahwärme wirbt

Die Energiegenossen werben mit geringem technischen Aufwand, keinen Umweltproblemen und wenig Handwerkerbedarf – vom Schnäppchen, das man als Kunde mächtigen Ölstaaten oder Großkonzernen schlagen kann, ganz abgesehen. Es geht auch um ein Stückweit Unabhängigkeit, in Oberwerrn.

Netzwerk-Arbeit: Von der Biogasanlage Hümmer aus soll ab 2025 der Oberwerrner Altort angeschlossen werden.
Foto: Louis Ulrich/EGO | Netzwerk-Arbeit: Von der Biogasanlage Hümmer aus soll ab 2025 der Oberwerrner Altort angeschlossen werden.

Es ist eine junge Truppe, die dieses Projekt der dezentralen und regionalen Energiewende angeht: Louis Ulrich als erster Vorsitzender, Energiewirt und Landmaschinentechnikermeister, mit Joachim Härtl, Felix Wohlfahrt, Dominik Schlotter und Daniel Ulrich in der weiteren Vorstandschaft. Tobias Wiederer, Andreas Hümmer, Thomas Pfister und Raphael Fischer bilden den Aufsichtsrat, mit Jan Weis als Vorsitzendem. Es sind Namen, die man im Ort kennt.

Abnehmer können ihre Umbaukosten und Anschlussgebühren fördern lassen

Louis Ulrich blickte beim Spatenstich auf zweieinhalb anstrengende Jahre der Organisation zurück, seit dem ersten Informationsabend im März 2022. Im Jahr darauf hat sich die Genossenschaft gegründet, die keine Gewinne anstrebt, sondern sich für saubere Energie erwärmt. Das heiße Wasser landet über Hausanschlussleitungen im Keller. Vom Nahwärmepufferspeicher aus wird sie im Gebäude über die bestehende Anlage verteilt, ohne Ruß und Öl. 2025 soll der erste Abschnitt fertig sein. Abnehmer können ihre Umbaukosten und Anschlussgebühren mit bis zu 40 Prozent staatlich fördern lassen.

Bürgermeisterin Bärmann: Explodierende Energiepreise machen Biogaswärme rentabel

Bürgermeisterin Bettina Bärmann war voll des Lobes, über "professionelle Treffen" und "perfekte Organisation" durch die EGO. Auch die Gemeinde werde ihre Oberwerrner Liegenschaften anschließen. Seit 2006 produziert die Biogasanlage von Andreas Hümmer Energie, nun wird expandiert – mit, so die Bürgermeisterin, "Mehrwert für Oberwerrn". Als "Backup" dient am Heizhaus die zusätzliche Hackschnitzelheizung, um eine fortlaufende Heißwasserlieferung sicherzustellen. Beim Energieprojekt möchte die Kommune Synergie-Effekte nutzen und die Straßenöffnungen mit notwendigen Sanierungen verbinden.

Es seien explodierende Energiepreise, die Biogaswärme rentabel werden lassen, sagte Bärmann. Das Nahwärmenetz wäre Beleg dafür, dass die Energiewende nicht immer nur durch den Staat erfolgen müsse. Als es Verzögerungen gab, durch einen zwischenzeitlichen Förder-Stopp von oben, setzte das EGO-Team alle Hebel in Bewegung. Es habe sogar politische Hilfe von Berliner Bundestagsabgeordneten gegeben, heißt es beim Glühwein am Buchweg.

Elf Umwelt-Freunde packen an: Zuletzt griff auch noch das EGO-Leitungsteam zur Schaufel.
Foto: Uwe Eichler | Elf Umwelt-Freunde packen an: Zuletzt griff auch noch das EGO-Leitungsteam zur Schaufel.

Planer und Firmen aus der Region unterstützten beim Bau der Nahwärmeleitungen

Ganz nebenbei werden regionale Firmen unterstützt, mit der Kissinger Firma Otto Heil und der Schweinfurter Baufirma Pfister, die in einer Arbeitsgemeinschaft Tief- und Rohrleitungsbau verbunden sind. Die Firma Albert übernimmt die Übergabetechnik, die schwierige Querung der Bahnstrecke die Firma Railbau. Das Heizhaus hat das Ingenieurbüro Dinkel geplant, die Heizungstechnik die Firma Fröling, das Wärmenetz selbst die Firma Enerpipe und das Planungsbüro IBBH. Dazu gesellt sich die Finanzierung durch die Sparkasse Schweinfurt. Nun kann die heiße Phase des Projekts beginnen.

 
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