Acht Anzeigen gegen Unbekannt hat die Polizei nach Sabotageakten in Maisfeldern bis zum Dienstag nach eigenen Angaben aufgenommen. Die Maisäcker, die durch heimtückische Aktionen wie an Pflanzen befestigte Schrauben oder jetzt auch Glasflaschen betroffen sind, liegen alle in der näheren Umgebung von Gerolzhofen. Sinn dieser Anschläge ist es, möglichst großen Schaden an den Maishäckslern anzurichten. Dabei wird aber auch Menschenleben gefährdet, wenn geschredderte Metall- oder Glassplitter durch die Gegend fliegen.
Die Polizei ermittelt zurzeit mit Hochdruck in alle Richtungen, sagt Andreas Lacke von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken. An keiner anderen Stelle außer im Raum Gerolzhofen seien bis jetzt im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums ähnliche Fälle bekannt geworden. Zu den laufenden Ermittlungen möchte Lacke keine weiteren Auskünfte geben.
Größte Vorsicht geboten
Der Bayerische Bauernverband (BBV), Kreisverband Schweinfurt, hat inzwischen in Absprache mit der Polizei eine E-Mail an Maisbauer im Raum Gerolzhofen versendet. Dort werden die Landwirte gebeten, größte Vorsicht bei der Maisernte walten zu lassen. Das berichtet Kreisgeschäftsführer Manfred Kraus auf Anfrage. „Von Anschlägen im Maisfeld hört man immer wieder mal, aber in solcher Häufung wie jetzt im Raum Gerolzhofen habe ich das noch nie erlebt“, sagt Kraus.
Der Geschäftsführer hält es durchaus für möglich, dass hier nicht nur ein Täter am Werk ist. Dafür spricht in seinen Augen, dass sich die Sabotage verschiedener Hilfsmittel wie Metallschrauben oder Flaschen bedient und dass die Opfer nicht nur Lieferanten für Biogasanlagen, sondern auch Milchviehhalter sind, die Mais als Futter für ihre Tiere anbauen.
Die Versicherungsfrage
Kraus zur Versicherungsfrage: Der Landwirt als Auftraggeber zum Abernten der Maisflächen einschließlich Häckseln habe zwar eine gewisse Vorsorgepflicht. Er ist aber laut Kraus nicht verpflichtet, den gesamten Maisbestand und jeden einzelnen Maisstängel zu überprüfen, insbesondere bei größeren Flächen. Schäden können nur über eine Maschinenbruchversicherung abgedeckt werden. Diese kann nur der Unternehmer und Eigentümer der Häckselmaschine abschließen. Der auftraggebende Landwirt kann das nicht.
Laut BBV-Rechtsabteilung in München ist nicht gleich mit einer Kündigung einer Maschinenbruchversicherung zu rechnen, wenn mehrere Schäden hintereinander auftreten. Da müssen schon weitere und andere besondere Vorkommnisse vorliegen, bevor die Versicherer diesen Schritt gehen.
„Da macht sich jemand viel Mühe, Schaden anzurichten“, meint Kraus weiter. Die bisher aufgetretenen Sabotageakte kosten durchaus Zeit und Aufwand. Der Geschäftsführer glaubt auch, dem oder den Tätern sei wohl bewusst, welches Unheil Metallschrauben im Häcksler auch an Menschen anrichten können. „Schwer vorstellbar, dass so ein Mensch so etwas mit seinem Gewissen vereinbaren kann“, meint der BBV-Funktionär.
Glassplitter gefährden Kühe
Eher Tiere als Menschen sind bei der Verwendung von Glasflaschen im Mais betroffen. Hier mischen sich bei der Ernte Splitter in den gehäckselten Mais. Wenn dann Kühe solches Futter fressen, könnten sie daran sogar sterben. Hier kommt für Kraus auch der Aspekt der Tierquälerei ins Spiel.
Maschinenring nicht direkt betroffen
Als Einrichtung, die lediglich die Abrechnung zwischen Lohnunternehmern und Landwirten übernimmt, selbst aber keinen Mais erntet, ist der Maschinenring Gerolzhofen nicht direkt von der Sabotage betroffen, erklärt Mitarbeiter Alexander Bönig. Als Landwirt baut er aber selbst Mais an. Er ist heilfroh, dass die Ernte auf einem Feld bei Grettstadt reibungslos verlief.
Aus Tätersicht ist für den Unterspiesheimer kein Muster erkennbar, denn sowohl Lieferanten für Biogasanlagen als auch Milchviehhalter seien betroffen. Ein Maisfeld wirklich mit letzter Sicherheit abzusuchen, sei unmöglich. Irgendwo könnte sich trotz intensiver Nachschau doch noch ein Metallteil unter einem Maisblatt verborgen halten.
Drohne schafft das nicht
Neben seiner Tätigkeit beim Maschinenring und als Landwirt ist Alexander Bönig auch Kreisbrandinspektor. Deshalb kam ihm die Idee, eine Drohne bei der örtlichen Unterstützungsgruppe anzufordern. Seine Hoffnung war es, das Fluggerät könnte tagsüber erwärmte Metallteile im Maisfeld erkennen. Das könne eine solche Drohne aber nicht schaffen, machten die Experten die Hoffnung Bönigs zunichte.
Dass die Aktionen speziell gegen die Biogasanlage Oberspiesheim oder eine andere Anlage gerichtet sind, glaubt Tino Scheithauer nicht. Zusammen mit Bernhard Bedenk ist er Geschäftsführer auf der Oberspiesheimer Anlage. Kritiker an Biogasanlagen sagen, es sei nicht verantwortbar, Lebens- beziehungsweise Futtermittel zur Erzeugung von Energie zu verwenden. Das könnte Motivation für militante Aktionen im Maisfeld sein.
Aber auch Scheithauer weist darauf hin, dass nicht nur Lieferanten für die Biogasanlage von der Anschlagsserie betroffen sind. Jedenfalls bewegen sich für ihn die Taten weit jenseits eines dummen Bubenstreichs.
Da fehlen einem die Worte!!!