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Geldersheim
Ankerzentren: Flüchtlingsrat empört über Eck und Bouillon
Die Politik missachte die Lebenswirklichkeit in den Anker-Zentren, sagt der Flüchtlingsrat. Und sie brüste sich mit fremder Arbeit, ohne zu deren Finanzierung beizutragen.
Sie waren sich einig nach der Besichtigung des Anker-Zentrums in Geldersheim, dass diese Einrichtungen 'bundesweiten Vorbildcharakter' haben. Dafür ernten Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck (links) und Saarlands Innenminister Klaus Bouillon nun heftige Kritik vom Würzburger Flüchtlingsrat. 
Foto: Anand Anders | Sie waren sich einig nach der Besichtigung des Anker-Zentrums in Geldersheim, dass diese Einrichtungen "bundesweiten Vorbildcharakter" haben.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:01 Uhr

Scharfe Kritik übt der Würzburger Flüchtlingsrat an den Äußerungen des bayerischen Innenstaatssekretärs Gerhard Eck und des saarländischen Innenministers Klaus Bouillon anlässlich ihres Besuchs in der Anker-Einrichtung in Geldersheim. "Wie zynisch und verblendet muss man sein, um die Lebenswirklichkeit der Menschen in den Anker-Zentren in Worte zu kleiden, die einem Werbeprospekt für ein Ferienressort entnommen sein könnten?", empört sich der Würzburger Flüchtlingsrat in einer Presseinformation. Eck hatte die Anker-Einrichtung als "Quantensprung" für Flüchtlinge zur Situation in ihrem Heimatland bezeichnet und Bouillon ihr einen Standard zugesprochen, "von dem diese Menschen nur geträumt haben".

Der Flüchtlingsrat wirft den beiden Politikern vor, ihre Bewertungen nur "nach dem strukturellen Schein, nicht aber nach dem aus Geflüchteten-Perspektive erlebten Sein" getroffen zu haben. Viele Asylbewerber würden im Zentrum sehr lange auf eine Gerichtsentscheidung oder auf ihre Rückführung warten, wenn sie als Dublin-Fälle eingestuft sind. "Diese Menschen haben meist panische Angst vor Rückführungen in EU-Länder, von denen sie wissen, dass sie dort von Obdachlosigkeit, Verelendung, Anfeindungen und Übergriffen bedroht sind", heißt es in der Pressemitteilung.

Die Ungewissheit, der Mangel an Beschäftigung und die Perspektivlosigkeit führen nach Meinung des Flüchtlingsrates zu hohen psychischen Belastungen, die durch die Isolation von der Lebenswelt der Einheimischen noch verstärkt werde. "Haben die Politiker nachgefragt, wieviel die psychosoziale Beratungsstelle Soultalk dazu beiträgt, menschliche Katastrophen wie (Auto-)Aggressionen oder Suizide zu verhindern und dies als politischen Auftrag verstanden?", fragt der Flüchtlingsrat provokativ und klagt an, dass sich die Regierung mit deren "hervorragenden Arbeit brüstet, ohne sich einen Deut um ihre Finanzierung und damit um ihren Fortbestand zu kümmern".

Weiter heißt es: "Die schöngefärbten Worte der Politik missachten die Lebenswirklichkeit der Bewohner der Anker-Zentren in einer unerträglichen Art und Weise." Den Anker-Zentren einen "bundesweiten Vorbildcharakter" zuzusprechen, müsse aus menschenrechtlicher Sicht und aus Achtung vor der Würde jedes einzelnen Menschen entschieden widersprochen werden.

 
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  • R. L.
    Den Flüchtlingsrat kann man nur beglückwünschen zu seinem ehrenwerten Versuch, einmal mehr der Ignoranz und Arroganz entgegenzutreten! Um das Leid anderer Menschen nicht reflexartig wegzudrücken, muss man nicht mal ein Christ sein. Nur human.
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  • C. B.
    Bei der CSU muss man sich langsam fragen, welchen Kaffee Typ mögen die am meisten, egal, Hauptsache braun.....
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  • C. B.
    Können die noch klar denken, wird Zeit für eine Altersgrenze in der Politik.
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  • U. L.
    Stimmt. Wahlrecht erst ab 25, um der Infantilisierung der Politik entgegenzutreten. Zu keiner Zeit wurde den jungen Menschen das Leben und die Zukunft so leicht gemacht wie heute. Das Ergebnis des Fleißes und der Disziplin der Älteren sehen wir jetzt mit „Greta“: Anstrengungslosigkeit erzeugt radikalen Undank.
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  • H. S.
    Wenn selbst der Flüchtlingsrat der Meinung ist, das Flüchtlinge in anderen EU-Ländern von Obdachlosigkeit, Verelendung, Anfeindungen und Übergriffen bedroht sind, dann haben sie es im Ankerzentrum im Vergleich dazu doch bestimmt nicht schlecht!
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  • N. K.
    Gerhard Eck lässt in jüngster Vergangenheit keinen Fettnapf mehr aus.

    Hier die Geschichte mit den Ankerzentren, und dann seine Äußerungen zum Thema Steigerwaldbahn bei der "Tour de Eck" in punkto Kosten der Reaktivierung.
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  • R. S.
    Ich nenne das nicht Fettnapf. Schon mal was von realistischer Einschätzung und und Realität gehört???
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  • P. T.
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  • T. H.
    Ich ändere den Satz ein wenig um :
    "Die schöngefärbten Worte der Politik missachten die Lebenswirklichkeit der Bewohner Deutschlands in einer unerträglichen Art und Weise."
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  • K. S.
    Stimmt, anders als sie sind diese Menschen vor Krieg, Folter, Vergewaltigung oder Hunger hierher geflohen. Sie dagegen haben nichts dazu dazu beigetragen, dass sie in Deutschland "gelandet" sind. Sie hatten einfach nur Glück. Kein Grund sich über andere zu erheben.
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    Von Eck und seiner CSU hab ich nichts anderes erwartet. Herzenkälte und Unbarmherzigkeit. Inwieweit Eck und Kollegen das mit ihrem Gewissen vereinbaren können weiß ich nicht. Christlich ist das auf jeden Fall nicht.
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  • K. S.
    Welches Gewissen?
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  • R. S.
    Gegenfrage: Sind sie christlich???
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  • A. H.
    ham se da jetz "Sie" oder "sie" gemeint?
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  • P. T.
    Das ist der Kommentar, um den es geht: Branca ..Was hat der flüchtlingsrat für eine Ahnung diese ist gleich null.nach denen wenns geht sollten wir unsere Häuser vielleicht räumen .damits denen besser geht wie uns????.Sollen diese mal welche mit nach hause nehmen auf ihre Kösten.das machen sie nicht.viele Flüchtlinge kommen doch hier gar nicht zurecht weil sie den Lebensstandard nicht gewohnt sind.da gebe ich den Herren Eck und Bouillon mehr als recht.
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  • P. T.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Sie behaupten in Ihrem Kommentar, dass der Flüchtlingsrat ahnungslos sei und dass er in Zukunft fordern könnte, dass wir unsere Häuser für Flüchtlinge aufgeben. Dies steht im Artikel an keiner Stelle, diese Behauptung sollte also belegt werden.
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  • P. T.
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