Der große Baukran ist seit kurzem abgebaut. Eine Baustelle ist das Wernecker Hallenbad aber noch immer, auch wenn sich schon viel getan hat. Das Hallenbad gehört zur Mittelschulanlage des Balthasar-Neumann-Schulverbands Werneck am Bühlweg, die 2022 ihr 50-jähriges-Bestehen gefeiert hat. Das Schulgebäude und die Turnhalle wurden bereits umfassend saniert. Seit fast zwei Jahren ist nun das Schwimmbad für eine Generalsanierung geschlossen.
Wegen Corona, Lieferengpässen, aber auch weil der Sanierungsaufwand größer war als erwartet, hat sich die geplante Bauzeit um fast ein Jahr verlängert. Bis der Schwimmbetrieb wieder starten kann, wird es laut Zeitplan wohl Ende des Jahres werden. Die Schwerpunkte der Generalsanierung, mit deren Planung und Durchführung das Büro hjpArchitekten aus Würzburg beauftragt ist, umreißt Architekt Herbert Osel bei einem Baustellengespräch.
Die Instandsetzung der Betonkonstruktion und die Sanierung der kompletten Außenhülle einschließlich des Daches zählen dazu ebenso wie die Erneuerung der Lüftungs- und Schwimmbadtechnik im gesamten Gebäude. Angepasst werden auch Brandschutz und Statik an die heutigen Anforderungen. Außerdem soll das Gebäude nach der Fertigstellung den KfW 70 Effizienzhaus-Standard erfüllen.
Zurück auf Null: Vor der Sanierung wurde das Hallenbad komplett zurück gebaut
Die Sanierung begann mit dem kompletten Rückbau des Schwimmbads in den Rohbauzustand, der im Inneren des Gebäudes noch allgegenwärtig ist. Wie stark die Stahlbetonkonstruktion des Gebäudes durch die Schwimmbadluft geschädigt war, zeigte sich, als die freigelegten Rohbauflächen sandgestrahlt wurden. Allein 700.000 Euro kostet die Sanierung dieser tragenden Bauteile, die laut Architekt jetzt wieder Jahrzehnte halten werden.
Bereits fertiggestellt ist der Flachdachaufbau über der Schwimmhalle mit neuer Dämmung und Abdichtung. Erneuert sind auch die großen Fassadenelemente aus Fertigbeton rund um die Dachkante. Die große Glasfront auf der Südseite hat eine Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung bekommen, deren Tönung jetzt auch vor einer übermäßigen Aufheizung im Sommer schützt. Eine Neuerung sind zwei Türen in dieser Glasfassade. Sie schaffen eine Verbindung zwischen der Schwimmhalle und der Außenlage, die künftig auch einen Liegewiese-Bereich vorsieht.
Voruntersuchungen alarmierten: Im März 2021 wurde das Bad vorzeitig geschlossen
Nachdem bei den Voruntersuchungen festgestellt worden war, dass es "von der Decke bröselt", wurde das Schwimmbad im März 2021 geschlossen, fast ein halbes Jahr vor dem geplanten Sanierungsbeginn. Für die Beibehaltung des Schwimmbadbetriebs hätte ein Netz unter der Decke eingezogen werden müssen, erklärt Architekt Osel. Aufwand und Kosten dieser Sicherungsmaßnahme hätten sich für die kurze Zeitspanne allerdings nicht rentiert.
Es vergehe kein Termin, wo nicht nach dem Schwimmbad gefragt werde, sagte Sebastian Hauck, seit Mai 2020 Bürgermeister der Marktgemeinde und Vorsitzender des Schulverbandes. "Es fehlt einfach" – und das nicht nur für das Schulschwimmen. Gerade weil es kein Spaßbad ist, wie der Bürgermeister betont, zählen insbesondere Senioren, Kinder mit ihren Eltern und Schwimmer, die ruhig ihre Bahnen ziehen wollen zu den Badegästen am Nachmittag und abends. Auch die DLRG Ortsgruppe nutzt das Bad für Schwimmausbildung und Training.
Neue Technik, neue Optik und behindertengerechte Ausgestaltung
Derzeit steht in der kahlen Schwimmbadhalle noch ein großes Raumgerüst, das die Trockenbauer für die Montage einer Akustikdecke benötigen. Weitere Gewerke wie Elektriker, Verputzer und Fliesenleger stünden für den Innenausbau in den Startlöchern. Parallel dazu beginnt der Einbau der Schwimmbad- und Lüftungstechnik, einer der großen Kostenfaktoren der Sanierung, so Osel. Das ganze Bad bekomme ein modernes Erscheinungsbild mit einer schlichten aber hochwertigen Optik. Das gelte auch für den Eingangs- und Kassenbereich sowie die Umkleide, die ebenfalls komplett erneuert und behindertengerecht gestaltet werden.
Der Hub-Boden bleibt - und damit die Möglichkeit, die Wassertiefe abzusenken
Eine bauliche Besonderheit des Bades ist der Hub-Boden des Nichtschwimmerbereichs. Über vier Hydraulikstempel kann die beckenbreite Betonplatte etwa bei Wettkämpfen abgesenkt werden. Die Technik sei "simpel und effektiv" und bleibe deshalb erhalten, erklärt Osel. Eine eigene Heizung braucht das Hallenbad nicht. Versorgt wird der komplette Mittelschul-Komplex von einem Blockheizkraftwerk bei der Schule. Es produziert vor Ort Strom und Wärme und wird seit 2011 von der "Bioenergie Ettleben" mit klimaneutralem Biogas beliefert.
Lag die erste belastbare Kostenschätzung laut Bürgermeister noch bei acht Millionen Euro, stiegen die Kosten bedingt durch Corona, Inflation und Mehraufwand auf aktuell 9,125 Millionen Euro. Der Schulverband ist zwar Eigentümer des Schwimmbads. Doch zahlen müssen die Mitgliedsgemeinden. Deren Kostenanteil errechnet sich aus ihrer Schülerzahl im Schulverband. Auf Werneck entfällt laut Hauck deshalb der Löwenanteil, außerdem beteiligen sich Waigolshausen, Wasserlosen (nur mit dem Ortsteil Brebersdorf) und seit Herbst 2017 auch Schwanfeld (nur mit der Mittelschule).
Das einzige Schulschwimmbad im südwesentlichen Landkreis
Erst nachdem alle Gemeinderatsgremien für das kostenintensive Vorhaben grünes Licht gegeben hatten, wurde 2019 in einer Schulverbandssitzung die Sanierung endgültig beschlossen. Ausschlaggebend sei gewesen, dass es ein Schulschwimmbad ist und noch dazu das Einzige im südwestlichen Landkreis. Von seiner Notwendigkeit ist Hauck überzeugt. Auch er habe hier das Schwimmen gelernt, wovon er noch heute profitiere.
Warum Bürgermeister den Freistaat kritisiert
Keinen Hehl macht der Bürgermeister daraus, dass er "mit der Förderkulisse nicht ganz einverstanden" ist. Ganze 1,9 Millionen Euro schießt der Freistaat Bayern als Festbetrag zu. Da es sich um ein Schulschwimmbad handelt, wäre für die Kommunen des Schulverbandes eine höhere Förderung wünschenswert, sagt Hauck. Zumal auch Nachbargemeinden, die nicht zum Schulverband gehören, gegen einen kleinen Mietobolus das Hallenbad fürs Schulschwimmen nutzen können. Schließlich könnten sich nur wenige Gemeinden ein Schwimmbad finanziell leisten.
Im Zuge der Schwimmbadsanierung notwendig wurde auch die Sanierung der Umkleide der Schulturnhalle, die als Obergeschoss über der Schwimmbadumkleide liegt. Dabei handelt es sich aber um eine eigenständige Baumaßnahme mit voraussichtlichen Kosten von gut einer Million Euro, wofür ein eigener Förderantrag gestellt wird.