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Gochsheim
30 Jahre Eiscafé Dolomiti in Gochsheim: "Viele verbinden mit uns ihre Kindheit – das macht mich stolz"
Seit 1994 führen Salvatore und Antonia Marotta die Eiscafé-Bar Dolomiti. Warum sie das noch immer erfüllt und wie sich der Eis-Geschmack in Gochsheim verändert hat.
Seit 30 Jahren führt Salvatore Marotta gemeinsam mit seiner Frau Antonia Marotta die Eiscafé-Bar Dolomiti in Gochsheim. Welche Höhen und Tiefen er in dieser Zeit erlebt hat.
Foto: Anand Anders | Seit 30 Jahren führt Salvatore Marotta gemeinsam mit seiner Frau Antonia Marotta die Eiscafé-Bar Dolomiti in Gochsheim. Welche Höhen und Tiefen er in dieser Zeit erlebt hat.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 11.04.2024 02:48 Uhr

Zwei Eismaschinen, daneben ein Pasteurisierer, ein Schockfroster und Eisschränke zum Kühlen und Lagern des fertigen Speiseeis – das "Eislabor", wie Salvatore Marotta den kleinen gefliesten Raum nennt, ist das Herzstück seiner Eiscafé-Bar "Dolomiti" im Ortszentrum von Gochsheim. Wie viele Stunden der 62-Jährige hier bereits damit verbracht hat, Eis herzustellen oder neue Sorten auszuprobieren, kann er nicht sagen. Es seien unzählige gewesen.

"Im Winter stehe ich hier vielleicht zwei-, dreimal die Woche, im Sommer fast täglich", sagt der Gochsheimer. Danach schnell duschen und dann ab hinter die Theke, oft bis in die Abendstunden. So sähen seine Arbeitstage aus – und das seit knapp 30 Jahren. Denn so lange führt Salvatore Marotta das Dolomiti bereits, gemeinsam mit seiner Frau Antonia Marotta.

"Es steckt viel Arbeit drin", sagt der 62-Jährige und blickt sich in seinem Gastraum um. "15-Stunden-Tage sind bei uns eher Normalität. Das Kostet schon Kraft", sagt er. Dabei sei es eher der Zufall gewesen, der ihn vor über 30 Jahren ins Eis-Geschäft geführt habe, erinnert er sich.

Mit sieben Geschwistern von Italien nach Sennfeld

Angefangen habe alles, als sein Vater Anfang der 1960er-Jahre als "Gastarbeiter" aus Kampanien, einer Region im Südwesten Italiens, nach Deutschland gekommen sei, sagt Salvatore Marotta. Er selbst, seine Mutter und seine sieben Geschwister seien einige Jahre später, als er gerade sechs Jahre alt war, nach Sennfeld nachgezogen.

Mit dem Eis-Geschäft habe er damals aber noch lange nichts zu tun gehabt. "Eigentlich hat alles vor 33 Jahren mit meinem ältesten Bruder angefangen", sagt der 62-Jährige. Der habe zu der Zeit dringend Personal für sein eigenes Eiscafé in Haßfurt, ebenfalls mit dem Namen Dolomiti, gesucht. Also habe Marotta, der eigentlich gelernter Karosseriebauer ist, ihm kurzentschlossen unter die Arme gegriffen – und er fand Gefallen an der Eisproduktion.

Ein eingespieltes Team: Seit mehreren Jahrzehnten arbeiten (von links) Marina Prozeller, Salvatore Marotta und seine Gattin Antonia Marotta eng im Gochsheimer Eiscafé Dolomiti zusammen.
Foto: Anand Anders | Ein eingespieltes Team: Seit mehreren Jahrzehnten arbeiten (von links) Marina Prozeller, Salvatore Marotta und seine Gattin Antonia Marotta eng im Gochsheimer Eiscafé Dolomiti zusammen.

"Mir hat das ganz gut gefallen. Ein bisschen war es Neugier, ein bisschen die Umstände. Ich war jung und wollte schon immer selbstständig werden", sagt der 62-Jährige und lacht. Also habe er das Eisrezept seines Bruders übernommen und 1994 gemeinsam mit seiner Frau Antonia Marotta in Gochsheim sein eigenes Eiscafé Dolomiti mit integrierter Bar eröffnet. Damals noch in der Schweinfurter Straße 21.

2001 folgte dann der Umzug ein paar Häuser weiter. "Wir wollten uns vergrößern. Außerdem hatten wir vorher keine Terrasse", meint Marotta – ein wichtiges Argument für ein Eiscafé.

Waldmeister als Erinnerung an seine Kindheit in Gochsheim

16 Sorten Eis für 50 Cent pro Kugel habe es damals noch in seiner Eis-Auslage gegeben. Überwiegend Klassiker wie Vanille, Erdbeere, Stracciatella. Der Exot unter ihnen sei sein Waldmeister-Eis gewesen, sagt Marotta: "Waldmeister musste von Anfang an dabei sein. Das war mir wichtig, weil es eine Erinnerung an meine Kindheit ist" – und an die Dorf-Eisdiele seiner Jugend. "Da gab es meistens nur drei Sorten, manchmal vier, wenn er gerade gut gelaunt war. Aber Waldmeister war immer dabei", erinnert sich der 62-Jährige.

Früher noch in der Schweinfurter Straße 21, heute ein paar Häuser weiter: 2001 hat sich das Eiscafé Dolomit in Gochsheim vergrößert, hat seitdem auch eine Terrasse.
Foto: Anand Anders | Früher noch in der Schweinfurter Straße 21, heute ein paar Häuser weiter: 2001 hat sich das Eiscafé Dolomit in Gochsheim vergrößert, hat seitdem auch eine Terrasse.

Das Waldmeister-Eis hat sich bis heute in seinem Sortiment gehalten. Ansonsten habe es unter den mittlerweile 20 Eissorten immer mal wieder bunte Wechsel gegeben, sagt Marotta. Wo früher noch Vanille und Erdbeere ausreichend waren, dürfe es heute für viele durchaus ausgefallener sein, sagt er. So hätte sich besonders Eis aus bekannten Süßigkeiten mit Kokos, Toffee und Nuss oder dunkler Schokolade und Minze über die Jahre durchgesetzt.

Manche Sorten denke er sich dabei in seiner Eisküche selbst aus, andere entstünden aus Ideen von Kundinnen und Kunden. "Natürlich kommt es auch mal vor, dass eine Sorte, die ich ausprobiere, nicht funktioniert. Das gehört dazu, das ist normaler Schwund", sagt Marotta.

"Es ist harte Arbeit, aber wir machen das immer noch mit der gleichen Hingabe wie früher."
Salvatore Marotta, Inhaber der Eiscafé-Bar Dolomiti in Gochsheim

Besonders freue ihn, wie gut man sich im Ort etabliert habe. "Wir kennen viele hier seit sie Kinder waren. Viele verbinden mit uns ihre Kindheit – das macht mich stolz", sagt der 62-Jährige. Dankbar sei er auch seiner Frau Antonia Marotta und seiner Schwägerin Marina Prozeller. "Sie stehen hinter allem hier. Ohne sie würde es das Ganze in der Form wahrscheinlich gar nicht geben", sagt er.

Trotzdem habe es in den vergangenen 30 Jahren auch schwere Zeiten gegeben. "Als Corona kam, sind wir so erschrocken, dass wir erst einmal drei Wochen zugemacht haben, weil wir nicht wussten, wie wir damit umgehen sollten", sagt Marotta. Auch die gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Personal merke man im Dolomiti deutlich. "Früher hat ein Karton Waffeln vielleicht 13 Euro gekostet. Jetzt kostet er mindestens das Doppelte", sagt der Gochsheimer.

Trotzdem habe er die Leidenschaft für seinen Beruf nicht verloren. "Es ist harte Arbeit, aber wir machen das immer noch mit der gleichen Hingabe wie früher", sagt Marotta. "Wenn es einen Grund gäbe, warum ich die Eisdiele noch einmal machen würde, dann wäre es, weil wir so viele interessante Menschen kennen- und schätzen lernen dürfen. Das gibt einem schon viel."

 
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