Die Corona-Pandemie hat den Güterumschlag im Schweinfurter Hafen im vergangenen Jahr nicht reduziert. Von der seit Jahren geforderten Verkehrswende konnte die Bundeswasserstraße Main allerdings auch nicht profitieren. Das Gegenteil ist der Fall: "Der Güterumschlag der Binnenschifffahrt Bayerns fällt teilweise auf einen historischen Tiefstand." Landesweit beziffert das Bayerische Landesamt für Statistik in der gleichen Pressemeldung für 2021 gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 14 Prozent auf 6,6 Millionen Tonnen.
Das Geschäft mit der Fracht auf dem Wasser sank im Maingebiet sogar um 17,3 Prozent auf 3,1 Millionen Tonnen und damit auf den tiefsten Stand seit 50 Jahren. Damals wurde noch heftig um den 171 Kilometer langen Main-Donau-Kanal gestritten und von den Befürwortern eine Jahresfracht von acht Millionen Tonnen vorhergesagt.
Im Donaugebiet wurden mit knapp 3,5 Millionen Tonnen 10,9 Prozent weniger Güter ein- und ausgeladen. Die umschlagstärksten Häfen an der Donau sind Regensburg und Straubing, am Main Aschaffenburg und Lengfurt.
Mineralöl, Düngemittel und Getreide
Am Main erzielten nur Schweinfurt (+2,8 Prozent) und Würzburg (+2,7) ein kleines Plus. Rainer Vierheilig, der Betriebsleiter im Schweinfurter Hafen, und Dirk Wapki, Pressesprecher der Schweinfurter Stadtwerke, sind vor diesem Hintergrund mit der Entwicklung vor Ort "zufrieden". Umgeschlagen wurden auf erneut knapp 200 Schiffen im letzten Jahr 1815 Tonnen Metallschrott, 22.644 Tonnen Düngemittel, 95.997 Tonnen Mineralöl und 75.362 Tonnen Getreide.
Die Gesamtmenge hat sich kaum verändert, jedoch die Bedeutung der einzelnen Sparten. Der Rückgang beim Öl wurde vor allem durch ein Plus beim Getreide und bei den Düngemitteln ausgeglichen. Insbesondere die BayWa, eines von sechs großen Unternehmen mit Pachtflächen im Hafen, hatte mehr Korn und Dünger geordert.
Als Pluspunkte im Wettbewerb der Standorte nennt Vierheilig die zwei Doppelwippkräne die es ermöglichen, gleichzeitig zwei Schiffe mit der gleichen Ware zu be- und/oder entladen. Der größte Vorteil sei allerdings die Verknüpfung mit dem Schienennetz und die Nähe zur Autobahn. Hier sehen auch die Stadtwerke, die nach zehn Jahren Verpachtung im Jahr 2019 wieder die Regie im Hafen übernommen hatten, das Zukunftspotenzial des Hafens.
Doppelwippkräne, Löschanlagen, Silos und Lagerhallen sind alt
In die Weiterentwicklung haben die Stadtwerke bereits investiert, etwa mit der Anschaffung eines Zwei-Wege-Fahrzeugs. Der Unimog ist als Rangierlock auf den Schienen, auf Pflaster und Asphalt unterwegs und kann Waggons mit einem Gesamtgewicht von bis zu 6000 Tonnen ziehen. Ansonsten haben viele Hafeneinrichtungen (gebaut 1963) viele Jahre auf dem Buckel, darunter die Doppelwippkräne, Löschanlagen, Silos, Lagerhallen und Freiflächen.
Deutlich höher als mit den Schiffen der 3500 Kilometer langen Großschifffahrtsstraße von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer, ist im Schweinfurter Hafen der Umschlag auf dem 2,4 Kilometer langen Schienen des 16.000 Quadratmeter großem Hafengeländes: Es wurden etwa 400.000 Jahrestonnen und 7000 Waggons gezählt.
Für den Hafenbetrieb beschäftigen die Stadtwerke fünf Arbeiter und zwei Bürokräfte. Nicht nur im Frühjahr, wenn der Schiffsverkehr stets drei Wochen für die Instandsetzung der Schleusen auf dem Main ruht, sind die Mitarbeiter auch in anderen Bereichen der Stadtwerke im Einsatz.
Ein kleines Schiff ersetzt 40 Lastwägen
In die Zukunft schauen Rainer Vierheilig und Dirk Wapki verhalten optimistisch. Die Klimadiskussion werde auch in der Verbänden der Transporteure geführt. Dabei werde für die Binnenschifffahrt geworben. "Ein kleines Schiff mit 1000 Tonnen Fracht ersetzt vierzig 25-Tonner auf der Autobahn", so Rainer Vierheilig. Keinen Beitrag zum Aufschwung erwartet man bei der Containerverladung. Containerschiffe wollen stapeln, was am Mein wegen zu niedrigen Brücken nicht geht.
Zusammengebrochen ist seit Corona die Personenschifffahrt auf dem Main. Vor der Pandemie fuhren zwar auch schon die allermeisten der jährlich 1000 Kreuzfahrtschiffe an Schweinfurt vorbei und nur jedes zehnte legte an der Lände an der Maxbrücke an, doch "2021 war es nur eine Handvoll", so Rainer Vierheilig.