
Völlig schockiert saß der Mann aus Syrien vor seinem Sachbearbeiter im Jobcenter. „Sie lügen mich doch an!“, hatte der eben laut gesagt. Der Flüchtling war fassungslos. Versuchte er doch immer, alles so korrekt wie möglich zu machen. „Der Vorfall ist keine Ausnahme“, sagt Burkhard Hose vom Würzburger Flüchtlingsrat. Unabhängig voneinander berichteten verschiedene Geflüchtete in letzter Zeit, dass sie beim Jobcenter unwürdig behandelt worden seien.
Seit genau einem Jahr gibt es in Würzburg einen Flüchtlingsrat. Sieben Menschen, die mit Flüchtlingsarbeit befasst sind, haben sich in diesem Gremium zusammengeschlossen. Der Start fiel in chaotische Zeiten: Hunderte Flüchtlinge kamen in Würzburg an. Die Behörden waren überfordert mit ihrer Unterbringung und Versorgung. Besonders zu schaffen machte dem Flüchtlingsrat im Herbst 2015 die sogenannte Kettenumverteilung: Flüchtlinge wurden x-Mal verlegt, mit Sack und Pack mussten sie von einer Unterkunft in die nächste ziehen. Bis sie endlich irgendwo bleiben durften. Dieses Problem gehört der Vergangenheit an. Es kommen deutlich weniger Flüchtlinge neu nach Würzburg. Diejenigen, die hier sind, sollen und wollen sich nun integrieren.
„Und hier läuft es noch gar nicht rund“, sagt Flüchtlingsaktivistin Eva Peteler, die zusammen mit Burkhard Hose das Sprecherduo des Flüchtlingsrats bildet. Geflüchtete, die eine Ausbildung beginnen wollten, berichteten ihr, dass ihnen das verwehrt werde: „Einer der Geflüchteten bekam beispielsweise zu hören, dass er sowieso bald abgeschoben werde.“ Beim anderen hieß es: „Das schaffen Sie doch sowieso nicht.“
Beim Flüchtlingsrat werden die Beschwerden gesammelt und dokumentiert. „Sowie uns auffällt, dass irgendwo ein strukturelles Problem besteht, werden wir aktiv“, schildert Burkhard Hose. Der Flüchtlingsrat hilft also nicht bei individuellen Schwierigkeiten. Seine Aufgabe besteht darin, auf Missstände und Defizite bei der Integration hinzuweisen und mitzuwirken, die Probleme zu beheben. Dies geschieht durch Gespräche mit jenen Stellen, über die Geflüchtete gehäuft klagen. So gab es vor einem Jahr intensive Gespräche mit der Schweinfurter Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Auch mit der Polizei hatte der Flüchtlingsrat schon Kontakt.
„Jetzt stehen Gespräche mit dem Jobcenter an“, verkündet Hose. Denn die Haltung mancher Sachbearbeiter gegenüber Geflüchteten sei inakzeptabel: „Die Menschen werden unter Generalverdacht gestellt, dass sie den Sozialstaat ausbeuten wollten.“
Statt alles zu tun, um Geflüchtete zu qualifizieren und ihnen Berufsperspektiven zu eröffnen, würden viele von ihnen in prekäre Jobs abgedrängt: „Zum Beispiel in Küchen oder zum Putzen.“ Genau das biete keine Perspektive.
Beim Jobcenter selbst ist man auf Nachfrage erstaunt über die Vorwürfe. Man versuche, alle auftretenden Probleme von Flüchtlingen „zeitnah, zielgerichtet und in Absprache mit den jeweiligen Betroffenen abzuarbeiten“, erklärt Pressesprecher Kilian Koßner. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Sachbearbeitern und Flüchtlingen liege der Geschäftsführung „sehr am Herzen“. Deshalb würden die Mitarbeiter auch durch Kommunikationsschulungen auf den Kontakt mit Flüchtlingen vorbereitet.
„Das Jobcenter der Stadt Würzburg ist sich seiner Verantwortung als wichtiger Baustein zu einer gelungenen Integration von Flüchtlingen bewusst und wir handeln danach“, betont Koßner. Klagen oder Beschwerden von Flüchtlingen seien dem Team nicht bekannt: „Wir bieten aber gerne an, die vom Flüchtlingsrat beanstandeten Einzelfälle zu prüfen und gegebenenfalls gemeinsam an konstruktiven Lösungen zu arbeiten.“
Viele Flüchtlinge haben grundsätzlich Angst vor Behörden, erfuhr Eva Peteler soeben bei einem Besuch in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft. Dies betreffe auch die Ausländerbehörden in Stadt und Kreis. Einige Geflüchtete trauten sich nur mit einem Ehrenamtlichen aufs Amt: „Aber das kann ja wohl nicht sein, dass man sozusagen einen Bodyguard mitnehmen muss.“ Was Flüchtlinge erlebten, stehe im krassen Widerspruch zur vollmundigen Erklärung, dass alles für eine gute Integration getan werde. „Manchmal scheint es so, dass man Integration tatsächlich gar nicht will“, bestätigt Burkhard Hose.
Dem Flüchtlingsrat ist klar, dass nicht nur Geflüchtete ungute Erfahrungen auf Behörden machen. Auch Einheimische, die seit langem arbeitslos und deshalb vom Jobcenter abhängig sind, leiden laut Hose mitunter darunter, dass ihnen unlautere Absichten oder mangelnde Mitwirkungsbereitschaft unterstellt werden. Auch dies wird bei den anvisierten Gesprächen mitgedacht. Mitarbeiter sozialer Behörden hätten die Pflicht, individuell und vorurteilslos bestmöglich zu helfen, betont der katholische Hochschulpfarrer.
Grundsätzlich fordern die zwei Ratssprecher eine vom Gedanken der Gleichberechtigung getragene Haltung gegenüber Geflüchteten. Hose: „Diese Menschen sind keine Bittsteller und auf Dauer auch keine Hilfeempfänger.“ Sie wollen sich einbringen und ein vollwertiger Teil der Gesellschaft werden. Eben das werde oft verhindert: „Indem man die Leute klein hält und ausbremst“.
Da gilt es doch alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das zu verhindern. Oder wie?
Die meißten Flüchtlinge haben einen Schulabschluß noch unterhalb eines deutschen Hauptschulabschlußes. Dazu kommen noch die fehlenden Deutschkenntnisse. Solche Leute sind doch kaum wo anders hin zu vermitteln als zum abspühlen oder zum putzen.
Oder wir schicken diese Leute jahrelang weiter auf die Schule (auf Kosten des Steuerzahlers), damit sie in ein paar Jahren wenigstens nen vernünftigen Schulabschluß haben, wenns sie heimreisen müssen.
Wer von „der Jobcenter“, den „meißten“ Flüchtlingen und vom „abspühlen“ spricht, sollte sich nicht über fehlende Deutschkenntnisse von Flüchtlingen beklagen.
Nicht zu verwechseln mit Einwanderung. Hier sollten wir uns die Leute ins Land holen welche Deutschland voranbringen (Hochqualifizierte, Wissenschaftler,...)
Erfindergeist und Innovation braucht freie Geister und Querdenker nicht Denken in Schablonen und festen Rastern.
Die neuen Bundesländer sind als verlängerte Werkbank der aus Westdeutschland stammenden Industrie viel zu teuer. Nur mit Forschung und Innovation können dort neue qualifizierte Arbeitsplätze entstehen, die dauerhaft die Differenzen innerhalb Deutschlands nivellieren könnten.
Pegida und die daraus entstandenen fremdenfeindlichen Umtriebe behindern den technischen Fortschritt und schaden Deutschland im Ganzen, aber speziell dem Teil der Nachholbedarf hat.