13 Wohnungen, eine Gemeinschaftsfläche mit Küche, Pflege- und normalem Bad – das Konzept für Schweinfurts zweite Senioren-WG steht. Und auch der Kooperationspartner. Wie in der Oskar-von-Miller-Straße, in der vor sechs Jahren die Stadt- und Wohnbau GmbH (SWG) eine Seniorenwohnanlage eröffnete, wird es der Freie Altenring sein. Und wie dort, ist die SWG Eigentümer und Bauherr zugleich. Das Gebäude Theresienstraße 19 sollte ohnehin modernisiert werden, sagt Prokurist Michael Radler. Gemeinsam mit Bauleiter Christian Bengl und Jürgen Montag, dem Sozialreferenten der Stadt, stellt er das gemeinsame Projekt vor.
Der Anstoß, sagt Montag, kam von Dritten. Gemeinsam mit dem Seniorenbeirat, Interessenten und der SWG habe man das Projekt entwickelt. Seit langem fordert der Beirat alternative Wohnformen für Senioren in Schweinfurt. Eine solche wird es in der Theresienstraße 19 nun geben. Im November 2020 soll die Modernisierung des Hauses im Gründerzeitviertel beginnen, gefördert aus Töpfen des Sozialen Wohnungsbaus. 13 Wohnungen sind geplant: fünf Zwei-Zimmer-Wohnungen, vier Drei-Zimmer- und vier Vier-Zimmer-Wohnungen mit zwischen 64 und 105 Quadratmetern sollen es nach dem Ausbau im Mai 2022 sein. Der geplante Preis pro Quadratmeter: 8 bis 8,50 Euro.
3,6 Millionen Euro wird die Modernisierung kosten, bei der die SWG wie immer darauf achte, möglichst barrierearm, wenn nicht sogar barrierefrei zu bauen. 3,4 Millionen Euro wären es bei einer normalen Modernisierung gewesen, sagt Radler. Auch dann hätte man Fördermittel für sozialen Wohnungsbau beantragt.
Was die Theresienstraße 19 auch sein könnte
Ohne den Freien Altenring als Kooperationspartner wäre das Projekt nicht möglich gewesen, betont Radler. Der 2003 gegründete Verein, der aus einer Arbeitsgruppe der lokalen Agenda 21 hervorgegangen ist, wird das Herz der Hausgemeinschaft. Eine Art Organisator, der Veranstaltungen anbietet, die Belegung in der Gemeinschaftsfläche regelt. Er macht auch Vorschläge, welche Mieter einziehen dürfen. Vermieter ist und bleibt aber die SWG. Eine reine Senioren-WG muss die Theresienstraße 19 nicht werden; man ist offen für das Thema Mehrgenerationenwohnen, betont Sozialreferent Montag. Familien, junge Leute – auch sie könnten einziehen, was ein Gewinn für beide Seiten wäre. Für die Senioren, wenn sie Hilfe brauchen, und umgekehrt.
Dass es nicht der große Wurf ist, was das Thema Wohnen im Alter in Schweinfurt betrifft, ist allen Beteiligten klar. Doch man ist sich einig: es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Für manche, wie Sozialreferent Jürgen Montag, sogar noch mehr. Er glaubt nicht, dass der Ansturm auf alternative Wohnformen für Senioren so groß ist wie manche denken. Ja, eine Warteliste für die Senioren-WG in der Oskar-von-Miller-Straße gebe es, doch die sei "nicht so lang". Oft sei das Interesse im Vorfeld groß, doch den letzten Schritt würden viele dann doch nicht machen. Wer in einer Senioren-WG wohnen wolle, müsse auch offen sein für die Gemeinschaft.
Warum Karlheinz Surauf vom Seniorenbeirat nicht zufrieden ist
Dass Karlheinz Surauf vor allem die Frage des Bedarfs anders sieht, verwundert nicht. Erst vor kurzem hatte das Vorstandsmitglied des Seniorenbeirats die Stadt hart kritisiert. Es fehle an Mut, neue Wohnideen für das Alter zu verwirklichen. Das Projekt Theresienstraße 19 sieht er positiv, allerdings sei es "ein kleiner Schritt, ein Einstieg" in das Thema. Dass, wie Sozialreferent Montag sagt, das Thema Senioren- und Mehrgenerationenwohnen im neuen Stadtteil Bellevue "platziert" sei, freue ihn. Doch Surauf erwartet mehr – vor allem von der Stadt, damit in Bellevue ein großes Projekt verwirklicht werden kann, das Schweinfurt dringend brauche: 50 bis 80 Wohneinheiten für neue Wohnformen – für Jung und Alt, für Menschen mit und ohne Behinderung.
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Rund fünf bis acht Prozent der rund 25 000 Schweinfurter Haushalte seien an so etwas interessiert, betont Surauf. Und dabei gehe es nicht um Sozialwohnungen, sondern bezahlbaren Wohnraum, nicht nur, aber auch für Senioren. Dass ohne einen Investor in diese Richtung nichts gehen wird, wie auch Montag betont, sieht der Seniorenbeirat wohl. Trotzdem wünsche man sich bei der Suche nach diesem Investor mehr Unterstützung von der Stadt, so Surauf. Warum könnte nicht die SWG (sie plant in Bellevue bereits den Bau von 47 frei finanzierten und 74 öffentlich geförderten Wohnungen) in ein solches Projekt einsteigen und/oder auch die Hospitalstiftung? Auf eine Antwort darauf dürfte er wohl länger warten.