Erhalten. Das scheint ein Antrieb für Paul Knoblach zu sein, der für die Grünen für den Landtag kandidiert. Auf Listenplatz 12 der unterfränkischen Liste.
Klar, dass ein Ökobauer und spätberufener Grüner Natur und Artenvielfalt erhalten will. Nach Fukushima ist er bei den Grünen eingetreten. Hat auch damit zu tun, dass er in der Nähe des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld wohnt. Die Kühltürme sind zum Greifen nah.
Paul Knoblach will aber auch einen Beitrag leisten, dass andere Dinge erhalten bleiben. Dorfgemeinschaften, zum Beispiel, mit ihren Strukturen und Angeboten. Wie ein Wirt im Ort. Oder Nahrungsmittel, die aus der Gegend kommen.
1978 Hof der Eltern übernommen
Erhalten, das war für Krankenpfleger Knoblach auch der Antrieb, 1978 den Hof der Eltern im Nebenerwerb übernehmen. Bis 1604 lässt sich sich die Familie des Vaters in Garstadt nachweisen. „Ich wollte nicht derjenige sein, der aus der Linie tanzt“, sagt er. Und dann hatte er eben zwei Jobs: Pfleger in Werneck, Bauer in Garstadt. Kartoffeln, Körnermais, Getreide (geht an die Hofpfisterei in München), Sonnenblumen werden angebaut. Hühner halten die Knoblachs nicht mehr, das war zu zeitintensiv.
Kämpfer gegen Gentechnik
1992 stellten die Knoblachs auf ökologischen Landbau um, stiegen bei Naturland ein. Ohne die Hilfe der Familie hätte das alles nicht geklappt, sagt Knoblach. Mit Stolz schaut er zurück auf die sicher nicht einfache Zeit. Man war damals schon ein Exot, wenn man auf Öko machte. Es konnte auch nicht jeder verstehen, warum jemand so engagiert gegen Gentechnik in der Landwirtschaft kämpft. Knoblach saß 18 Jahre im Bergrheinfelder Gemeinderat – in der CSU-Fraktion. „Mitglied war ich nicht, das ging damals.“ Er setzte sich erfolgreich dafür ein, dass die Gemeinde auf ihren verpachteten Flächen kein Gentechnik-verändertes Saatgut duldet. In diesem Zusammenhang erinnert er sich an eine heftige Auseinandersetzung im Gemeinderat. Und er ist schon stolz, dass fast jede Gemeinde hier ihre Pachtäcker gentechnikfrei hält.
In vielen Bereichen engagiert
Knoblach treibt aber noch etwas an: Der Wunsch, etwas zu bewegen, mitzugestalten. Auch und gerade in kleinen Dingen, im wahrsten Sinn des Wortes vor der Haustüre: Mitgliedschaft in Kirchenverwaltung, Feuerwehr, Jagdgenossenschaft, Hubertusverein, FC Garstadt, Dorfmusikanten listet er in seiner Vita auf. Seit 2014 ist er im Kreistag, dazu engagiert er sich noch im Naturland-Verband. Früher hatte er den Spitznamen Sechsämter-Paul, sagt er. „Aber das hat nichts mit dem Kräuterlikör zu tun“. Jetzt sind es ein paar weniger Ämter. Aber jetzt gerade im Wahlkampf ist er viel unterwegs. Und für Hobbys ist eigentlich eh nie Zeit gewesen.
Humanität und Weltoffenheit, noch zwei Punkte, die Knoblach beschäftigen. Die Verrohung in der Sprache, in der Auseinandersetzung, die man in letzter Zeit beobachten kann, gerade beim Thema Flüchtlinge, macht ihn betroffen. Richtig leidenschaftlich wird Knoblach beim Thema Pflege. Da kennt er sich aus, hat er doch von 1977 bis 2017 als Krankenpfleger gearbeitet. Personalschlüssel, Ausstattung der Einrichtungen: da ist seiner Meinung nach die Politik gefragt. „Am Ende landet man immer wieder in der Politik, die müssen die Vorgaben machen.“
Ein Problem sieht er auch darin, dass seiner Meinung nach zu wenig Pflegekräfte gewerkschaftlich organisiert sind. „Die größte Berufsgruppe hat den geringsten Organisationsgrad.“ Da fehle einfach Potenzial, um Forderungen durchzusetzen. Vielleicht sollte der DGB sich überlegen, die Pflegekräfte zu vertreten, ist eine Idee Knoblachs.
Zum Schluss noch eine Frage. Was hätte wohl der Vater, CSU-Mitglied gesagt, dass der Sohn ein Grüner geworden ist? Knoblach muss nicht lange überlegen: „Du wirst schon das Richtige machen“.
Paul Knoblach
Paul Knoblach wurde am 6. September 1954 in Werneck geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Er absolvierte eine Mechaniker-Ausbildung, arbeitete in der Wälzlagerfertigung bei SKF. 1977 fing er beim Nervenkrankenhaus Werneck an, in der Psychiatrie des Bezirkskrankenhauses arbeitete er bis 2017.
1980 legte er das Staatsexamen als Krankenpfleger ab. Es schloss sich eine Ausbildung zum Stationsleiter und zum Fachkrankenpfleger in der Psychiatrie an. 1978 Übernahm er den elterlichen Bauernhof, stellte 1992 auf ökologischen Landbau um. 2002 wurde er mit dem Förderpreis des Ökologischen Landbaus ausgezeichnet, 2010 mit der Bayerischen Staatsmedaille. Knoblach war 18 Jahre Gemeinderat, seit 2014 ist er Kreisrat und ist Mitglied im Kreisausschuss.