Große Freude bei der Schweinfurter Gruppe von Amnesty International (ai): Esmail Abdi, der seit fünf Jahren im Iran wegen gewerkschaftlicher Aktivitäten in Haft sitzt, wurde vor wenigen Tagen auf Kaution freigelassen. Die Schweinfurter Aktiven haben viele Solidaritätsaktionen für den Mathematiklehrer organisiert und zahlreiche Petitionen an das Oberste Gericht in Teheran für die Freilassung des jungen Mannes geschickt. Teils wurden die Briefe mit Geheimkurieren überbracht, weil es keinen offiziellen Postweg in den Iran gibt. "Unser jahrelanger Einsatz ist nun erfolgreich gewesen", freut sich ai-Sprecher Ulrich Philipp.
Und es gibt noch eine gute Nachricht: Zwei von drei jungen oppositionellen Frauen in Simbabwe, gegen die mehrere Anklagen anhängig sind, wurden in zwei Anklagepunkten freigesprochen. Amnesty International hatte ihren Fall 2022 für die Kampagne "Write for Rights" übernommen. Auch in Schweinfurt wurden Unterstützerbriefe für das Trio geschrieben und Unterschriften für Petitionen gesammelt. Man werde nicht nachlassen, bis alle Anklagepunkte fallen gelassen und die Schikanen gegen die drei Frauen beendet werden, kündigt Ulrich Philipp die weitere Unterstützung der Schweinfurter ai-Gruppe an.
Am Sonntag, 10. Dezember, ist Tag der Menschenrechte. Amnesty International nimmt diesen Tag, an dem 1948 die allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde, jedes Jahr zum Anlass, die Menschenrechtssituation weltweit kritisch zu betrachten und auf aktuelle Brennpunkte hinzuweisen. Die ai-Gruppe Schweinfurt richtet ihren Fokus auf den Iran.
Anlässlich des Tags der Menschenrechte wird am Montag, 11. Dezember, um 19 Uhr im Kino KuK der Film "Sieben Winter in Teheran" gezeigt. Der Film porträtiert die junge Studentin Reyhaneh Jabbari, die im Kampf für Frauenrechte ihr Leben gab. Sie saß sieben Jahre lang im Gefängnis und wurde mit 26 Jahren gehängt.
Im Rahmen des Filmabends im KuK gibt es auch eine Solidaritäts-Postkartenaktion für die in Teheran inhaftierte Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi. Die junge Frau wurde wegen ihres gewaltlosen Engagements schon 13 Mal festgenommen und mehrfach verurteilt, zuletzt zu acht Jahren und zwei Monaten Gefängnis sowie 74 Peitschenhieben. Auch in der Haft setzt sie ihre Menschenrechtsarbeit fort. Am 6. Oktober 2023 wurde ihr der Friedensnobelpreis zugesprochen.
Seit über 50 Jahren Einsatz für die Menschenrechte
Seit über 50 Jahren kämpfen die Schweinfurter Aktiven von "Amnesty International" für die Opfer von Unrechtsstaaten oder Willkürjustiz. Organisiert werden Petitionen und Briefe gegen das Vergessen, für Langzeithäftlinge, die aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verschwinden drohen. Aktuell betreuen die Menschenrechtler Abdullah al-Huwaiti, der nach einem erzwungenen Mordgeständnis im Alter von 14 Jahren in Saudi-Arabien zum Tode verurteilt wurde.
Der Einsatz für Menschenrechte sei mehr denn je nötig, meint Ulrich Philipp mit Blick auf das Verbot der Menschenrechtsorganisation Memorial in Russland, der Verfolgung der Uiguren in China oder ganz aktuell der Gewalt im Nahen Osten. "Wir machen weiter", kündigt er an. Rund 100 Mitglieder zählt die Gruppe, einschließlich der Förderer, mit einem harten Kern von sieben bis acht Aktivisten. Monatlich werden rund 120 Appell-Briefe geschrieben, bei großen Amnesty-Kampagnen schon mal bis zu 30.000 "Kettenbriefe" verschickt.
"Wir suchen noch aktive Mitstreiter", ruft Ulrich Philipp zum Mitmachen auf. Die Gruppentreffen finden an jedem dritten Donnerstag im Monat im Kulturpackt-Büro in der Burggasse 2 statt. Dort werden Aktionen geplant und Briefe geschrieben. Regelmäßig gibt es auch Aktionsstände in der Stadt.