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Geldersheim
Achter Corona-Fall: Auch ein Kind im Ankerzentrum ist infiziert
Auf unbestimmte Zeit steht das Ankerzentrum bei Geldersheim unter Quarantäne. Sieben erwachsene Flüchtlinge und ein Kind wurden positiv getestet. Jetzt greift der Pandemieplan.
Abgeriegelt: Das Ankerzentrum bei Geldersheim steht unter Quarantäne. Sieben Flüchtlinge und ein Kind wurden positiv auf das Coronavirus getestet.
Foto: Irene Spiegel | Abgeriegelt: Das Ankerzentrum bei Geldersheim steht unter Quarantäne. Sieben Flüchtlinge und ein Kind wurden positiv auf das Coronavirus getestet.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:17 Uhr

Es gibt einen weiteren Corona-Fall in der unterfränkischen Ankereinrichtung in Geldersheim (Lkrs. Schweinfurt). Am Montag wurde noch ein Kind positiv auf den Erreger Covid 19 getestet. Damit gibt es nun acht Corona-Infizierte in der Einrichtung, die seit dem Wochenende komplett unter Quarantäne gestellt ist. Das heißt: Es gibt einen Aufnahme- und Abverlegestopp, und die Bewohner dürfen das Gelände nicht mehr verlassen.

"Das wird streng kontrolliert", sagt der Sprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke. Der private Sicherheitsdienst führe auf dem gesamten Gelände Kontroll- und Streifengänge durch. Außerdem stehe die Einrichtung unter der Beobachtung der Polizei. In der Regel sind neben den 50 Sicherheitskräften drei bis vier Beamte der Polizeiinspektion Schweinfurt vor Ort in der Ankerwache. Die Beschäftigten der Regierung von Unterfranken indes betreten die Einrichtung nur noch "soweit wie nötig". Sie müssen dabei einen Mund-Nase-Schutz anlegen und bei Kontakt zu Covid-19-Verdächtigen oder -Infizierten eine FFP2-Maske sowie Schutzkittel mit Handschuhen tragen.

Infizierte Bewohner werden für 14 Tage isoliert

Laut Regierungssprecher Hardenacke kam der Coronavirus nicht durch einen Neuzugang in die Ankereinrichtung, sondern durch einen Bewohner, der dort schon seit Monaten untergebracht ist. Im Rahmen einer medizinischen Untersuchung sei er zweimal getestet worden, beim zweiten Mal positiv. Bei der Überprüfung seines Umfeldes seien dann bei weiteren sechs Personen und einem extern Beschäftigten der Coronavirus festgestellt worden. Weil es sich schwierig gestaltet habe, alle Kontaktpersonen zu ermitteln, griff die Regierung gleich zum äußersten Mittel und stellte  in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Schweinfurt die gesamte Einrichtung unter Quarantäne. Die infizierten Bewohner sind in einem gesonderten Gebäude untergebracht, der externe Mitarbeiter befindet sich in häuslicher Quarantäne. Die Kontaktpersonen ersten Grades dürfen sich auf dem Gelände frei bewegen.

Schon im Februar, als sich die Corona-Krise in Europa zuspitzte, war ein Notfallplan für diesen "worst case" entwickelt und der Frauen-Wohnbereich geräumt worden, um in den drei etwas abseits gelegenen Gebäuden mit eigener Zufahrt und eigener Außenanlage eine Corona-Quarantänestation einzurichten. Hier können insgesamt bis zu 100 Infizierte und 156 Kontaktpersonen isoliert von den anderen Bewohnern untergebracht werden. Sollte sich die Lage veschlimmern, könnten auch die derzeit ungenutzen Wohngebäude belegt werden. Aktuell leben 597 Flüchtlinge im Ankerzentrum, Betten gibt es für 1436 Menschen. Bei Bedarf stehen zudem die großen Thermohallen zur Vefügung, die noch aus Zeiten des Flüchtlingsansturms 2015 stehen. Auch weitere Zelte könnten aufgebaut werden.

"Die Lage ist ruhig und gefasst."
Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken

"Die Lage ist ruhig und gefasst", versichert Regierungssprecher Hardenacke.  Die Bewohner können die Ankereinrichtung zwar nicht mehr verlassen und auch keinen Besuch bekommen, Spaziergänge im abgetrennten Außenbereich seien aber möglich und würden auch genutzt. Hier käme den Bewohnern die Größe und Weitläufigkeit des Geländes zugute. Das Ankerzentrum des Freistaats Bayern belegt etwa 17 Hektar des ehemaligen US-amerikanischen Kasernenareals Conn Barracks, das nach dem bei der Landung der Alliierten in der Normandie gefallenen Leutnant B. Conn benannt ist und gut 200 Hektar umfasst.

Asylsozialberatung arbeitet unter besonderen Schutzmaßnahmen

Um die Einschränkungen durch die Quarantänemaßnahmen für die Bewohner erträglicher zu machen, wurden laut Hardenacke die Betriebsregeln etwas gelockert. So darf man auch mal etwas lautere Musik hören, ohne dass gleich der Sicherheitsdienst anrückt. WLAN können die Bewohner nur noch im Außenbereich des Camp-Cafes nutzen, das seit Erlass der Ausgangsbeschränkungen in Bayern geschlossen ist. Weil auch das Kinderhaus seit zwei Wochen nicht mehr geöffnet hat, wurden jetzt Malbücher, Spiele und andere Beschäftigungsmöglichkeiten für die kleinen Bewohner des Ankerzentrums zur Verfügung gestellt.

Die Asylsozialberatung von Caritas und Diakonie ist noch vor Ort, arbeitet aber unter besonderen Schutzmaßnahmen. Beraten wird nur per Telefon, E-Mail und WhatsApp. "Das Engagement der Asylsozialberatung trägt zur Beruhigung der Bewohner bei", sagt Hardenacke.

Die positiv getesteten Bewohner werden nun für mindesten zwei Wochen isoliert. Die Quarantäne für die Ankereinrichtung bleibt allerdings erst einmal weiter bestehen. Sie wurde auf unbestimmte Zeit angeordnet. Ein mobiler Händler soll in dieser Zeit die Bewohner mit persönlichen Bedarfsgegenständen versorgen.

 
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