
Eine ungewöhnliche Beobachtung machten die Beschäftigten des Landratsamts in Schweinfurt am Montag Morgen: Zwölf Entenküken watschelten offenbar ziellos durch den Innenhof des Gebäudes. Auch ihre Mutter hielt sich dort auf. Zuvor muss sie etwa 30 Tage lang unbemerkt in einer dichten Hecke der Anlage gebrütet haben, weiß Hobbyornithologe Stefan Laubender. Er war von Harald Vorberg, Ansprechpartner des Netzwerks Wildvogelhilfe, zum Einfangen der Tiere zur Hilfe gerufen worden.
Da ausgewachsene Enten nur schwer wieder einzufangen sind, war der vorläufige Plan, nur die Jungtiere einzusammeln und sie von Laubender aufpäppeln zu lassen. Die frisch gebackene Entenfamilie voneinander zu trennen kam für den Vogelliebhaber jedoch nicht in Frage. Mit Unterbringungsbox und großem Kescher bewaffnet rückte er also an, um die Enten wieder in ihren natürlichen Lebensraum zu geleiten.
Und das muss schnell gehen, erklärt Vorberg: Da Entenküken nicht von ihrer Mutter gesäugt werden, müssen sie schnellstmöglich ins Wasser. Von der Wasseroberfläche nehmen sie nämlich ihre Nahrung, also Insekten und Mücken auf. Außerdem fühlen sie sich dort sicherer, weil sie vor drohender Gefahr besser fliehen und sich etwa in hohen Wassergräsern verstecken können.
Entenbabys entfliehen aus der Transportbox
Nur mit Mühe und Not konnten die beiden Männer alle Enten einfangen, resümiert Vorberg. Nachdem als erstes die zwölf Küken in der Box gesammelt waren, erwischte Laubender das Muttertier gerade noch so mit dem Kescher im Flug. Die zwölf Küken waren jedoch in der Zwischenzeit wieder ausgebüchst. Sie hatten sich durch die Gitterstäbe des Transportbehältnisses gedrückt und watschelten wieder durch den Innenhof.
Von Hand fingen Vorberg und Laubender die Jungtiere dann erneut ein, bevor sie die gesamte Familie endlich am Saumain in die Freiheit entlassen konnten. Anders als etwa bei Kaninchen stört es die Entenmütter nicht, wenn Menschen schon einmal mit ihren Jungen in Berührung gekommen sind.
Die Entenfamilie ist wohlauf. Etwa zwei bis drei Wochen wird sie sich nun im selben Umkreis aufhalten. Erst wenn die Jungen flügge sind, wechseln sie den Standort. Einen kleinen Dämpfer schiebt Harald Vorberg aber noch nach: "Die zwölf Jungen werden, so leid es mir tut, nicht alle überleben." Nur etwa zwei bis drei von ihnen werden auswachsen, schätzt er. Der Rest dient dem "Arterhalt" von Dachsen, Füchsen und anderen Raubtieren.

Auf die Frage, weshalb die Entenmutter ausgerechnet im Innenhof des Landratsamtes gebrütet hat, lacht Vorberg: "Das weiß nur der liebe Gott". Es sei jedoch nicht unüblich, dass sich Enten "die seltsamsten Orte" zum Ausbrüten ihrer Nachkommen aussuchen: Etwa in Blumenkübeln in Wohnblocks oder auf Parkhausdächern konnte der Naturschützer dieses Schauspiel schon beobachten.