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Schweinfurt
50 Jahre OBA in Schweinfurt: Freizeit, Reisen, Bildung und ein Zuhause für Menschen mit und ohne Behinderung
Mit viel Herzblut und rund 60 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern verbessert die OBA seit fünf Jahrzehnten das Leben vieler Menschen mit Behinderung.
Hut ab vor der Theatergruppe 'HutAb!' der OBA. Auf der Bühne zeigten die Schauspielerinnen und Schauspieler, warum die Offene Behindertenarbeit ihr Zuhause ist. 
Foto: René Ruprecht | Hut ab vor der Theatergruppe "HutAb!" der OBA. Auf der Bühne zeigten die Schauspielerinnen und Schauspieler, warum die Offene Behindertenarbeit ihr Zuhause ist. 
Natalia Mleczko       -  Natalia Mleczko ist in Polen aufgewachsen und lebte dann in Rostock. Nach einer Ausbildung und diversen Jobs studiere sie auf dem Zweiten Bildungsweg Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen im Master an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 arbeitete sie als freie Journalistin. Natalia Mleczko ist seit April 2024 Volontärin bei der Main-Post.
Natalia Mleczko
 |  aktualisiert: 21.01.2025 02:36 Uhr

Der Festakt zum 50. Jubiläum der Offenen Behindertenarbeit (OBA) sollte "eine richtige Sause" im Schweinfurter Rathaus werden, hoffte der Vorstand der Diakonie, Carsten Bräumer. Sein Wunsch ging bereits am frühen Abend in Erfüllung. Die Ratshausdiele war gefüllt mit zahlreichen Gästen und Freunden der OBA in Schweinfurt. 

"Genau hier gehören wir hin!", sagte Bräumer stolz. Heute sei die OBA im wichtigsten Haus der Stadt die Gastgeberin. Die Hauptpersonen des Abends seien allerdings nicht die Würdenträger, sondern die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einrichtung. An diesem Abend werde Inklusion wahrlich gelebt. 

50 Jahre sinnstiftende Freizeit und Bildung für Menschen und ohne Behinderung

Die Offene Behindertenarbeit biete nun seit 50 Jahren sinnstiftende Freizeit- und Bildungsangebote für Menschen mit Behinderung an. Ihm sei wichtig, herauszustellen: Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf qualitativ wertvolle Freizeit. Dem versuche der soziale Dienst seit 50 Jahren gerecht zu werden. 

Carsten Bräumer, der Vorstand des Diakonischen Werks in Schweinfurt, führte durch den Festakt zum 50-jährigen Jubiläum des OBA. 
Foto: René Ruprecht | Carsten Bräumer, der Vorstand des Diakonischen Werks in Schweinfurt, führte durch den Festakt zum 50-jährigen Jubiläum des OBA. 

Die OBA wurde im Juli 1975 von Franz Lauerbach und Herbert Rupp in Schweinfurt gegründet. Die Initiative ging von den Eltern von behinderten Kindern aus. Sie wünschten sich bessere Freizeit und Bildung für ihre Kinder. Lauerbach war damals der Geschäftsführer der Diakonie. Mit der Bitte der Eltern wandte er sich an Herbert Rupp, der zu jener Zeit an der Fachakademie für Sozialpädagogik als Dozent arbeitete. Der nahm sich der Sache an und wurde der erste Leiter der OBA. 

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Mit ganz viel Herzblut dabei: rund 60 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer packen mit an

Kurze Zeit später fand bereits die erste Ferienfreizeit statt. Gemeinsames Reisen, offene Treffen, die Theatergruppe, Zumba oder ein Leseclub - all dies und noch viel mehr Projekte, sind seitdem entstanden. Der Erfolg liege vor allem am Herzblut der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Zu Höchstzeiten waren es knapp 100, heute packen noch rund 60 Menschen mit an. Doch auch die Finanzen müssen stimmen. Aktuell steht ein Etat von rund 500.000 Euro im Jahr zur Verfügung.  

"Die OBA war ihrer Zeit zuvor", fand Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Was eine sinnstiftende Freizeitbeschäftigung sei, habe sich die OBA bereits 1975 gefragt. Wenn heute Kinder im Durschschnitt vier Stunden in einen Bildschirm starren, kritisiert der OB, sei dies "meist nicht sinnvoll".

Inklusion in Schweinfurt: "Eine Selbstverständlichkeit, die lange nicht selbstverständlich war."

Auch Unterfrankens Bezirkstagspräsident Stefan Funk fand nur lobende Worte für die Arbeit der OBA. Sie stärke die Inklusion in ganz Unterfranken. Landrat Florian Töpper ging in seinem Beitrag auf den Leidensdruck der Eltern und Kinder vor der Gründung ein. Heute würden Menschen mit Behinderung gesehen. "Eine Selbstverständlichkeit, die lange nicht selbstverständlich war."

Eine weitere Rednerin war die CSU-Landtagsabgeordnete Martina Gießübel, die eine Überraschung mitbrachte - einen Besuch bei ihr im Landtag. Per Videobotschaft bedankte sich auch Staatsministerin Ulrike Scharf für die jahrzehntelange Arbeit der Einrichtung. 

Der ehemalige OBA-Leiter, Reinhold Stiller, und Bianca Vohmann, die jetzige Leiterin, erklärten die Zutaten des Erfolgscocktails der OBA. 
Foto: René Ruprecht | Der ehemalige OBA-Leiter, Reinhold Stiller, und Bianca Vohmann, die jetzige Leiterin, erklärten die Zutaten des Erfolgscocktails der OBA. 

Was der Erfolgscocktail der OBA sei, klärten Leiterin Bianca Vohmann und ihr Vorgänger Reinhold Stiller. Unter anderem seien viel Mut, ehrenamtliches Engagement, der Glaube, dass alles möglich sei, ganz viel Herzblut, ein gutes Netzwerk und viel Lust auf Integration, Inklusion und Vielfalt das 50-jährige Erfolgskonzept. Glückwünsche gab es auch von Christian Kreile und Anja Gock vom OBA-Rat. 

Der Höhepunkt des Abends gehörte dem Auftritt der Theatergruppe HutAb!, die sich auf der Bühne gefragt hat, was schon alles normal ist? Ist Frühstücken normal? Ist es normal, Kinder zu haben? Die Schauspielerinnen und Schauspieler fragten auch das Publikum, was für sie normal ist. "Verschieden zu sein, sei normal", antworte Landrat Töpper. 

Auf der Bühne wurde gesungen, die Hüften geschwungen und erzählt, welchen Wert die OBA für sie hat. Sie sei "cool", "bunt" und "abenteuerlich". Eine junge Schauspielerin sagte, für sie sei es ein Zuhause. 

50 Jahre OBA in Schweinfurt, 50 Jahre gelebte Inklusion. 
Foto: René Ruprecht | 50 Jahre OBA in Schweinfurt, 50 Jahre gelebte Inklusion. 

Reinhold Stiller zeigte sich "stolz auf das, was bisher erreicht wurde". Die Türen standen auch für Menschen ohne Behinderung von Beginn an offen. Den Organisatoren sei immer wichtig gewesen, dass Inklusion im Alltag auch wirklich gelebt werde.

Eröffnung der Wanderausstellung "Miteinander - Inklusion in Bayern" in der Rathaushalle

Im Anschluss an den Festakt fand die Eröffnung der Wanderausstellung "Miteinander - Inklusion in Bayern" des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales in der Rathaushalle statt. Die Ausstellung hat laut Website des Ministeriums das Ziel, das Thema der Inklusion im Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen und dadurch Barrieren in den Köpfen der Menschen abzubauen. 

Die Wanderausstellung ist allerdings nur ein Bestandteil der Ausstellung. Die OBA stellt ihre 50-jährige Geschichte auf Roll-Ups dar, und damit 50 Jahre Inklusionsgeschichte in der Wälzlagerstadt. Im hinteren Teil der Ausstellung sieht man die Kunst der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kunst- und Papierwerkstatt. Die Kunstwerke können gekauft werden. 

Die Wanderausstellung 'Miteinander - Inklusion in Bayern' will Barrieren im Kopf abbauen.
Foto: René Ruprecht | Die Wanderausstellung "Miteinander - Inklusion in Bayern" will Barrieren im Kopf abbauen.

Bis zum 31. Januar 2025 haben Besucherinnen und Besucher Zeit, die kostenlose Ausstellung zu besuchen. Die Ausstellung ist von Montag bis Mittwoch, von 10 bis 16 Uhr, geöffnet und von Donnerstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr.

Offene Behindertenarbeit (OBA) in Schweinfurt

Die OBA-Gründung erfolgte im Jahr 1975 durch Franz Lauerbach, damals Geschäftsführer der Diakonie in Schweinfurt, und dem Sozialpädagogik-Dozenten Herbert Rupp. Die OBA in Schweinfurt ist die drittälteste in ganz Bayern. In der Offenen Behindertenarbeit können Menschen mit Behinderung als auch ohne Behinderung gemeinsam ihre Freizeit verbringen. Das Angebot umfasst die Bereiche Begegnung, Reisen und Bildung. Das Programm richtet sich an Menschen jeglichen Alters. 
Quelle: obasw.de
 
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