Es ist geschafft. 13 Jahre lang haben die Stadt und der TV über eine Nutzung des alten Sportplatzes hinter der Stadthalle als Baugebiet verhandelt, Kontakte ergebnislos abgebrochen und wieder neu aufgenommen. Vier verschiedene Versionen eines Erbaurechtsvertrags sind dabei entstanden. Unter die jüngste setzten nun am Mittwoch TV-Vorsitzender Bernhard Krapf und Verwaltungsleiter Johannes Lang seitens der Stadt ihre Unterschriften und damit einen Schlusspunkt. Für Bauwerber besteht nun Rechtsverbindlichkeit.
Vorangegangen war die Zustimmung des Stadtrats in der Sitzung vom 27. Juli und der Mitglieder in der Jahreshauptversammlung des TV vier Tage später. Hier lautete das Abstimmungsergebnis 62:2 für den Vertrag.
Im Gespräch mit dieser Zeitung zeigt sich Bernhard Krapf sehr zufrieden mit den Verhandlungsergebnissen. So sieht der Vertrag jetzt eine freie Konditionsgestaltung des Erbbauzinses durch den TV vor. Das heißt, der Verein kann den Zinssatz innerhalb eines Korridors variabel gestalten. Das Vereinszimmer in der Stadthalle darf der TV jetzt unentgeltlich nutzen. Bisher musste er die Nebenkosten erstatten.
Sechs Korbballfelder
Besonders erfreulich aus TV-Sicht: Die Korbballerinen erhalten auf dem Sportgelände am Schulzentrum nicht weniger als sechs Spielfelder. Zusätzlich stellt das Landratsamt eine Fläche für eine Garage bereit, in der die Utensilien des Vereins untergebracht werden können. Und die Stadt übernimmt die Kosten für die Anmietung der Spielflächen für die Korbballabteilung bis zu einer Höhe von1500 Euro pro Jahr.
Nach einigen Irritationen kurz vor den Sommerferien liegt dem TV nun eine schriftliche Zusage vom Landratsamt vor, dass auch künftig die Korbballerinnen den Rasenplatz an der Dreifachturnhalle für ihren Spiel- und Trainingsbetrieb nutzen dürfen. Sollte diese Erlaubnis irgendwann aber doch einmal erlöschen, ist die Stadt verpflichtet, für eine adäquate Ersatzlösung zu sorgen und die anfallenden Kosten zu übernehmen. Für den Wegfall der Stadthalle als Trainingsort des TV zahlt die Stadt jährlich noch einmal 3000 Euro.
18 Bauplätze
Im Gegenzug wird der TV-Platz zum Baugebiet. Auf rund 13 700 Quadratmeter werden 18 Grundstücke zwischen 570 und 850 Quadratmeter entstehen. Fünf Grundstücke, die im nördlichen Teil des Gebiets Richtung Jahnstraße liegen (etwa 3220 Quadratmeter) gehen in den Besitz der Stadt über. Dafür übernimmt die Stadt alle Kosten für die Aufstellung des Bebauungsplans, Vermessungskosten, Bereitstellung der Ausgleichsflächen und die gesamten Erschließungskosten.
Im Eigentum des TV verbleiben 13 Grundstücke mit 8900 Quadratmetern (etwa 65 Prozent der Fläche). Diese Flächen bleiben im Erbbaurecht vorerst bei der Stadt. Sobald ein Bauwilliger gefunden ist, wird die Stadt das Grundstück freigeben, und der TV wird direkt mit dem Bauwerber einen Erbbauvertrag auf 99 Jahre abschließen. Die Stadt will ihre Grundstücke für maximal 70 Euro (unerschlossen) verkaufen.
Unter dem Strich rechnet Vorsitzender Bernhard Krapf mit bis zu rund 23 000 Euro Mehreinnahmen im Jahr für den TV, darunter als größter Posten der Erbauzins mit maximal 18 500 Euro. Hintergrund dieses Erbbaukonzepts, das im wesentlichen eine Idee von Bernhard Krapf und Geo-net-Stadtrat Thomas Vizl ist, sind die immens gestiegenen Hallenmietkosten, die vor einigen Jahren im Schulzentrum von fünf auf 20 Euro pro Stunde stiegen.
Mit den Einnahmen gedenkt der Vorsitzende diese Kosten weitgehend abzudecken. Für die rund 820 Sportler und Mitglieder beim TV hätte das den Vorteil, dass der Verein auf eine deutliche Anhebung der Mitgliedsbeiträge verzichten kann.
Keine Durchgangsstraße
Für alle fünf städtischen Grundstücke soll es bereits Kaufinteressenten geben. Für die Erbbau-Variante interessieren sich bisher vier Bauwillige. Einen großen Vorteil für die künftigen Bewohner sieht der Vorsitzende darin, dass es keine Durchgangsstraße und damit wenig Verkehr in dem Gebiet geben wird.
Nun wird der Bebauungsplan (siehe Grafik) noch einmal ausgelegt. Eventuellen Änderungswünschen von externer Seite muss der Stadtrat zustimmen. Im November sollen laut Krapf die Arbeiten für die Erschließung ausgeschrieben werden. Die Erschließungsarbeiten beginnen im Frühjahr und sollen innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein. Durch vorhandene Versorgungseinrichtungen in der Umgebung ist der völlig ebene Platz relativ einfach zu erschließen, so dass bereits im Sommer 2016 die ersten Häuser entstehen können.
Nach den Ferien will der TV eine Informationsveranstaltung zum Thema Erbbaurecht anbieten.