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Gerolzhofen
Aufwändige Ernte: Spargel findet trotz Corona seine Abnehmer
Hygienekonzepte für Erntehelfer, geschlossene Gasthäuser: Die Folgen der Pandemie fordern Spargel-Erzeuger heraus – das zweite Jahr in Folge. Lohnt sich da der Anbau noch?
Erst sortieren, dann waschen: Auf dem Spargelhof Büttner in Alitzheim wird vieles noch per Hand erledigt. Auch Seniorchef Gebhard Büttner (rechts) hilft mit.
Foto: Andreas Stöckinger | Erst sortieren, dann waschen: Auf dem Spargelhof Büttner in Alitzheim wird vieles noch per Hand erledigt. Auch Seniorchef Gebhard Büttner (rechts) hilft mit.
Bearbeitet von Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 11.02.2024 08:17 Uhr

Bis der Spargel auf dem Teller ist, steht einiges an Arbeit an. Dieses Jahr noch mehr, denn nicht nur die Ernte hat es in sich. Die Folgen der Corona-Pandemie erforderten zunächst großen Mehraufwand auch für die Betriebe rund um Gerolzhofen, um osteuropäische Erntehelfer zum Stechen des edlen Gemüses zu bekommen.

Durch die wegen des Lockdowns nach wie vor geschlossenen Gasthäuser fällt außerdem ein großer Abnehmer weg. Hinzu kommt das größtenteils kühle Wetter im April, das der Spargel nicht mag. Für die ersten Mai-Tage ist es auch nicht gerade günstig gemeldet. „Es ist außergewöhnlich, dass es so lange kalt ist. Im Vorjahr hatten wir fast das Zehnfache an Ertrag in gleichen Zeitraum wie bisher“, sagt Rainer Büttner.

Zentrum des Spargel-Anbaus im Landkreis

So wie seinem Familienbetrieb in Alitzheim ergeht es auch seinen Kollegen im Raum Gerolzhofen, dem Zentrum des Spargelanbaus im Landkreis Schweinfurt. Von den rund 120 Hektar, auf denen im gesamten Kreis Spargel angebaut wird, liegt etwa die Hälfte innerhalb der Großgemeinde Kolitzheim.

Einen der größeren Betriebe hat Peter Seufert in Lindach. Er habe gut 50 Prozent weniger Ertrag in diesem Jahr, wegen der Kälte, meint er. Das Defizit könnten einige warme Tage bis Ende Juni noch auffangen. Zudem verzögert sein Betrieb mit Folien auf einem Drittel der rund 20 Hektar Anbaufläche das Wachstum, „damit wir zum Schluss hin auch noch was haben“.

Was den Verkauf betrifft, hat er keine Sorgen. „Bei den Mengen überhaupt nicht, es ist ja nicht viel auf dem Markt.“ Im Vorjahr erging es ihm wie vielen seiner Berufskollegen. Die rund 25 Prozent, die er in den Jahren vor Corona an die Gastronomie verkauft hat, gingen über Privatkunden weg. Egal, ob über Großhandel oder Verkaufsläden: Die Nachfrage sei da.

Zusätzliche Wohncontainer für die Erntehelfer

Diesmal, so sagt er, seien allerdings die Vorarbeiten extrem gewesen, wegen der strikten Auflagen. „Das ist ein Akt für sich! Wir hatten einiges mehr an Kosten.“ So musste er allein zehn zusätzliche Wohncontainer anschaffen, um die rund 30 ausländischen Arbeitskräfte unterzubringen. Seit 40 Jahren baue er Spargel an, „man muss doch schauen, dass es weitergeht, auch in solchen Zeiten“.

Klagen möchte auch Christian Pretscher nicht, dessen Familie in Unterspiesheim ebenso einen größeren Hof bewirtschaftet – trotz der Hürden, die es vor dem Start in die Saison zu überwinden galt. Der ganze Papierkram im Vorfeld hätte ihm pro Erntehelfer bestimmt vier Stunden an Zeit gekostet. „Dann waren sie erst einmal auf dem Hof. Doch da kommt noch Zeit für Impftermine und Hygienekonzepte dazu“, gibt er zu bedenken. Hinzu kommen regelmäßige Schnelltests, zweimal am Tag Maskenwechsel, berichtet Pretscher. Außerdem hat sein Betrieb zusätzliche Fahrzeuge angeschafft, um die Arbeiter nur in den eingeteilten Gruppen auf die Felder zu fahren.

Ohne Handarbeit geht es auf dem Spargelhof Büttner in Alitzheim nicht.
Foto: Andreas Stöckinger | Ohne Handarbeit geht es auf dem Spargelhof Büttner in Alitzheim nicht.

Anders gehe es eben nicht, immerhin könne man überhaupt arbeiten, auch wenn die Auflagen hoch seien, sagt Pretscher. „Zurücklehnen und jammern nützt nichts, man muss schauen, wie man zurecht kommt.“

Regionalität gewinnt an Bedeutung

Das gelang seinem Betrieb nach dem Wegfall der Gastwirtschaften besser als gedacht. Verkaufsstände, aber auch Abnehmer wie Krankenhäuser oder Betriebskantinen fingen es auf. „Der Zuspruch ist gestiegen, die Verbraucher schätzen Regionalität umso mehr“, hat er als positiven Effekt der Krise ausgemacht.

Beim Spargelhof Fackelmann in Frankenwinheim packt auch der Nachwuchs mit an.
Foto: Fackelmann | Beim Spargelhof Fackelmann in Frankenwinheim packt auch der Nachwuchs mit an.

Auch kleinere Betriebe, wie der Spargelhof Fackelman in Frankenwinheim können ihr Lied vom gestiegenen Aufwand singen. Von den sonst vier Saisonkräften durften zumindest zwei aus Polen einreisen, sagt Sieglinde Fackelmann. Auf ihrem Hof werden die Risiken wegen Corona möglichst gering gehalten. „Die Arbeiter sind diesmal nur zum Stehen des Spargels, das Waschen übernehmen wir selbst“, so Sieglinde Fackelmann. Da müsse eben die Familie zusätzlich mit ran.

Ähnlich ist es bei den Büttners in Alitzheim, wo Senior Gebhard gerne beim Waschen des Gemüses mithilft. Beim Bewirtschaften der fünf Hektar Spargel unterstützen ausländische Arbeiter, wie später im Sommer bei der Gurkenernte. „Wir haben viel Platz, um sie unterzubringen“, sagt Rainer Büttner. Unterbringen wird er in dieser Saison auch seinen Spargel.

 
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