Das Bild, das viele noch im Kopf haben, ist so alt wie überholt. Dass man als Apotheker sehr gut verdienen kann, das war einmal, sagt Sabine Neder. Die Bedingungen haben sich grundlegend geändert, der Markt ist härter geworden. Das macht sich auch in der Apotheken-Landschaft bemerkbar.
1996, als Sabine Neder ihre Ausbildung zur Apothekerin gemacht hat, gab es in Schweinfurt noch 28 Apotheken, heute sind es noch 19. Noch. Denn zum 23. Dezember wird Sabine Neder, die auch die Deutschhof-Apotheke betreibt, die Apotheke Stein in der Innenstadt schließen.
Die Gründe dafür sind vielfältig und haben viel mit dem System zu tun, wie Apotheken heute arbeiten, arbeiten müssen. Der Aufwand ist nicht kleiner geworden, im Gegenteil, sagt Neder. Die Krankenkassen setzten fest, welches Medikament in welcher Dosierung bezahlt wird oder nicht. Das bis ins kleineste Detail zu überprüfen, braucht Zeit.
Der kleinste Fehler kann dazu führen, dass die Krankenkassen nichts bezahlen
Und jeder Fehler hat Folgen. Dann gibt es von den inzwischen rund 150 Krankenkassen in Deutschland, die eigens Prüfunternehmen beauftragen, kein Geld. Die Apotheke, die für die Kassen in Vorleistung geht, also das Medikament einkauft und an die Kundinnen und Kunden ausgibt, bleibt auf den Kosten sitzen.
Die Abrechnung mit den Krankenkassen erledigt ein Dienstleister. Auch das kann schief gehen, wie Sabine Neder spüren musste. Wegen veruntreuter Gelder im Unternehmen ist ihr früherer Dienstleister 2020 insolvent gegangen. 3000 Apotheken in Deutschland waren betroffen, sahen von ihrem Geld nichts mehr. Sabine Neder war eine davon. Die Einbußen: gewaltig. Drei Jahre habe sie deshalb quasi "umsonst" gearbeitet.
Der Fachkräftemangel ist längst auch in den Apotheken ein Thema
Nicht nur finanziell hat die Apothekerin schwierige Zeiten hinter sich. Dass Sabine Neder 45 bis 80 Stunden in der Woche selbst in ihren Apotheken steht, hat seinen Grund: massiver Personalmangel. Genug Mitarbeiterinnen zu finden – die meisten, die in Apotheken arbeiten, sind mittlerweile Frauen, die überwiegend in Teilzeit arbeiten wollen – ist immer schwieriger bis unmöglich geworden.
Zwar würden in Schweinfurt Fachkräfte ausgebildet, trotzdem gebe es kaum Pharmazeutisch technische Fachangestellte auf dem Arbeitsmarkt der Region, geschweige denn Apothekerinnen oder Apotheker. Vielleicht, weil viele wegziehen, vielleicht weil die Pharmaindustrie besser bezahlt? Sabine Neder weiß es nicht.
Mindestöffnungszeiten, Notdienste und Corona verschärften das Personalproblem
Egal wie: Die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestöffnungszeiten und den Notdienst über 24 Stunden (alle 19 Tage je Apotheke) muss Neder mit ihrem Personal stemmen. 17 Teil- und Vollzeitkräfte waren es einmal. 2023, wenn die Stein-Apotheke geschlossen hat, werden es noch zehn sein; inklusive Botenfahrer und Reinigungskraft. Drei Mitarbeiterinnen wird Sabine Neder kündigen müssen, wie sie sagt.
Corona hat die personell angespannte Lage noch verschärft. Krankes Personal, Ausfälle, Quarantänezeiten und dann der Mehraufwand. Zum Beispiel durch die Ausgabe von kostenlosen FFP2-Masken, die der Bund versprach, die quasi über Nacht in den Apotheken vorrätig sein sollten und dann die Zahl der Kundinnen und Kunden explodieren ließ.
Die Menschen standen Schlange. Allein an der Deutschhof-Apotheke waren es statt der üblichen 120 Kundinnen und Kunden am Tag 400. In drei Tagen waren die 4000 Masken, die Neder besorgen konnte, weg. Wer keine bekam, der habe seinem Ärger oft Luft gemacht, erinnert sich die Apothekerin.
Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten: Wenn Fiebersaft zur heißen Ware wird
Heute gibt es neue Themen, die den Alltag bestimmen – vor allem Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten. Manches ist nicht mehr zu bekommen. Fiebersaft für Kinder zum Beispiel. Nur selten ist er im Großhandel überhaupt verfügbar, und wenn, dann nur in geringen Mengen. Wer am schnellsten ist, gewinnt. Bei anderem müssen Apothekerinnen und Apotheker auf Alternativen gehen. Die zu finden und dann auch noch Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, dass das lieferbare Präparat genauso gut ist, das sei nicht immer einfach, sagt Neder.
Und es verschlingt wieder eins: Zeit. Die würde sich die Apothekerin gerne mehr nehmen als es aktuell möglich sei. Denn schließlich geht es ihr um die Menschen, wie sie sagt. "Als Apotheker sind sie für die Stammkunden die Vertrauensperson schlechthin."
Zu den Stammkunden Neders zählen auch die in der Stein-Apotheke. 2018 hat sie die Apotheke gekauft, nicht die Immobilie, sondern quasi den Kundenstamm, die Marktpositionierung. Dass sie diese schon nach fünf Jahren schließen werden muss, hätte Neder da nicht gedacht. Viel hat sie investiert, die Apotheke von Grund auf saniert, fünf Jahre gekämpft. Jetzt geht es nicht mehr. Das Investment ist verloren, die Schulden müssen abbezahlt werden.
Wenn die Kosten in vielen Bereichen steigen und gleichzeitig die Einnahmen sinken
Warum dieser Schritt? Zum Personalmangel kommen gestiegene Kosten – für Personal, für Miete, Heizung oder Klimatisierung. Plus die höheren Lieferkosten des Großhandels und die Konkurrenz aus dem Internet. Doch eines gab den entscheidenden "Todesstoß'", wie Sabine Neder es nennt: eine Entscheidung aus Berlin, das GKV-Stabilisierungsgesetz.
Ab 2023 gibt es dann für die Apotheken in Deutschland 23 Cent weniger pro verkaufter Packung. Klingt nicht viel, macht sich aber bemerkbar, gerade in Zeiten der Inflation. "5000 bis 10.000 Euro im Jahr werden allein dadurch bei jeder Apotheke durchschnittlich fehlen", rechnet Neder. Davon könnte sie schon eine Mitarbeiterin in Teilzeit beschäftigen. Wenn Sabine Neder eine finden würde.
Den Schlussstrich zu ziehen, fällt ihr nicht leicht. Die Entscheidung für die Apotheke am Deutschhof schon. Hier hat sie 2001 als Angestellte angefangen, 2014 die Apotheke übernommen. Die Filiale, sagt Sabine Neder, sei bei vielen Kundinnen und Kunden auch deshalb beliebt, weil die Parkmöglichkeiten besser sind als in der Stadt.
Kommt drauf an auf welches Gebiet man die Apothekendichte herunterbricht; bezieht man den Lkr. mit ein kommt das hin.
So ein Quark was sie hier schreiben. Mit im Augenblick über 46 Mio. versicherungspflichtige Arbeitnehmer haben wir einen Absoluten Höchsstand. Kennen Sie einen Arbeitssuchenden ?
Die wirtschafts brummt und Konzerne machen Rekordgewinne.
Diese Regierung richtet die Deutsche Wirtschaft zu Grunde!
Respekt für diesen billigen Beitrag!
Die meisten im Artikel genannten Probleme haben nichts, aber auch gar nichts mit der aktuellen, seit einem Jahr am Hebel sitzenden Regierung zu tun! Die aktuellen Regierung leistet zwar alles andere als gute Arbeit, in diesen schweren Zeiten kann man es aber eh niemanden recht machen.
Vielleicht ist es sinnvoll die Versäumnise der letzten Jahre zu betrachten, von 2009 bis 2021 stellten jeweils die CDU und die FDP die Gesundheitsminister. Die Kanzlerpartei war von 2005 bis 2021 die CDU.
Da muss man schon mir sehr großen Scheuklappen vor Blindheit beschlagen durch die Gegend laufen um die Misere der SPD anzulasten! Mit solch billigen Beiträgen lassen sich maximal die Wähler gewinnen die man sicher nicht haben möchte!
Das GKV-Stabilisierungsgesetz stammt von der jetzigen Regierung und das ist nun mal Lauterbach, Dittmar und Co!
Das ist so und kann man niemandem anderen anlasten!
DAS ist billig, für alle Fehler die alte Regierung (bei der die SPD ebenso mitregiert hat) zu belangen!
Und in diesen schweren Zeiten... sorry das ist Polemik!
Das GKV-Stabilisierungsgesetz stammt von der jetzigen Regierung und das ist nun mal Lauterbach, Dittmar und Co!
Das ist so und kann man niemandem anderen anlasten!
DAS ist billig, für alle Fehler die alte Regierung (bei der die SPD ebenso mitregiert hat) zu belangen!
Und in diesen schweren Zeiten... sorry das ist Polemik!
Habe ich zuerst auch überlesen.
Neidvoller geht es nicht!
Offensichtlich haben Sie den Artikel nicht gelesen oder verstanden!