Wenn am Samstag Christina Maria Hauck im Alten Rathaus die Bühne betritt, wird das Publikum die Rückkehr einer höchst talentierten und im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Musikerin erleben. Die Querflötistin, die an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln studiert, gastiert an diesem Abend anlässlich eines Kammermusikkonzerts in ihrer Heimatstadt.
Es ist ihr erster Auftritt, nachdem sie kürzlich den Goldpreis bei der "Franz Schubert International Music Competition 2023" gewonnen hat. Als die 23-jährige Studentin davon erfuhr, konnte sie es gar nicht glauben. "Damit hatte ich nicht gerechnet. Es war ja auch mein erster Wettbewerb überhaupt, bei dem ich mitgemacht habe", sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.
Zusätzlich hat die Jury sie mit dem Spezialpreis geehrt. Dieser wird nur verliehen, wenn die Interpretation außergewöhnlich ist. Ihr Kommentar dazu, der nahe an der Untertreibung ist: "Scheinbar hat ihnen meine Performance ganz gut gefallen". Für den internationalen Wettbewerb, der online ablief und für den ein Video eingeschickt werden musste, hatte sich Hauck mit dem Stück "Fantaisie brillante sur Carmen", das auf der berühmten Carmen-Oper von Georges Bizet basiert, beworben.
Spontan sei das geschehen, berichtet die Querflötistin. Sie wollte es einfach ausprobieren und sehen, ob sie mental für solche Wettbewerbe bereit sei. Große Chancen ausgerechnet hatte sie sich im Vorfeld nicht, räumt sie ein, schon gar nicht bei der geballten Konkurrenz, mit vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem asiatischen Raum.
Die Auszeichnung wird ihr weiter Kraft geben, um sich ihren Traum zu erfüllen: einen der begehrten Plätze in einem renommierten Orchester zu bekommen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen die Berliner Philharmoniker. Dass dies nicht leicht wird, weiß sie. "Auf einen freien Platz kommen hunderte Bewerber." Talent und harte Arbeit allein reichen dafür nicht aus, auch viel Glück und das nötige Kleingeld sind entscheidend, weiß Hauck.
Querflöten zum Preis eines neuen Kleinwagens
Ihre Querflöte - Modell Standard - hat rund 8000 Euro gekostet. Sie hat für den Kauf viele Jahre nebenbei gearbeitet. Und sie muss weiter sparen, denn es wird immer teurer. Manche Studierende spielen bereits mit Instrumenten, die den Wert eines neuen Kleinfahrzeugs oder sogar noch mehr haben. Auch bei vielen Wettbewerben müssten die Teilnehmenden viel Geld allein für die Anmeldung mitbringen; dazu kämen lange Anreisen und Übernachtungen. "Es ist ein sehr, sehr schwieriger Weg für Talente, die nicht mit Geld gesegnet sind", sagt die Studentin.
Sie will sich weiter durchkämpfen. Seit drei Jahren studiert Christina Maria Hauck Querflöte an der Kölner Musikhochschule. Bis zu fünf Stunden täglich übt sie mit ihrem Instrument. Andere würden sogar noch länger spielen, so Hauck. Daneben sammelt sie reihenweise Erfahrung. Zum Beispiel in Meisterkursen bei bekannten Lehrerinnen und Lehrer, darunter bei Peter-Lukas Graf oder zuletzt Prof. Faust in Düsseldorf.
In zahlreichen Orchesterakademien ist sie aufgetreten. Dazu zählen die Junge Philharmonie Würzburg in Kooperation mit dem Mainfrankentheater, die Bruckner Akademie und, worauf sie besonders stolz ist, die Deutsch-Skandinavische Jugend-Philharmonie – und das auch noch an jenem Ort, wo sie später gerne arbeiten würde: in der Berliner Philharmonie. Orchesterfahrten nach Frankreich (mit Bundesjugendsinfonieorchester), nach Griechenland und China sind weitere Höhepunkte ihres noch jungen musikalischen Schaffens.
Musikalische Leidenschaft in der Familie geweckt
Geweckt wurde ihre Begabung übrigens in ihrer musikbegeisterten Familie in Gerolzhofen. Papa, Mama und ihre Geschwister, alle haben musiziert. Ihren ersten Flötenunterricht bekam sie an der Musikschule. Mit neun Jahren spielte sie bereits bei den Rosenberg-Musikanten in Frankenwinheim, später in der Heimatkapelle Michelau, im Bezirksjugendsinfonieorchester und im Bundesamateurorchester.
Damit war der Weg vorgegeben. Nach dem Besuch der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen entschied sie sich für ein Musikstudium, das in Augsburg begann und das sie nun in Köln fortsetzt.
Vorfreude auf das erste Solisten-Konzert in ihrer Heimatstadt
Jetzt freut sie sich auf ihren ersten Solisten-Auftritt in Gerolzhofen. Es wird für sie ein besonderes Konzert sein. Familie und Freunde hätten sich angekündigt, verrät sie. Zusammen mit ihrem ehemaligen Klavierlehrer an der Berufsfachschule, Michael Lörcher, wird sie dem Publikum einen Abend mit bekannten Stücken der Klassik und Spätromantik präsentieren, und diesen gleichzeitig moderieren. Natürlich darf ihr Siegerstück, Schuberts Carmen, nicht fehlen, ebenso Tschaikowsky.
Das Konzert "Gerolzhöfer Kulturzeit - Altes Rathaus trifft romantische Flöte" am Samstag, 24. Juni, beginnt um 19 Uhr. Karten sind im Vorverkauf (15 Euro) bei der Tourist-Information Gerolzhofen sowie an der Abendkasse (17 Euro) erhältlich.