Magische Momente: Die gehören zum Internationalen Varietéfestival in Sennfeld (Lkrs. Schweinfurt). Es gibt in der neuen Show "Ananda", mit der die 7. Ausgabe des Festivals am Donnerstag startete, viele davon – von atemberaubender Akrobatik über verblüffende visuelle Effekte bis zum hintergründigen Humor. Es gibt aber auch den einen magischen Moment: Wenn man sich plötzlich in einer ganz anderen Welt wiederfindet, der Alltag weit weg ist. Und man einfach nur staunt.
Das funktioniert auch diesmal in der großen Zeltkathedrale auf dem Sport-und Freizeitgelände Sennfeld. Da ist es egal, dass beim Auftakt nicht gleich alles perfekt klappt oder ab und an die Bühne gewischt werden muss, weil es während der Wolkenbrüche ein wenig aus der Dunkelheit über den Scheinwerfern herabtropft. Im Gegenteil. Das macht den Zauber größer: Da vorne stehen echte Menschen. Es passiert alles im Hier und Jetzt.
Bis 21. Mai läuft diesmal das 2004 von Dirk Denzer ins Leben gerufene Festival. 2018 hatte es zum letzten Mal stattgefunden. Dann kam Corona. "Ananda" ist Denzer pur: spirituelle Momente und Texte verbinden Akrobatik, Jonglage, Feuerzauber und philosophische Komik.
Das Publikum staunt und fragt sich: Wie geht das? Wie können sich Menschen so bewegen? Das Duo Elva zum Beispiel: Wie die beiden Artistinnen mit und in einem Reif schwerelos im Zelthimmel tanzen, ist beeindruckend. Oder das Cyr-Wheel-Duo Sasha Gangur. Salopp gesagt, ist ein Cyr Wheel ein Rhönrad, das nur aus einem Reifen besteht. Auch hier eine umwerfende Mischung aus Tanz und Akrobatik.
Wenn Dinge lebendig werden
Unglaublich auch, was Kelvin Kalvus mit Glaskugeln macht. Lässt er sie schweben? Tanzt er mit ihnen oder sie mit ihm? Die Kugeln wirken, als wären sie lebendig, als würde er mit ihnen kommunizieren. Oder die Palmblattrispen und die Feder, die Künstler Rigolo Stück für Stück hochkonzentriert zu einem in fragiler Balance schwebenden Wesen zusammensetzt. Bei der Eröffnungsshow ist der Moment der Vollendung allerdings ein ganz klein wenig kürzer als geplant. Rigolo trägt es mit Fassung, das Publikum ist trotzdem begeistert.
Dinge zum Leben erwecken. Das kann auch der Schweizer Entschleunigungskünstler Baldrian sehr, sehr gut. Er verzaubert mit seinem ganz besonderen Humor und seinem Schweizer Charme das ganze Zelt. In seinen Händen wird ein Kinderdrachen zum Fabelwesen, das scheinbar selbständig über den Köpfen schwebt. Und da ist dann noch Assistentin Gisela. Auch so ein magisches Wesen. Baldrian kommuniziert mit der riesigen Schlange aus Heliumballons, ferngesteuert mit drei winzigen Propellern, wie mit einer echten Partnerin.
Band "Jadoo Ananada"sorgt für die besondere Stimmung
Neu ist beim Varietéfestival nicht nur das Zelt. Es ist mastlos, bietet mehr Nähe zu den Künstlerinnen und Künstlern. Neu ist auch die Livemusik, die die Show begleitet. Dirk Denzer und seine Band "Jadoo Ananda" (Zauber der Glückseligkeit) umrahmen das Programm mit Eigenkompositionen oder lassen das Publikum mitsingen. Sängerin Canan Semel beeindruckt mit ihrer Ausstrahlung und ihrer schier unendlich wandelbaren Stimme. Ihr "Amazing Grace" zum Schluss sorgt für Gänsehaut.
Kurzfristig wurde angesichts ausverkaufter Vorstellungen eine Zusatzshow der Abschlussgala ins Programm aufgenommen. Sie findet am Sonntag, 21. Mai, um 15 Uhr statt. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen und online unter www.varietefestival.de. Tickethotline: (069) 90283986.