
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhausreform sorgt seit etlichen Monaten für reichlich Diskussionsstoff. Vor allem kleine Kliniken fürchten verbreitet, am Ende zu den Opfern der Reform zu zählen. Schließlich ist es ein erklärtes Ziel Lauterbachs, klinische Leistungen zu zentralisieren und die Zahl der Kliniken in Deutschland zu reduzieren.
Die Geomed-Kreisklinik in Gerolzhofen zählt mit ihren 95 Planbetten und etwa 280 Beschäftigten eindeutig zum Kreis der kleinen Häuser. Dennoch ist das Krankenhaus – nicht nur dem eigenen Verständnis nach – wichtig für die gesundheitliche Grundversorgung und die Daseinsvorsorge der Menschen in der Region. Dies ist eine Erkenntnis, die Ludwig Hartmann am Samstag während seines Besuchs in der Geomed-Klinik gewinnen durfte.
Der Landespolitiker von Bündnis 90/Die Grünen ist Vizepräsident des Bayerischen Landtags und, wie er selbst sagt, "kein Gesundheitsexperte". Dennoch informierte er sich in der Klinik in Gerolzhofen, was die dort Verantwortlichen von der vorgesehenen Krankenhausreform des Bundes halten. Dass es einer Reform des Gesundheitswesens bedarf, sei unstrittig, sagte Hartmann am Ende seines Besuchs. Doch für ihn stehe zugleich fest: Die Reform müsse besondere Anforderungen der einzelnen Regionen berücksichtigen. Die Reform sei "nicht vom Reißbrett her zu gestalten".
Wissen ausgetauscht
Diese grundlegende Einsicht freut Wolfgang Schirmer, den Geschäftsführer der Geomed-Klinik. Er sei froh über den Austausch mit dem Grünen-Politiker. Er habe erneut festgestellt, dass sich der Informationsstand von Kliniken und politischen Entscheidern unterscheide.

Wichtig sei es ihm gewesen, den politischen Gast auf die seiner Meinung nach verfehlte Idee der sogenannten Vorhaltefinanzierung hinzuweisen, sagte Schirmer im Abschlussgespräch. Dahinter verbirgt sich das Ziel, Kliniken Geld allein für das Bereithalten bestimmter medizinischer Leistungen zu geben, unabhängig von tatsächlich erbrachter Arbeit. Was sich nach einer willkommenen Finanzspritze anhört, bürde den Kliniken in Wirklichkeit viel Bürokratie auf und bringe diesen nicht mehr Geld, sagt Schirmer. Stattdessen forderte der Geomed-Geschäftsführer mehr Planungssicherheit und eine zuverlässige Klinikfinanzierung.
Arzt fühlt sich zurückgestuft
Mit Dr. Michael Dietrich, dem ärztlichen Direktor der Geomed-Klinik, ist er sich zudem einig, dass die Krankenhausreform ungerechtfertigterweise kleinen Kliniken weniger medizinische Kompetenz in bestimmten Bereichen zugesteht, weil bestimmte Behandlungen bevorzugt nur noch in großen Kompetenzzentren erfolgen sollen. "Ich habe die gleiche Ausbildung wie ein Professor in der Berliner Charité", sagte Dietrich.
Hartmann stimmte bei, dass eine Ballung medizinischer Angebote in Zentren die Probleme in ländlichen Regionen nicht löse. Hierfür müsse es eine möglichst gute medizinische Infrastruktur in der Fläche geben.
Der Landtagsvizepräsident versprach, sich dafür starkzumachen, den "ländlichen Blickwinkel" ins Bewusstsein derer zu rücken, die auf Landes- und Bundesebene die wichtigen Entscheidungen treffen. Hier passe es auch, dass die Grünen im Landtag derzeit ein Grundsatzpapier unter anderem zur Gesundheitsversorgung erstellten, sagte Thomas Vizl von Geo-net, der Gerolzhöfer grünen Liste im Stadtrat.
Für gleiche Lebensverhältnisse
Dies möchte Paul Knoblach unterstützen. Der Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen aus Garstadt, der Mitglied des Gesundheitsausschusses im Landtag ist, begleitete Hartmann bei dessen Besuch in der Geomed-Klinik. Ein wichtiges Anliegen sei es ihm, die in der Bayerischen Verfassung versprochenen gleichen Lebensverhältnisse im ganzen Land zu schützen. "Ich möchte nicht irgendwann einmal lesen: Die Lebenserwartung in einem Zentrum ist höher als auf dem Land."
Lobend erwähnte Hartmann die seit Jahren praktizierte Zusammenarbeit zwischen der Geomed-Klinik und dem Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt. Eine solche gegenseitige Unterstützung zweier Häuser in einer Region sei wichtig, aber noch lange nicht überall gängige Praxis, stellte der Landespolitiker fest.
Ich möchte nicht von einem Arzt im Kleinstadt Krankenhaus operiert werden, der zwar Medizin studiert hat, dem aber die nötige Praxis fehlt, weil er nur 2x pro Jahr operiert . Lieber gehe ich zum Spezialisten, der täglich Routine hat.
Vor lauter Friedenstaumel und Druck aus der linksrotgrünen Ecke wurde auch die Bundeswehr sehr verschlankt.
Und dann kamm 2015; und die jetzige Regierung begreift es immer noch nicht!
Ahnen Sie jetzt, weshalb uns das Geld langsam ausgeht?
Sie verbreiten Mythen! Die "Verschlankung" hat die GroKo erreicht durch Abschaffung der Wehrpflicht und kaputtsparen für die "Schwarze Null".
"2002 wurde in der NATO das „Zwei-Prozent-Ziel“ verabredet und 2014 auf dem Gipfel von Wales bekräftigt. Viele Partner erfüllen es nicht, darunter Deutschland mit rund 1,25 Prozent."
https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2018/zwei-prozent-ziel-und-bundeswehr-zur-diskussion-um-den-verteidigungshaushalt
Die GroKo hat es in 20 Jahren nicht geschafft das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen. Die Ampel hat das vor 2 Jahren erreicht.
Trotzdem sehr hohes Niveau bei Klinikbetten pro 1000 Einwohner:
Deutschland 7,8
Schweiz 4,5
Italien 3,2
USA 2,8
Dänemark 2,5
https://www.zeit.de/2023/28/krankenhausreform-medizinische-versorgung-personalmangel
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm: "Die seit Jahrzehnten anhaltende chronische Unterfinanzierung, vor allem durch Ausbleiben ausreichender Investitionskostenfinanzierung der Länder, droht die bisher gute Krankenhausversorgung zu gefährden", so ihr Präsident Gerald Gaß."
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/krankenhaeuser-finanzierung-105.html
Es muss also was passieren.
mir spukt da aber ständig diese Frage im Kopf herum, wie es dann sein kann, dass Krankenhäuser Neuzugänge ablehnen und der Rettungswagen ggf. weite Touren unternehmen muss (sicherlich nicht zum Vorteil der betroffenen Patient/innen).
Ich befürchte, hier geht etwas gründlich schief und es mangelt schon an einer vernünftigen Feststellung des Grundbedarfes.
Dass planbare Spezialoperationen wirklich besser an einer darauf spezialisierten Klinik durchgeführt werden sollten - keine Frage. Aber wie ist es z. B. schon mit einer "Stroke Unit"? Zeit ist Gehirn, sagen die Ärzte - jede Minute ungenügende Sauerstoffversorgung sind 10 % Hirnschaden.
Nach dem Debakel mit dem "Klinik-Atlas" habe ich starke Zweifel, dass die Beantwortung solcher existenzieller Fragen bei "unserem" Minister in den richtigen Händen ist. Sowas führt dann zu Verallgemeinerungen wie "alle wollen immer bloß Geld einsacken, die Menschen sind denen völlig egal"...