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Gerolzhofen
Baugebiet "Am TV-Platz": Das Erbbau-Modell trägt jetzt Früchte
Der Turnverein konnte inzwischen alle seine Einzel-Grundstücke am ehemaligen TV-Platz vererben. Lediglich eine große Fläche für die Jahnpark GmbH wird noch freigehalten.
Im Baugebiet 'Am TV-Platz' in Gerolzhofen sind noch große Flächen unbebaut. Allmählich schließen sich nun aber die Lücken.
Foto: Klaus Vogt | Im Baugebiet "Am TV-Platz" in Gerolzhofen sind noch große Flächen unbebaut. Allmählich schließen sich nun aber die Lücken.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:33 Uhr

Das Neubaugebiet auf dem Gelände des ehemaligen Sport- und Turnplatzes des Turnvereins (TV) Gerolzhofen weist noch immer größere unbebaute Flächen auf. Doch allmählich schließen sich die Lücken. In der jüngsten Sitzung des Ferienausschusses des Gerolzhöfer Stadtrats wurde der Errichtung eines weiteren Neubaus zugestimmt, der auf einer Fläche stehen wird, die der TV in Erbbaurecht vergibt. Das Finanzkonzept des TV, das auf Erbbaurecht fußt, entfaltet nun die gewünschte Wirkung.

Auf dem Baugrundstück mit der späteren Hausnummer 5 entsteht ein Einfamilienwohnhaus in zweigeschossiger Bauweise mit Walmdach sowie eine angrenzende eingeschossige Einliegerwohnung mit einem flachen Pultdach. Geplant sind ein Carport mit Flachdach für zwei Fahrzeuge sowie zwei weitere Auto-Stellplätze im vorderen Grundstücksbereich. Der Ferienausschuss erteilte einige Befreiungen vom dort geltenden Bebauungsplan.

Jahrelange Verhandlungen

Doch wie ist die Situation insgesamt auf dem Gelände des ehemaligen TV-Sportplatzes? Ein Blick zurück: Sage und schreibe 13 Jahre mit wechselnden Verhandlungsführern auf beiden Seiten hatte es gedauert, bis sich die Stadt und der Turnverein im August 2015 auf eine einvernehmliche Lösung einigen konnten, wie es mit der Stadthalle und dem dahinter liegenden Sportplatz weitergeht.

Die Einigung war vielschichtig: Die Korbballerinnen durften fortan für ihren Spiel- und Trainingsbetrieb das Spielfeld des Landkreises Schweinfurt an der Dreifach-Turnhalle nutzen, die Stadt übernimmt dafür die Mietkosten. Für den Wegfall der Stadthalle als Trainingsort des TV zahlt die Stadt dem Verein jährlich einen weiteren Festbetrag. Im Gegenzug wurde der rund 13 700 Quadratmeter große vereinseigene TV-Sportplatz zum Baugebiet umgewandelt. Fünf Grundstücke, die im nördlichen Teil des Gebiets an die Jahnstraße angrenzen (etwa 3220 Quadratmeter), gingen an die Stadt, wurden verkauft und sind längst bebaut.

Jährlicher Erbbau-Zins

Die restliche Fläche von 8900 Quadratmetern (etwa 65 Prozent der Fläche) behielt der Turnverein für sich und bot die einzelnen Parzellen Bauwerbern im Erbbaurecht an. Unter dem Strich sollte dieses Konstrukt, so TV-Vorsitzender Bernhard Krapf bei einem Gespräch mit dieser Redaktion im Jahr 2015, bis zu rund 23 000 Euro pro Jahr für den TV abwerfen. Größter Posten neben den Zahlungen der Stadt ist der Erbauzins von den Bauherren mit maximal 18 500 Euro. Mit den Einnahmen finanziert der Verein die stark gestiegenen Mietkosten für diverse Turnhallen mit.

Das Erbbau-Modell des Turnvereins wollte am Gerolzhöfer Wohnungsmarkt aber zunächst nicht so recht einschlagen. Historisch niedrige Bauzinsen machten einen Erbbau-Vertrag mit einer Laufzeit von 99 Jahren eher unattraktiv. Dann kam die Jahnpark Gerolzhofen GmbH, die sich vom Turnverein über einen Erbpachtvertrag eine große Fläche sicherte. Hinter dieser GmbH stehen die Wohlfühlwohnen Bayern GmbH aus Feucht und als Projektentwickler das Büro von Johannes Arndt (Wiesentheid). Der "Jahnpark" wird auf der Westseite der Fläche drei zweigeschossige Mehrfamilienhäuser (Häuser A, B und C) mit jeweils vier Wohneinheiten umfassen. Bislang ist dort nur eines dieser drei Holzhäuser, das Haus A, fertiggestellt.

Baubeginn bei Haus B

Nach Auskunft von Johannes Arndt läuft das Projekt "Jahnpark" wie geplant weiter. Für das Haus B seien schon alle Wohnungen verkauft. Ursprünglich habe man im August mit dem Bau beginnen wollen, doch das Bauunternehmen habe unter anderem Probleme mit der aktuellen Baustoff-Knappheit. "Im September geht es aber los", sagt Arndt. Für das Haus C seien bereits auch schon zwei oder drei Wohneinheiten verkauft, der Bau dieses Hauses werde dann Mitte 2022 beginnen. 

Der ersten Spatenstich für das Haus A im 'Jahnpark' auf dem ehemaligen TV-Platz fand im Juni 2018 statt. Im Bild (von links) Bürgermeister Thorsten Wozniak, Isabella Steinmann (damals die Geschäftsführerin des Caritas-Sozialzentrums Gerolzhofen), Josef Reislöhner (Geschäftsführer der Wohlfühlwohnen Bayern GmbH)  und TV-Vorsitzender Bernhard Krapf.
Foto: Archivbild Norbert Finster | Der ersten Spatenstich für das Haus A im "Jahnpark" auf dem ehemaligen TV-Platz fand im Juni 2018 statt. Im Bild (von links) Bürgermeister Thorsten Wozniak, Isabella Steinmann (damals die Geschäftsführerin des ...

Auf der anderen Straßenseite wurde ein fast identischer Bauabschnitt des Jahnparks ins Auge gefasst. Der Turnverein räumte der Wohlfühlwohnen Bayern GmbH dafür eine entsprechende Option auf die rund 3000 Quadratmeter große Fläche ein. Einen Erbpachtvertrag dafür gibt es allerdings (noch) nicht. Johannes Arndt ist aber angesichts der Nachfrage zuversichtlich, dass die Jahnpark GmbH auch diese Fläche vermarkten kann und vom TV vererbt bekommt. Möglicherweise werde man hier aber statt der ursprünglich geplanten drei zweigeschossigen Mehrfamilienhäuser nur zwei größere Häuser und an der Südseite der Fläche ein Einfamilienhaus errichten. 

Alle Grundstücke sind weg

Wie sieht nun die Ertragssituation für den Turnverein aus? Nach der großen Fläche auf der Westseite, die an die Jahnpark Gerolzhofen GmbH ging, wurden inzwischen auch für alle anderen Einzelgrundstücke Bauwerber gefunden. "Im Herbst 2020 konnten wir die beiden letzten Einzelgrundstücke am TV–Platz vererben", teilt der TV-Vorsitzende Bernhard Krapf mit.

Was also einzig noch nicht vererbt wurde, das ist das große, südöstlich gelegene Grundstück mit rund 3000 Quadratmetern. Hier wurde allerdings die Option mit der Wohlfühlwohnen Bayern GmbH nun bis zum 31. Dezember 2022 verlängert – gegen Zahlung einer Prämie. "Diese Optionsprämie entspricht genau dem tatsächlich zu zahlenden Erbbauzins", erklärt Bernhard Krapf. Das Erfreuliche für den TV: "Das Ziel, mit den Erbbauzinsen unsere stark gestiegenen Hallenkosten teilweise zu begleichen, wurde somit vollumfänglich erreicht."

 
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