Im Wernecker Ortsteil Eßleben steht eine beachtliche Reihe landwirtschaftlicher Betriebe, darunter Bullenmast, Milchproduzenten, Gemüsebauern und auch Bioenergieerzeuger. „Eßleben lebt von der Landwirtschaft“, sagte Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl deshalb beim landwirtschaftlichen Fachgespräch, zu dem die CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft auf das Gelände der Biogasanlage Saam eingeladen hatte.
„Zukunft Landwirtschaft – Zwischen Tradition und Innovation“ lautete das Motto der Veranstaltung, zu der schon am Nachmittag zu Musik von den „Fidelen Alten“ und Essen und Trinken laut Mitorganisatorin Gertraud Göb, ehemalige Kreisbäuerin, rund 300 Eßlebener, CSU-Sympathisanten sowie Landwirte aus dem Umkreis gekommen waren.
Begehrte Führungen im Pilzland
Großes Interesse zeigten die Besucher vor allem an der angrenzenden Champignonzucht im Pilzland Eßleben, die Führungen durch die zum Teil bis auf zehn Grad heruntergekühlten Hallen anbot.
90 Tonnen weiße und braune Champignons werden hier wöchentlich von rund 100 Mitarbeitern herangezogen und geerntet. Für die laut stellvertretendem Betriebsleiter Gert Henne-Wellner „modernste Anlage der Welt“ mit computergesteuerter Klima- und Bewässerungstechnik liefert die benachbarte Biogasanlage von Günter Saam die nötige Abgaswärme. Der Champost, abgetragenes Pilzkultursubstrat mit besonders hohem Wasserspeichervermögen und einem Anteil Schwarztorf, wandert entweder nach der Ernte in private oder gewerbliche Anbauflächen im Umkreis oder aber in die Biogasproduktion der Nachbarn Saam.
Bioenergie wird weiter gefördert
Bioenergie wie die von Saam werde von der CSU geschätzt, betonte Weisgerber in ihrer Ansprache. „Anders als Sonne oder Wind ist sie regelbar und dazu effizient.“ Seitenhiebe gab es von der Bundestagsabgeordneten gut 90 Tage vor der Bundestagswahl am 22.
In der EEG-Novelle 2017 stehen nun jährlich doch 150 Megawatt und ab 2020 200 Megawatt zur Ausschreibung. Außerdem betonte Weisgerber, dass sich auch kleine, schon bestehende Anlagen von Leistungen bis 150 Kilowatt weiterhin an den Ausschreibungen beteiligen dürfen.
Spitzen gegen Grüne und SPD
Weitere Wahlkampf-Spitzen setzte die Direktkandidatin für den Bundestagswahlkreis Schweinfurt-Kitzingen außerdem in Richtung Grüne und ihren Veggie-Day-Vorschlag sowie gegen „eine Umweltministerin, die die Bauernschaft pauschal an den Pranger stellt“.
Weisgerber führte nicht weiter aus, welchen Pranger sie damit meinte. Die Bauern im Saal dürften aber gedanklich den Bogen zu den Anfang 2017 entworfenen Bauernregeln von Barbara Hendricks (SPD) gespannt haben, die mit Versen wie „Steh'n im Stall zu viele Kühe, macht die Gülle mächtig Mühe“ für gehörigen Unmut unter den Landwirten gesorgt hatten.
Für eine positive Wahrnehmung plädierte Alois Kraus, stellvertretender Präsident der unterfränkischen Abteilung des Bayerischen Bauernverbands: „95 Prozent der Verbrauher wollen bezahlbare, gute Lebensmittel. Und die bekommen sie in Deutschland.“
Sind Landwirte Klimasünder?
„Wir produzieren die gesündesten, die vielfältigsten Lebensmittel überhaupt“, sagte auch Artur Auernhammer.
Weisgerbers Landesgruppen-Kollege aus dem mittelfränkischen Weißenburg ist selbst Landwirt und zudem Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Die Landwirtschaft komme für seinen Geschmack in der öffentlichen Wahrnehmung zu schlecht weg. Oft werde sie als Klimasünder hingestellt. „Dass eine Kuh einen Rülpser lässt, gehört dazu“, ist der CSU-Abgeordnete überzeugt. Mit regenerativen Energien wie Bioethanol, Holzenergie und Biogas, gepaart mit Sauerstoff aus Wäldern und vom Acker, leiste die Landwirtschat einen „wichtigen Beitrag zur Energieversorgung“.
Digitale Neuerungen wie satellitengesteuerte Maschinen, die Dünger effizienter ausbrächten, zeigten laut Auernhammer die Fortschritte moderner Landwirtschaft. In Sachen Düngegesetz, für das zwei Jahre verhandelt worden sei, „hätte ich gerne Bagatell-Grenzen eingeführt“, sagt der Abgeordnete. Ziel der Reform des Gesetzes, die der Bundestag im Februar 2017 verabschiedet hat: eine geringere Nitratsalzbelastung der Böden und des Grundwassers durch eine geringere Düngung.
Wegen der schlechten Akustik in der sonst landwirtschaftlich genutzten Halle verlegten die Verantwortlichen die anschließende Diskussionzum Thema Landwirtschaft ins persönliche Gespräch an die Biertische.