
Die Kritik ist nicht neu: Während in Baden Württemberg nur zwei Prozent der landwirtschaftlichen Flächen als "rotes Gebiet" gelten, sind es in Bayern 17 Prozent und im Kreis Schweinfurt sogar rund 52 Prozent. In "roten Gebieten" liegt der Nitratwert über 50 Milligramm pro Liter. Daraus ergeben sich weitreichende und finanzielle Folgen für die Landwirte.
Eugen Köhler, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in Unterfranken untermauerte die Verärgerung der Landwirte aus dem Kreis anlässlich eines Ortstermins an der Messstelle in der Nähe von Dittelbrunn, an einem Parkplatz an der B286, mit Zahlen.
Das System der Messungen bezeichnet Kreisobmann Michael Reck als beliebig und nicht nachvollziehbar. Für Schweinfurt werde der Nitratwert an einem Brunnen zwischen Dittelbrunn und Poppenhausen ermittelt. Dort liege der Nitratwert über der vorgegebenen Grenze: 52 und 54 Milligramm pro Liter wurden gemessen, schilderte Eugen Köhler.
Aber, und das ärgert die Landwirte, über den Brunnen ist kaum etwas bekannt. Es gibt keine Karten, keine Kataloge, die zweifelsfrei belegen, woher das Wasser kommt. Eine Kamerabefahrung sei technisch nicht möglich, einen "einfachen Farbtest" habe das Wasserwirtschaftsamt trotz der Bitte aus dem Bauernverband nicht vorgenommen. In der Nähe des Brunnens existieren drei Schächte, die als mögliche Zuflüsse in Frage kommen, mit ein wenig Farbe, so die Landwirte, hätte man den Zufluss eindeutig klären können.
Der kleine Brunnen mit der "unbekannten Zuleitung" bestimmt aber derzeit die Ausweisung eines großen Gebietes als "rotes Areal", als mit Nitrat überbelastet. Bis Arnstein reiche die Fläche, die wegen der Messungen bei Dittelbrunn gekennzeichnet ist. Dabei werden nur zwei Messungen vorgenommen: Der höhere Wert gelte für das ganze Jahr und die ganze Region. Eigene Messungen aus dem Kreis der Landwirte hätten wesentlich niedrige Nitratwerte ergeben, berichten die örtlichen Vertreter des Bauernverbandes. Aus Eigeninteresse kontrollieren auch sie den Nitratgehalt.
Zudem kritisiert der Bauernverband seit Monaten den Umgang mit den Messungen, fordert mehr Transparenz der Ämter und wünscht sich ein dichteres Netz an Messstellen. In Egenhausen könnte eine neue Nitratreferenzstelle entstehen, dort gebe es einen geeigneten Brunnen. Auch in Geldersheim sollte gemessen werden.
Michael Reck findet für das Verhalten des Wasserwirtschaftsamtes drastische Worte: "Unterlassene Hilfeleistung" nennt er das Vorgehen. Er fordert ein Umdenken, auch eine größere Zahl von Messstellen und Messungen.