zurück
Werneck
Andere schließen, Werneck investiert neun Millionen: Marktgemeinde kämpft mit der Sanierung ihres Hallenbads
Die Generalsanierung des Schulschwimmbads Werneck ist ein Mammutprojekt. Fast zwei Jahre läuft sie schon. Wann wird es fertig, wo hakt es? Ein Baustellenbesuch.
Seit Mitte März 2021 ist das Wernecker Schulschwimmbad für eine Generalsanierung geschlossen. Jetzt zeichnet sich ein Ende der Arbeiten langsam an.
Foto: Gerald Gerstner | Seit Mitte März 2021 ist das Wernecker Schulschwimmbad für eine Generalsanierung geschlossen. Jetzt zeichnet sich ein Ende der Arbeiten langsam an.
Gerald Gerstner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:49 Uhr

Der große Baukran ist seit kurzem abgebaut. Eine Baustelle ist das Wernecker Hallenbad aber noch immer, auch wenn sich schon viel getan hat. Das Hallenbad gehört zur Mittelschulanlage des Balthasar-Neumann-Schulverbands Werneck am Bühlweg, die 2022 ihr 50-jähriges-Bestehen gefeiert hat. Das Schulgebäude und die Turnhalle wurden bereits umfassend saniert. Seit fast zwei Jahren ist nun das Schwimmbad für eine Generalsanierung geschlossen.

Wegen Corona, Lieferengpässen, aber auch weil der Sanierungsaufwand größer war als erwartet, hat sich die geplante Bauzeit um fast ein Jahr verlängert. Bis der Schwimmbetrieb wieder starten kann, wird es laut Zeitplan wohl Ende des Jahres werden. Die Schwerpunkte der Generalsanierung, mit deren Planung und Durchführung das Büro hjpArchitekten aus Würzburg beauftragt ist, umreißt Architekt Herbert Osel bei einem Baustellengespräch.

Die Instandsetzung der Betonkonstruktion und die Sanierung der kompletten Außenhülle einschließlich des Daches zählen dazu ebenso wie die Erneuerung der Lüftungs- und Schwimmbadtechnik im gesamten Gebäude. Angepasst werden auch Brandschutz und Statik an die heutigen Anforderungen. Außerdem soll das Gebäude nach der Fertigstellung den KfW 70 Effizienzhaus-Standard erfüllen.

Zurück auf Null: Vor der Sanierung wurde das Hallenbad komplett zurück gebaut

Die Sanierung begann mit dem kompletten Rückbau des Schwimmbads in den Rohbauzustand, der im Inneren des Gebäudes noch allgegenwärtig ist. Wie stark die Stahlbetonkonstruktion des Gebäudes durch die Schwimmbadluft geschädigt war, zeigte sich, als die freigelegten Rohbauflächen sandgestrahlt wurden. Allein 700.000 Euro kostet die Sanierung dieser tragenden Bauteile, die laut Architekt jetzt wieder Jahrzehnte halten werden.

In der Schwimmhalle steht aktuell noch ein großes Raumgerüst, das die Trockenbauer für die Montage einer Akustikdecke brauchen.
Foto: Gerald Gerstner | In der Schwimmhalle steht aktuell noch ein großes Raumgerüst, das die Trockenbauer für die Montage einer Akustikdecke brauchen.

Bereits fertiggestellt ist der Flachdachaufbau über der Schwimmhalle mit neuer Dämmung und Abdichtung. Erneuert sind auch die großen Fassadenelemente aus Fertigbeton rund um die Dachkante. Die große Glasfront auf der Südseite hat eine Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung bekommen, deren Tönung jetzt auch vor einer übermäßigen Aufheizung im Sommer schützt. Eine Neuerung sind zwei Türen in dieser Glasfassade. Sie schaffen eine Verbindung zwischen der Schwimmhalle und der Außenlage, die künftig auch einen Liegewiese-Bereich vorsieht.

Voruntersuchungen alarmierten: Im März 2021 wurde das Bad vorzeitig geschlossen

Nachdem bei den Voruntersuchungen festgestellt worden war, dass es "von der Decke bröselt", wurde das Schwimmbad im März 2021 geschlossen, fast ein halbes Jahr vor dem geplanten Sanierungsbeginn. Für die Beibehaltung des Schwimmbadbetriebs hätte ein Netz unter der Decke eingezogen werden müssen, erklärt Architekt Osel. Aufwand und Kosten dieser Sicherungsmaßnahme hätten sich für die kurze Zeitspanne allerdings nicht rentiert.

Es vergehe kein Termin, wo nicht nach dem Schwimmbad gefragt werde, sagte Sebastian Hauck, seit Mai 2020 Bürgermeister der Marktgemeinde und Vorsitzender des Schulverbandes. "Es fehlt einfach" – und das nicht nur für das Schulschwimmen. Gerade weil es kein Spaßbad ist, wie der Bürgermeister betont, zählen insbesondere Senioren, Kinder mit ihren Eltern und Schwimmer, die ruhig ihre Bahnen ziehen wollen zu den Badegästen am Nachmittag und abends. Auch die DLRG Ortsgruppe nutzt das Bad für Schwimmausbildung und Training.

Neue Technik, neue Optik und behindertengerechte Ausgestaltung

Derzeit steht in der kahlen Schwimmbadhalle noch ein großes Raumgerüst, das die Trockenbauer für die Montage einer Akustikdecke benötigen. Weitere Gewerke wie Elektriker, Verputzer und Fliesenleger stünden für den Innenausbau in den Startlöchern. Parallel dazu beginnt der Einbau der Schwimmbad- und Lüftungstechnik, einer der großen Kostenfaktoren der Sanierung, so Osel. Das ganze Bad bekomme ein modernes Erscheinungsbild mit einer schlichten aber hochwertigen Optik. Das gelte auch für den Eingangs- und Kassenbereich sowie die Umkleide, die ebenfalls komplett erneuert und behindertengerecht gestaltet werden.

Der Hub-Boden bleibt - und damit die Möglichkeit, die Wassertiefe abzusenken

Eine bauliche Besonderheit des Bades ist der Hub-Boden des Nichtschwimmerbereichs. Über vier Hydraulikstempel kann die beckenbreite Betonplatte etwa bei Wettkämpfen abgesenkt werden. Die Technik sei "simpel und effektiv" und bleibe deshalb erhalten, erklärt Osel. Eine eigene Heizung braucht das Hallenbad nicht. Versorgt wird der komplette Mittelschul-Komplex von einem Blockheizkraftwerk bei der Schule. Es produziert vor Ort Strom und Wärme und wird seit 2011 von der "Bioenergie Ettleben" mit klimaneutralem Biogas beliefert.

Lag die erste belastbare Kostenschätzung laut Bürgermeister noch bei acht Millionen Euro, stiegen die Kosten bedingt durch Corona, Inflation und Mehraufwand auf aktuell 9,125 Millionen Euro. Der Schulverband ist zwar Eigentümer des Schwimmbads. Doch zahlen müssen die Mitgliedsgemeinden. Deren Kostenanteil errechnet sich aus ihrer Schülerzahl im Schulverband. Auf Werneck entfällt laut Hauck deshalb der Löwenanteil, außerdem beteiligen sich Waigolshausen, Wasserlosen (nur mit dem Ortsteil Brebersdorf) und seit Herbst 2017 auch Schwanfeld (nur mit der Mittelschule).

Das einzige Schulschwimmbad im südwesentlichen Landkreis

Erst nachdem alle Gemeinderatsgremien für das kostenintensive Vorhaben grünes Licht gegeben hatten, wurde 2019 in einer Schulverbandssitzung die Sanierung endgültig beschlossen. Ausschlaggebend sei gewesen, dass es ein Schulschwimmbad ist und noch dazu das Einzige im südwestlichen Landkreis. Von seiner Notwendigkeit ist Hauck überzeugt. Auch er habe hier das Schwimmen gelernt, wovon er noch heute profitiere.

Warum Bürgermeister den Freistaat kritisiert

Keinen Hehl macht der Bürgermeister daraus, dass er "mit der Förderkulisse nicht ganz einverstanden" ist. Ganze 1,9 Millionen Euro schießt der Freistaat Bayern als Festbetrag zu. Da es sich um ein Schulschwimmbad handelt, wäre für die Kommunen des Schulverbandes eine höhere Förderung wünschenswert, sagt Hauck. Zumal auch Nachbargemeinden, die nicht zum Schulverband gehören, gegen einen kleinen Mietobolus das Hallenbad fürs Schulschwimmen nutzen können. Schließlich könnten sich nur wenige Gemeinden ein Schwimmbad finanziell leisten.

Viel grauer Beton bestimmt derzeit noch das Bild beim künftigen Kassen- und Eingangsbereich, Umkleiden und Sanitäranlagen.
Foto: Gerald Gerstner | Viel grauer Beton bestimmt derzeit noch das Bild beim künftigen Kassen- und Eingangsbereich, Umkleiden und Sanitäranlagen.

Im Zuge der Schwimmbadsanierung notwendig wurde auch die Sanierung der Umkleide der Schulturnhalle, die als Obergeschoss über der Schwimmbadumkleide liegt. Dabei handelt es sich aber um eine eigenständige Baumaßnahme mit voraussichtlichen Kosten von gut einer Million Euro, wofür ein eigener Förderantrag gestellt wird.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Werneck
Gerald Gerstner
Biogas
Generalsanierungen
KfW Bankengruppe
Mittelschule Schwanfeld
Schwimmbadtechnik
Schwimmhallen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • tobias-kerstin.goebel@t-online.de
    Die Kinder im Umkreis Werneck haben seit 2020 (mit Beginn der Coronapandemie) kein Schulschwimmen mehr. Vor 2021 konnten sie im Sommer noch 2 Monate Schwimmen haben. Es wäre wichtig, dass das Bad so schnell wie möglich wieder öffnet, da es für diese Kinder keinerlei Alternative gibt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • happy01
    Wer die Schönheitsarbeiten an der Turnhalle als umfassende Sanierung bezeichnet, war offenbar noch nie im Inneren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mainpost@frawa.net
    Gut dass auf Kommunaler Ebene die Notwendigkeit eines Hallenbades erkannt und der Erhalt Unterstützt wird. Schwimmen lernt niemand in der Badewanne. Die Verteilung der Last auf den Schulverbund entsprechend des Wirkungsgebiets ist eine faire Sache. Die Kritik am Land berechtigt: Nur Schwimmkurs-Gutscheine zu verteilen ohne Schwimmbäder deutlicher zu förden greift zu kurz!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • MuellerB
    Unglaublich wie schlecht wir in Deutschland geworden sind - es klappt nichts mehr. Von der Planungsphase (Architekten) über Handwerker etc. - was können wir in vorgegebenen zeithorizonten noch? Früher waren Dinge auch sanierungsfähig und es gab auch Probleme während Bauphasen, aber das verursachte nicht überall x Mehrkosten. Ein kranker Trend!!!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten