Manche Diskussionen in kommunalen Gremien sind für Außenstehende amüsant, können aber bei den Betroffenen Missmut auslösen. Die Grünen hatten schon Anfang November einen Antrag gestellt, die Gebühren für Straßenmusiker auf fünf Euro pro Tag zu senken und die Genehmigung für den Auftritt im Bürgerservice am Marktplatz und nicht mehr im Ordnungsamt am Sennfelder Bahnhof abholen zu können. Erst jetzt gab es eine Antwort der Verwaltung. Ordnungsreferent Jan von Lackum fand das Thema nicht sonderlich erfreulich.
Die Diskussion über die Straßenmusiker-Gebühren - sie betragen im Moment zehn Euro pro Tag bei maximal vier Stunden Spielzeit - entbrannte nach einer Geschichte in dieser Zeitung, als sich Ende Oktober die 64 Jahre alte Lehrerin Karin Schmidt aus Schweinfurt an die Redaktion wandte. Sie spielt selbst leidenschaftlich gerne Straßenmusik und kritisierte die Gebühren und den Aufwand, die Genehmigung zu bekommen. Wenige Tage später folgte der Grünen-Antrag. Von Lackum erklärte nun, es sei überhaupt das erste Mal, dass sich jemand beschwere. "Es scheint der Zeitgeist zu sein, sich nicht an die Zuständigen zu wenden, sondern es in der Zeitung aufzubauschen." Er stellte ausdrücklich fest: "Wir haben kein Problem". Jedenfalls nicht bezüglich der Gebühren und der Frage, wo man eine Genehmigung zum Spielen abholen kann.
In Sachen Qualität der Musik ist es aber durchaus so, dass die Grünen und FDP-Stadtrat Georg Wiederer mit ihrer Einschätzung, Straßenmusik sei eine Belebung der Innenstadt, nicht ganz auf einer Linie mit der Verwaltung, der CSU-Fraktion, aber auch der SPD liegen. Von Lackum fand in seinen Ausführungen, warum die Verwaltung den Grünen-Antrag ablehnt, deutliche Worte: "Bei einer Reduzierung der Gebühren ist zu befürchten, dass die Zahl der beantragten Genehmigungen weiter ansteigt, die Qualität aber wie bereits jetzt auch bei vielen Musikern deutlich zu wünschen übrig lässt." Bei manch einem könne man offensichtlich nicht davon ausgehen, dass er sein Instrument beherrsche, so der Ordnungsreferent.
Funk und Hofmann sehen auch ein Qualitäts-Problem
Unterstützt wurde er in dieser Einschätzung von CSU-Fraktionschef Stefan Funk: "Wir brauchen Qualität statt Quantität, manchmal hat man ja den Eindruck, es sind öffentliche Proben." SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann findet das Ziel des Grünen-Antrags grundsätzlich gut, er glaube aber auch, "dass die straßenmusikalische Qualität in Schweinfurt fraglich ist." Ein Problem sei durchaus auch, dass die Passanten in der Wälzlagerstadt nicht so spendabel seien wie anderswo, was wiederum dafür sorge, dass gute Musiker, die davon leben, in anderen Städten an lukrativeren Standorten spielen. Die hervorragende Qualität des Straßenmusikfestivals "Pflasterklang" des KulturPackts Anfang September liege vor allem an den guten Kontakten und der Betreuung durch die KulturPackt-Macher.
Bezüglich der Frage, wo die Genehmigungen, die ein Musiker nur drei Mal pro Monat bekommt, abgeholt werden müssen, zeigte sich Jan von Lackum nicht kompromissbereit. Das Ordnungsamt habe alle Unterlagen, wisse, ob es schon Beschwerden über den Musiker gab, und würde auch bei ausländischen Musikgruppen kontrollieren, ob Arbeitserlaubnisse vorlägen. Der Bürgerservice könne das nicht leisten.
Der Ausschuss folgte schließlich der Verwaltung, der Antrag der Grünen auf Senkung der Gebühren wurde mit 9:6 Stimmen abgelehnt, auf Verlegung der Abholung der Genehmigung in den Bürgerservice mit 13:2. Georg Wiederers Vorschlag, für ein Jahr keine Gebühren und Abholung in der Stadt zu machen, wurde ebenfalls mit 13:2-Stimmen abgelehnt.