
13 Jahre liege die letzte Bürgerversammlung im Ortsteil Werneck zurück. Die Feststellung von Bürgermeister Sebastian Hauck erstaunte doch manche der rund 40 Besucherinnen und Besucher, die den Weg zur ersten Bürgerversammlung des neuen Rathauschefs in die ausgeräumte Wernecker Bauhofhalle gefunden hatten. Viele der 100 möglichen Plätze blieben dort aber leer.
Im Oktober sollen in drei Weiteren der 13 Gemeindeteile Bürgerversammlungen folgen. Alle vier waren schon 2020 geplant, mussten wegen der Corona-Pandemie aber abgesagt werden.
Auf einen ausschweifenden Rückblick verzichtete Hauck dennoch in seinem von aktuellen und anstehenden Projekten geprägten Bericht, der mit der demographischen Entwicklung startete. Seit 2011 ist die Einwohnerzahl des Markts Werneck demnach stabil, legte in dem Zehn-Jahres-Zeitraum sogar um 23 auf 10364 zu.
Der Ortsteil Werneck verzeichnete ein überdurchschnittliches Plus von 193 auf 2669 Einwohner. In den kommenden zehn Jahren soll die Einwohnerzahl des Markts laut der Prognose des Statistischen Landesamts allerdings auf 10 000 zurückgehen. 91 Geburten wurden vergangenes Jahr im Markt Werneck gezählt, 20 entfielen auf den Gemeindeteil Werneck.
Großprojekte werden Auswirkungen auf Schuldenstand haben
Mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 33 Euro stehe die Gemeinde aktuell recht gut da. Inklusive der Schulverbandsverbindlichkeiten sind es 249 Euro, was ebenfalls noch weit unter dem bayerischen Durchschnitt von 656 Euro liege. Großprojekte wie Krankenhaus, Hallenbad, Kläranlage und zahlreiche Leuchtturmprojekte in den Gemeindeteilen werden aber nicht ohne Auswirkungen auf den Schuldenstand bleiben, sagte Hauck.
Insbesondere beim Wernecker Leuchtturmprojekt Bürgerhaus, ein "sinnvolles Projekt für den ganzen Markt", zu dem derzeit eine Machbarkeitsstudie laufe, müsse die Entwicklung der Finanzen in Corona-Zeiten abgewartet werden.
2020 abgeschlossen wurde der Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße Stettbach-Schraudenbach mit Radwegbau (1,8 Millionen Euro) und die Friedhofsumgestaltung in Schleerieth (300 000 Euro). Bei den Baugebieten in Egenhausen und Stettbach läuft aktuell der Verkauf der erschlossenen Bauplätze, sagte Hauck. Bei der Generalsanierung des Kindergartens in Vasbühl (1,7 Millionen Euro) hoffe man auf einen Abschluss der Arbeiten bis zum Start des neuen Kindergartenjahr. In Ettleben wächst der Rohbau des Kindergartenneubau (3,7 Millionen Euro), der im Oktober 2022 bezugsfertig sein soll.
Materialpreise steigen, Lieferengpässe verzögern Zielzeiten
Ebenfalls im Bau ist der Dorfplatz in Vasbühl (770 000 Euro) und Ende August soll die auf acht Millionen Euro veranschlagte Generalsanierung des Wernecker Hallenbads beginnen, wofür mit eineinhalb Jahren Bauzeit geplant wird. In ungekanntem Ausmaß erschwert würden Bauprojekte derzeit durch Verzögerungen, Lieferengpässe und nicht haltbare Kostenberechnungen aufgrund enormer Preissteigerungen. Weshalb genannte Fertigstellungstermine unter Vorhalt stünden, sagte Hauck.
Abgeschlossen werden soll bis zum Herbst auch die Ertüchtigung des Krankenhaus Markt Werneck. Brandschutz, Nasszellen für die Patientenzimmer und Modernisierung von Küche und Wirtschaftsräumen standen im Mittelpunkt. Wegen Kostenmehrungen werden die ursprünglich veranschlagten 4,3 Millionen Euro nicht reichen. Weiter umgesetzt werde das Friedhofskonzept um zügig in allen Friedhöfen alternative Bestattungsformen anbieten zu können.
Kläranlage wird ertüchtigt
Anstehende große Baumaßnahmen sind der Mehrgenerationenpark in Eßleben (650 000 Euro) und die Baugebietserschließung in Eßleben (1,6 Millionen Euro). Auf einem guten Weg ist auch die Ertüchtigung der Kläranlage, sagte Hauck. Nach der Sanierung des Faulturms und Umbau des Vorklärbeckens steht jetzt die Erneuerung des Blockheizkraftwerks, Bau einer Klärschlammentwässerung und Sanierung von Sandfang, Rechenanlage und Tropfkörperanlage an.
Noch in diesem Jahr über die Bühne gehen soll in Verbindung mit einem Tausch der Wasserleitungen durch die RMG eine Kanal- und Straßensanierung "Am Ring" in der Siedlung Binsen, was mit Beeinträchtigungen für die Anwohnerinnen und Anwohner verbunden sein werde, sagte Hauck. Kosten für die Gemeinde: rund eine Million Euro.
Kleine Projekte in allen Ortsteilen
Umgesetzt werden auf Initiative des Bürgermeister Kleinprojekte in allen Ortsteilen. In Werneck gewünscht sind eine Mitfahrbank (Standortsuche bei der Straße nach Waigolshausen/Bahnhof), Hochbeete und Pflanzkübel für den Balthasar-Neumann-Platz und eine Holzwand am Skaterplatz zum Sprayen und Begrünen.
Am Ball ist die Gemeinde beim weiteren Breitbandausbau aktuell über die Bayerische Gigabit-Richtlinie. Außerdem werden 65 Anwesen im Rahmen des Höfebonus-Programm bis Ende 2022 durch die Telekom aufgerüstet. Corona habe gezeigt, wie wichtig der digitale Ausbau sei, sagte Hauck.
Beantragt hat die Gemeinde auch drei weitere E-Ladesäulen. Geplante Standorte sind Edeka Ecke dm in Werneck, der Pendlerparkplatz an der A 70 und ein Parkplatz in Schraudenbach. Abgeschlossen werden soll 2022 die Umstellung der Straßenbeleuchtung in allen 13 Ortsteilen auf energiesparende LED-Lampen.
Klimasparbuch und Biomarkt
Als sehr gewinnbringend lobte Hauck die Interkommunale Zusammenarbeit der Allianz "Oberes Werntal", und er verwies auf das zum Mitnehmen ausgelegte Klimasparbuch, Interkommunales Denkmalkonzept und gemeinsamen Datenschutz. Fortführen wird Werneck den Regional- und Biomarkt, der wieder im September geplant sei.