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Gerolzhofen
Besuch in der Geomed-Klinik: Grünen-Politiker Ludwig Hartmann äußert sich zur Zukunft kleiner Krankenhäuser
Geplante Krankenhausreform: Der Landtagsvizepräsident zeigt Verständnis für die Sorgen des Gerolzhöfer Krankenhauses. Er unterstützt eine flächendeckende Versorgung.
Am Ende des Besuchs der Delegation der Grünen in der Geomed-Klinik gab's das obligatorische Gruppenfoto. Dieses zeigt (von links) Dr. Michael Dietrich, Stefanie Döpfner (Geo-net), Landtagsabgeordneter Paul Knoblach, Geschäftsführer Wolfgang Schirmer, Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann, Kerstin Kramer und Thomas Vizl (beide Geo-net).
Foto: Anand Anders | Am Ende des Besuchs der Delegation der Grünen in der Geomed-Klinik gab's das obligatorische Gruppenfoto. Dieses zeigt (von links) Dr.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 20.07.2024 02:39 Uhr

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhausreform sorgt seit etlichen Monaten für reichlich Diskussionsstoff. Vor allem kleine Kliniken fürchten verbreitet, am Ende zu den Opfern der Reform zu zählen. Schließlich ist es ein erklärtes Ziel Lauterbachs, klinische Leistungen zu zentralisieren und die Zahl der Kliniken in Deutschland zu reduzieren.

Die Geomed-Kreisklinik in Gerolzhofen zählt mit ihren 95 Planbetten und etwa 280 Beschäftigten eindeutig zum Kreis der kleinen Häuser. Dennoch ist das Krankenhaus – nicht nur dem eigenen Verständnis nach – wichtig für die gesundheitliche Grundversorgung und die Daseinsvorsorge der Menschen in der Region. Dies ist eine Erkenntnis, die Ludwig Hartmann am Samstag während seines Besuchs in der Geomed-Klinik gewinnen durfte.

Der Landespolitiker von Bündnis 90/Die Grünen ist Vizepräsident des Bayerischen Landtags und, wie er selbst sagt, "kein Gesundheitsexperte". Dennoch informierte er sich in der Klinik in Gerolzhofen, was die dort Verantwortlichen von der vorgesehenen Krankenhausreform des Bundes halten. Dass es einer Reform des Gesundheitswesens bedarf, sei unstrittig, sagte Hartmann am Ende seines Besuchs. Doch für ihn stehe zugleich fest: Die Reform müsse besondere Anforderungen der einzelnen Regionen berücksichtigen. Die Reform sei "nicht vom Reißbrett her zu gestalten".

Wissen ausgetauscht

Diese grundlegende Einsicht freut Wolfgang Schirmer, den Geschäftsführer der Geomed-Klinik. Er sei froh über den Austausch mit dem Grünen-Politiker. Er habe erneut festgestellt, dass sich der Informationsstand von Kliniken und politischen Entscheidern unterscheide.

Der Geschäftsführer der Geomed-Klinik, Wolfgang Schirmer.
Foto: Josef Lamber (Archivfoto) | Der Geschäftsführer der Geomed-Klinik, Wolfgang Schirmer.

Wichtig sei es ihm gewesen, den politischen Gast auf die seiner Meinung nach verfehlte Idee der sogenannten Vorhaltefinanzierung hinzuweisen, sagte Schirmer im Abschlussgespräch. Dahinter verbirgt sich das Ziel, Kliniken Geld allein für das Bereithalten bestimmter medizinischer Leistungen zu geben, unabhängig von tatsächlich erbrachter Arbeit. Was sich nach einer willkommenen Finanzspritze anhört, bürde den Kliniken in Wirklichkeit viel Bürokratie auf und bringe diesen nicht mehr Geld, sagt Schirmer. Stattdessen forderte der Geomed-Geschäftsführer mehr Planungssicherheit und eine zuverlässige Klinikfinanzierung.

Arzt fühlt sich zurückgestuft

Mit Dr. Michael Dietrich, dem ärztlichen Direktor der Geomed-Klinik, ist er sich zudem einig, dass die Krankenhausreform ungerechtfertigterweise kleinen Kliniken weniger medizinische Kompetenz in bestimmten Bereichen zugesteht, weil bestimmte Behandlungen bevorzugt nur noch in großen Kompetenzzentren erfolgen sollen. "Ich habe die gleiche Ausbildung wie ein Professor in der Berliner Charité", sagte Dietrich.

Hartmann stimmte bei, dass eine Ballung medizinischer Angebote in Zentren die Probleme in ländlichen Regionen nicht löse. Hierfür müsse es eine möglichst gute medizinische Infrastruktur in der Fläche geben.

Der Landtagsvizepräsident versprach, sich dafür starkzumachen, den "ländlichen Blickwinkel" ins Bewusstsein derer zu rücken, die auf Landes- und Bundesebene die wichtigen Entscheidungen treffen. Hier passe es auch, dass die Grünen im Landtag derzeit ein Grundsatzpapier unter anderem zur Gesundheitsversorgung erstellten, sagte Thomas Vizl von Geo-net, der Gerolzhöfer grünen Liste im Stadtrat. 

Für gleiche Lebensverhältnisse

Dies möchte Paul Knoblach unterstützen. Der Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen aus Garstadt, der Mitglied des Gesundheitsausschusses im Landtag ist, begleitete Hartmann bei dessen Besuch in der Geomed-Klinik. Ein wichtiges Anliegen sei es ihm, die in der Bayerischen Verfassung versprochenen gleichen Lebensverhältnisse im ganzen Land zu schützen. "Ich möchte nicht irgendwann einmal lesen: Die Lebenserwartung in einem Zentrum ist höher als auf dem Land."

Lobend erwähnte Hartmann die seit Jahren praktizierte Zusammenarbeit zwischen der Geomed-Klinik und dem Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt. Eine solche gegenseitige Unterstützung zweier Häuser in einer Region sei wichtig, aber noch lange nicht überall gängige Praxis, stellte der Landespolitiker fest.

 
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  • Erich Spiegel
    Das Gesundheitssystem muss sich ändern, weil das Geld fehlt. Der Staat muss Milliarden für marode Brücken, Bundeswehr, Bahn, etc. aufbringen. Geld, das er nicht hat und das aktuell aus der Druckerpresse kommt. Es wird wieder ein "Sondervermögen" geben, also Schulden. Der Staat kann aber nicht beliebig viele Schulden machen, sonst geht er bankrott. Negatives Beispiel ist Argentinien. Um 1950 ein reiches Land, heute bettelarm. Die Spezialisierung bei Krankenhäusern macht Sinn, weil Kosten gespart werden. Man kann nicht in jeder Kleinstadt ein super ausgestattetes Krankenhaus haben. Lokalpolitiker gehen meist den bequemen Weg. Gegen Reformen sein und dem Wähler nach dem Mund reden ist populär.
    Ich möchte nicht von einem Arzt im Kleinstadt Krankenhaus operiert werden, der zwar Medizin studiert hat, dem aber die nötige Praxis fehlt, weil er nur 2x pro Jahr operiert . Lieber gehe ich zum Spezialisten, der täglich Routine hat.
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  • Manfred Englert
    Ja, die Erneuerungen unserer Brücken, Straßen und Bahn hätten längst, vor ca 15 Jahren, beginnen müssen.
    Vor lauter Friedenstaumel und Druck aus der linksrotgrünen Ecke wurde auch die Bundeswehr sehr verschlankt.
    Und dann kamm 2015; und die jetzige Regierung begreift es immer noch nicht!

    Ahnen Sie jetzt, weshalb uns das Geld langsam ausgeht?
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  • Dietmar Eberth
    "Vor lauter Friedenstaumel und Druck aus der linksrotgrünen Ecke wurde auch die Bundeswehr sehr verschlankt."

    Sie verbreiten Mythen! Die "Verschlankung" hat die GroKo erreicht durch Abschaffung der Wehrpflicht und kaputtsparen für die "Schwarze Null".

    "2002 wurde in der NATO das „Zwei-Prozent-Ziel“ verabredet und 2014 auf dem Gipfel von Wales bekräftigt. Viele Partner erfüllen es nicht, darunter Deutschland mit rund 1,25 Prozent."
    https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2018/zwei-prozent-ziel-und-bundeswehr-zur-diskussion-um-den-verteidigungshaushalt

    Die GroKo hat es in 20 Jahren nicht geschafft das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen. Die Ampel hat das vor 2 Jahren erreicht.
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  • Ralf Eberhardt
    Die Qualität kann man nicht alleine an der Größe einer Unternehmung - und das sind Krankenhäuser - festmachen. Fehler werden überall gemacht. Die Lauterbachsche Theorie stimmt eben in der Praxis nicht immer. Er setzt für meine Begrifffe viel zu viel auf Größe. Aber er trifft wohl doch häufig seine Entscheidungen alleine - also auch auf sehr SINGULÄRER Basis!
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  • Ralf Eberhardt
    Während der Corona-Zeit hat man Geld en Masse gehabt - und ausgegeben. Jetzt fängt man an einen Bestandteil der Grundversorgung in Deutschland - den Gesundheitssektor - langsam aber sicher zu zentralisieren und weiter zu kommerzialisieren. Da werden Besuche von wem auch immer in den kleineren und dezentralen Kliniken nichts, aber auch garnichts ändern. Unser Ober-Theorie-Gesundheits-Guru wird dafür sorgen. Aber auch sein Nachfolger....
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  • Thomas Vizl
    Lieber Herr Effertz, ich sehe das genauso wie Sie!
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  • Gerald Effertz
    Liebe Verantwortliche in der Gesundheitspolitik: die Geomed-Kreisklinik ist sehr wichtig für den ganzen Gerolzhöfer Raum inkl. Notaufnahme. Eine solche wichtige Einrichtung MUSS erhalten bleiben. Ich selbst kann aus mehrfacher eigener Erfahrungen die gesamte Klinik nur loben. Hier steht - bei allen notwendigen finanziellen Sichtweisen - der Mensch im Mittelpunkt. Gerolzhofen braucht diese Klinik. Das Umfeld braucht diese Klinik. Die Menschen brauchen diese Klinik.
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  • Dietmar Eberth
    Habe Verständnis dafür, aber das werden ALLE Regionen zu ihrem jeweiligen lokalen Krankenhaus sagen.

    Trotzdem sehr hohes Niveau bei Klinikbetten pro 1000 Einwohner:
    Deutschland 7,8
    Schweiz 4,5
    Italien 3,2
    USA 2,8
    Dänemark 2,5
    https://www.zeit.de/2023/28/krankenhausreform-medizinische-versorgung-personalmangel

    Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm: "Die seit Jahrzehnten anhaltende chronische Unterfinanzierung, vor allem durch Ausbleiben ausreichender Investitionskostenfinanzierung der Länder, droht die bisher gute Krankenhausversorgung zu gefährden", so ihr Präsident Gerald Gaß."
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/krankenhaeuser-finanzierung-105.html

    Es muss also was passieren.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Seh ich grundsätzlich ähnlich - @ Dietmar Eberth -

    mir spukt da aber ständig diese Frage im Kopf herum, wie es dann sein kann, dass Krankenhäuser Neuzugänge ablehnen und der Rettungswagen ggf. weite Touren unternehmen muss (sicherlich nicht zum Vorteil der betroffenen Patient/innen).

    Ich befürchte, hier geht etwas gründlich schief und es mangelt schon an einer vernünftigen Feststellung des Grundbedarfes.

    Dass planbare Spezialoperationen wirklich besser an einer darauf spezialisierten Klinik durchgeführt werden sollten - keine Frage. Aber wie ist es z. B. schon mit einer "Stroke Unit"? Zeit ist Gehirn, sagen die Ärzte - jede Minute ungenügende Sauerstoffversorgung sind 10 % Hirnschaden.

    Nach dem Debakel mit dem "Klinik-Atlas" habe ich starke Zweifel, dass die Beantwortung solcher existenzieller Fragen bei "unserem" Minister in den richtigen Händen ist. Sowas führt dann zu Verallgemeinerungen wie "alle wollen immer bloß Geld einsacken, die Menschen sind denen völlig egal"...
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