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Schweinfurt/Mainberg
Besuch der Sachs-Ausstellung: Wie ein Weißkopfseeadler ins ZF-Museum nach Schweinfurt kommt
Der Förderverein Schloss Mainberg besichtigte im Rahmen seiner Jahresversammlung die Sachs-Ausstellung. Ein Blick in die Firmen- und Familiengeschichte.
In der ZF-Sachs-Ausstellung gibt es nicht nur Fahrradnaben, Motoren, Fahrwerk- und Antriebskomponenten zu bestaunen, sondern auch diesen mächtigen Weißkopfseeadler. 
Foto: Irene Spiegel | In der ZF-Sachs-Ausstellung gibt es nicht nur Fahrradnaben, Motoren, Fahrwerk- und Antriebskomponenten zu bestaunen, sondern auch diesen mächtigen Weißkopfseeadler. 
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Man weiß nicht, woher er stammt und wie alt er ist – der mächtige Weißkopfseeadler, der in der ZF-Sachs-Ausstellung hinter einer Glasvitrine seine großen Schwingen ausbreitet und eine seiner gefährlichen gelben Klauen in die als Kugellager geformte Weltkugel krallt. Man vermutet, dass die Trophäe ein Geschenk bei der Zweiggründung des Schweinfurter Unternehmens Fichtel & Sachs 1913 in den USA war.

Der "Bald Eagle" ist das Wappentier der USA. Er verkörpert Freiheit, Mut und Stärke. Das passt zu der Schweinfurter Industriellenfamilie. "Die Sachser waren alle begeisterte Jäger", erzählt David Schmitz. Der Historiker war von 2011 bis 2015 als Projektleiter mit der Aufarbeitung der Sachs-Geschichte betraut und hat die imposante Ausstellung auf 850 Quadratmetern Fläche in der ehemaligen Produktionshalle am Werksgelände der ZF Friedrichshafen AG in Schweinfurt mit aufgebaut. Anhand von zahlreichen Exponaten, Mitmachstationen und interaktiven Computerbildschirmen wird hier die Geschichte des Unternehmens Fichtel & Sachs und die Entwicklung der Marke "Sachs" erlebbar gemacht.

18.000 Besucher in acht Jahren

18.000 Besucher waren in den vergangenen acht Jahren schon da. Auch die Familie Sachs habe sich mehrfach durch die Ausstellung führen lassen, erzählt Schmitz. Für den Förderverein Schloss Mainberg ist es der erste Besuch, eigentlich ein längst überfälliger. Denn Schloss Mainberg war Anfang des 20. Jahrhunderts die Residenz des Industriebarons Ernst Sachs, der hier die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Sport empfing.

Auch Sohn Willy, der 1932 nach dem Tod des Vaters das Unternehmen übernahm, lebte mit Ehefrau Elinor von Opel auf dem Schloss. 1932 wurde dort sein Sohn Gunter Sachs geboren, der später weltbekannte Playboy. Und während des Zweiten Weltkriegs hatte Willy Sachs Nazi-Größen wie Göring und Himmler zu Gast auf dem Schloss.

Der legendäre '98er' Sachs-Motor war auch im Moped Victoria Fix Nürnberg verbaut.
Foto: Irene Spiegel | Der legendäre "98er" Sachs-Motor war auch im Moped Victoria Fix Nürnberg verbaut.

Die Ausstellung zeigt die bewegte Unternehmensgeschichte von der Gründung im Jahr 1895 bis zur Verschmelzung mit ZF im Jahr 2011, mit Einblicken auch in die Familiengeschichte. Besucher erfahren, wie Sachs die Stadt Schweinfurt geprägt hat. Sie können die imposante Entwicklung der Technik anhand von Exponaten aus den Bereichen Fahrradnaben, Motoren, Fahrwerk- und Antriebskomponenten bestaunen.

Es sind Ausstellungsstücke zu sehen, die an spektakuläre Rennen erinnern und die besondere Beziehung der Firma Sachs zum Sport­sponsoring verdeutlichen. Auch Zukunftsthemen wie Leichtbau­­­weise und Elektroantrieb, die heute für den ZF Standort Schweinfurt wegweisend sind, werden gezeigt.

Sachs und der Versuch im Automobilbau

Zwei Stunden dauert eine Führung durch die Ausstellung. Mit Historiker David Schmitz wird daraus ein höchst lebendiger Geschichtsunterricht. "Sachs wollte den kleinen Mann mobil machen", verweist Schmitz auf den legendären 98er, der bis Mitte der 1950er-Jahre über zwei Millionen mal produziert wurde. Sachs baute aber nicht nur Motoren für Fahrräder und Motorräder, sondern auch für Motorschlitten, Rasenmäher und Faltboote.

Der Kleinwagen Sachs 1 war von den Abmessungen her fast identisch mit dem heutigen Smart.
Foto: Irene Spiegel | Der Kleinwagen Sachs 1 war von den Abmessungen her fast identisch mit dem heutigen Smart.

Sogar in den Automobilbau wollte Sachs einsteigen und entwickelte den Kleinwagen Sachs 1, von dem er acht bis neun Prototypen bei Porsche fertigen ließ. Auf den Markt ist er nie gekommen. Sachs ließ aus Sorge vor möglichen Auftragsverlusten aus der Automobilindustrie die Exemplare wieder verschrotten. Seine Ingenieure haben heimlich ein Exemplar gerettet, der knallgelbe "Ur-Smart" ist in der Ausstellung zu bewundern. 

Fichtel & Sachs hatte auch eine eigene Lehrwerkstatt. "Seit 1919 wird im Unternehmen ausgebildet", erzählt Schmitz. Jugendlichen Besuchern zeigt er gerne die fein säuberlich geschriebenen Berichtshefte aus früheren Jahren. Noch heute treffe sich der Abschlussjahrgang 1955 jährlich in Schweinfurt.

Der Siegfried-Leuchter wird für den Förderverein Schloss Mainberg in der Sachs-Ausstellung aufbewahrt.
Foto: Irene Spiegel | Der Siegfried-Leuchter wird für den Förderverein Schloss Mainberg in der Sachs-Ausstellung aufbewahrt.

Die Ausstellung ist auch ein Aufbewahrungsort für Schätze aus dem Familienbesitz. Zum Beispiel den Siegfried-Leuchter. Der Kronleuchter mit dem Sagenhelden Siegfried, der gegen die Schlangen kämpft, war 1916 ein Geburtstagsgeschenk der Schweinfurter Industriellenfamilie Fries an Ernst Sachs. Er hing im  Herrenzimmer auf Schloss Mainberg und wird für den Förderverein im Sachs-Museum aufbewahrt.

Information: Der Besuch der Ausstellung ist als geführter Rundgang für Personengruppen von 15 bis 20 Personen nach Voranmeldung bei der Touristinformation Schweinfurt unter tourismus@schweinfurt360.de bzw. Tel. (09721) 513600 möglich. Kinder unter 14 Jahren können die Ausstellung in Begleitung Erwachsener besuchen, Schulklassen ab der 7. Klasse.

 
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