Die Sonne kam genau in den richtigen Momenten heraus beim Gottesdienst am letzten Sonntag nach Epiphanias, dem Fest der Verklärung Jesu. Nicht nur das Wort "Verklärung" verlangte nach Erklärung, als mit Carsten Bräumer der "Neue" ins Amt eingeführt wurde. Der gebürtige Niedersachse (54), ist seit Jahresbeginn Vorstandsmitglied des Diakonischen Werks Schweinfurt.
Im Juli wird er die Geschäftsführung von Jochen Keßler-Rosa übernehmen, der dann nach 30 Jahren Tätigkeit als Leiter der Diakonie aus dem Vorstand ausscheidet. Schon jetzt wurde Keßler-Rosa, 65, als Pfarrer entpflichtet – mit Wirkung zum 1. März. In der Übergangszeit wird der Verabschiedete noch einige "Zukunftsprojekte" der Diakonie anstoßen.
Lichtblicke gefeiert
Es sind nicht völlig finstere, aber doch komplizierte Zeiten, in denen der Stafettenwechsel stattfindet. Dekan Oliver Bruckmann erinnerte zu Beginn an viel Unglück und "rücksichtslos eingesetzte Macht" in der Welt, mit Blick etwa auf den Amoklauf von Heidelberg. In St. Johannis wurden nun die Lichtblicke gefeiert. Unter den Besuchern gab sich Michael Bammessel, Präsident der Diakonie Bayern, die Ehre. Später folgten Grußworte von Staatssekretär Gerhard Eck, Bürgermeisterin Sorya Lippert, der Kitzinger Dekanin Kerstin Baderschneider sowie von Pfarrer Wolfgang Weich, Senior des Pfarrkapitels.
"Er wusste nicht, dass die Haut seines Angesicht glänzte" hieß es in der Lesung, die sich um die Rückkehr des Mose vom Berg Sinai drehte: Der verklärte Religionsstifter trägt, nach seiner direkten Begegnung mit Gott, die Gesetzestafeln bei sich, mit innerem Leuchten.
Ganzheitliches Handeln
Diakonisches Handeln sei ganzheitliches Handeln am Menschen, stellte Klaus Eckhardt fest, für den Verwaltungsrat der Diakonie. Ein Handeln, dass sich wandelnden Bedürfnissen anpassen müsse, aber ebenso eine betriebswirtschaftliche Komponente habe. Carsten Bräumer ist nicht nur Theologe und ordinierter Pfarrer aus Celle. In der Schweiz hat der mehrfache Familienvater "Management für Non-Profit-Organisationen" studiert und einige Erfahrung mit der Leitung von Diakonischen Werken gesammelt.
Die feierliche Berufung auf die neue Stelle übernahm Dekan Bruckmann, zu der Carsten Bräumer mit Ehefrau Marion Bräumer-Bischoff und Jochen Keßler-Rosa vor den Altar trat. Seine Auftaktpredigt drehte sich um das Spannungsfeld zwischen den "Dimensionen des Heiligen" und der materiellen Weltsicht unserer Zeit. Aber selbst noch in irrationalen Corona-Verschwörungstheorien werde der Wunsch nach (vermeintlicher) Sicherheit und Gewissheit sichtbar, so Bräumer. "Damit das Gerücht von Gott nicht völlig verloren geht" – diese Motivation habe ein Armenseelsorger genannt, für sein Engagement in einem deutschen Elendsquartier. Das Heilige im Leben und eine echte Begegnung mit Gott zuzulassen, sei mehr, als nur an einen "Leuchtemoses" zu glauben, stellte der Frischberufene fest.
Jochen Keßler-Rosa war seit 1992 Geschäftsführer, seit 2004 Vorsitzender des Diakonischen Werks. Bei seiner Entpflichtung als Pfarrer mit Übergabe der Urkunde, wurde es ebenfalls im passenden Augenblick hell im Gotteshaus. Ein bisschen gestaunt werden durfte, als zuletzt das "O du fröhliche, O du selige" erklang, dank hochkarätigem Chor. Nach 40 Tagen endet in Schweinfurt jetzt auch noch ganz offiziell die Weihnachtszeit.