Am 27. Dezember ist Otto Wirth mit 81 Jahren gestorben. Wirth war von 1996 bis 2011 Bürgermeister Schweinfurts. Von 1984 bis zu seinem Rückzug aus der Kommunalpolitik 2011 war er Stadtrat, Stimmkönig bei den Wahlen, im Stadtleben präsent. Der gelernte Bäckermeister war vielfältig engagiert. Er war 1990 Landtagskandidat, er war ein Vertreter des Mittelstandes und des Handwerks, Kreishandwerksmeister, Obermeister der Bäcker.
Wirths vielfältiges Engagement wurde gewürdigt: Mit der Stadtmedaille in Gold, dem Bundesverdienstkreuz, der kommunalen Verdienstmedaille, außerdem war er Ehrenkreishandwerksmeister. Nach seinem Rückzug aus der Politik 2011 aus gesundheitlichen Gründen war es ruhiger um ihn geworden.
Die Lieder für seine Trauerfeier in Oberndorf hat sich Otto Wirth noch selbst ausgesucht, sagt Pfarrer Stephan Eschenbacher. Das ist für alle, die ihn gekannt haben, ein Moment der Nähe, aber auch ein Zeichen für Wirths Persönlichkeit. Mercedes Sosa mit "Gracias al la vida" ("Danke an das Leben") gibt der Trauerfeier einen heiteren, sonnigen Moment.
Der Kleingarten als Ausgleich zu Arbeit und Bürgermeisteramt
Aus der Kommunalpolitik, aus dem Handwerk, aus den Vereinen sind Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen gekommen, um Abschied zu nehmen. "Die Familie war Otto Wirth wichtig", daran erinnert Pfarrer Eschenbacher. Aber auch an die Leidenschaft für Fußball, vor allem für den FC O5, an die Freude, mit der Wirth alles unter einen Hut brachte, vom Bürgermeisteramt über die vielen Ehrenämter bis zu seiner Bäckerei. Eschenbacher erinnert auch daran, wie gerne Otto Wirth in seinem Kleingarten in Oberndorf war. Das sei sein Ausgleich gewesen.
"Die Stadt verliert einen ihrer beliebtesten und profiliertesten Politiker", betont Oberbürgermeister Sebastian Remelé spürbar gerührt. Wirth habe immer ein offenes Ohr für die Menschen gehabt, habe große Sympathie genossen. "Die Stadt verliert einen Ihrer angesehensten Bürger, alle, die ihm nahestanden, einen guten Freund." Auch ihm habe Wirth in seiner Anfangszeit mit Rat zur Seite gestanden. Mit seiner menschenfreundlichen, warmherzigen und loyalen Art habe er ihm sehr geholfen.
Gudrun Grieser erinnert sich an 14 Jahre Zusammenarbeit
Gudrun Grieser, von 1992 bis 2010 Oberbürgermeisterin von Schweinfurt, merkt man an, wie sehr sie die Zusammenarbeit mit Otto Wirth geschätzt hat. Auf 14 Jahre schaut sie mit einem guten und einem dankbaren Gefühl zurück. Er sei loyal in der Haltung und zuverlässig in der Arbeit gewesen. Gudrun Grieser erinnert daran, dass es von 1974 bis 2012 nur zwei zweite Bürgermeister in der Stadt Schweinfurt gegeben habe – Herbert Müller und Otto Wirth. "Es gab jahrelang nur einen und das gefühlt ewig." Im Gegensatz zu Müller war Wirth ehrenamtlicher Bürgermeister, kein Mitglied der Stadtverwaltung. Viele seien damals gespannt gewesen, wie das funktionieren werde.
Grieser war es wichtig, so sagt sie, Wirth bei wichtigen Gesprächen einzubinden, damit er die großen Linien kenne und diese auch nach außen vertreten könne. "Das Rathaus sprach nach außen mit einer Stimme." Wirth habe das Vertrauen der städtischen Mitarbeiter genossen, stand solidarisch zu ihnen, wenn sie im Stadtrat einmal ins Kreuzfeuer gerieten.
Was Gudrun Grieser ebenso wie später Stefan Funk, der für die CSU als Kreisvorsitzender und den FC o5 als Verwaltungsrat spricht, immer beeindruckt hat: Otto Wirth hatte Spaß an seiner Arbeit. "Er liebte sein Amt als Bürgermeister." Nicht nur ihr ist es im Gedächtnis geblieben, wie gut Otto Wirth mit den Leuten reden konnte, einen Draht zu den Menschen fand. "Er war akzeptiert, respektiert und beliebt." Das unterstreichen auch die Vertreter der Handwerkskammer und der Bäckerinnung.
Nur eines habe er wahrscheinlich vernachlässigt über die Verpflichtungen und den Termindruck: seine Gesundheit, sagt Gudrun Grieser. "Ich bin froh, dass Du damals das sein durftest, was Du so gerne warst: der Schweinfurter Bürgermeister."
Stefan Funk erinnert sich an einen besonderen Zug von Otto Wirth: "Wenn er sich zu Wort meldete, hatte er was zu sagen." In seinen Augen hat Wirth das Ehrenamt in dieser Stadt verkörpert wie kein zweiter. Außerdem habe er etwas gehabt, was heute oft fehle: gesunden Menschenverstand.