Mit dem Rennsport fing die Unternehmensgeschichte an. Der 27-jährige Ernst Sachs war in Frankfurt ein erfolgreicher Radrennfahrer, hatte mehrere Dutzend Siege verzeichnet, ehe er 1894 nach einer schweren Verletzung eher zufällig nach Schweinfurt kam, um den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte zu legen, die bis heute fortdauert. Dabei ist das Unternehmen Fichtel & Sachs, das 2011 in der ZF Friedrichshafen AG aufgegangen ist, dem Sport verbunden geblieben. Zunächst dem Rad-, später auch dem Motorsport.
Mit der Entwicklung der Torpedofreilaufnabe, die den Leichtlauf mit einem geringen Gewicht verband, waren immer mehr Fahrer auf den um die Jahrhundertwende in vielen Städten äußerts populären Radrennen unterwegs. Fichtel & Sachs unterstützte den "Radfahrerverein 1889 Schweinfurt" bei der 1909 über 580 Kilometer führenden Ein-Tages-Tour "Rund um Spessart und Rhön", Sieger Robert Tartsch war mit einer Torpedonabe ausgerüstet.
1927 gab es auf der Nordschleife des Nürburgrings den ersten WM-Titel für Alfredo Binda. Viele weitere Titel sollten folgen. In den 1930er-Jahren wurde die Nabe mit einer Kettenschaltung kombiniert. Damit wurden die Räder noch schneller. Bei der "3000 Kilometer durch Deutschland" war Schweinfurt 1937 eines von zwölf Etappenzielen.
Die Silberpfeile von Mercedes waren mit Kupplungen aus Schweinfurt ausgestattet
Nahezu parallel dazu engagierte sich Sachs auch im Motorsport. Zunächst mit der Lieferung von Kugellagern. Ernst Sachs fuhr selbst bei Zuverlässigkeitsprüfungen wie 1905 bei der "Prinz Heinrich Fahrt" mit. Als Mercedes 1914 einen Dreifachsieg beim Grand Prix von Frankreich erringt, sind Lager von F&S dabei. In den 1930er-Jahren sammeln die Silberpfeile von Mercedes eine ganze Reihe von Erfolgen. Ausgestattet sind sie mit Dämpfern und Kupplungen aus Schweinfurt. 1937 und 1938 gewann Rodolf Caracciola damit die Europameisterschaft, die damals höchste Klasse.
Als Mitte des 20. Jahrhunderts der Motorsport immer populärer wurde, setzten die besten Fahrer auf Sachs-Produkte. Dafür stehen Namen wie Harald Ertl oder Harald Demuth, später Hans-Joachim Stuck.
Auf den Rennstrecken zeigt Sachs Präsenz mit einem eigenen Renndienst-Bus, der vor Ort den Teams ein umfassendes Serviceangebot bot. Er sollte 1993 noch eine ganz wichtige Rolle spielen, als der Neueigentümer Mannesmann aus dem Rennsport im Zuge des Stellenabbaus aussteigen wollte und Max Schmitt, ein Urgestein auf den Rennstrecken, den damaligen Vorstandsvorsitzenden Roland Mecklinger bei einem Besuch des Busses überzeugen konnte, weiterzumachen. Daran erinnert sich Heinz Zehe, der beim Aufbau des Busses als Ingenieur bei der ertragsstarken Ersatzteilabteilung "Sachs Services" zentral mit von der Partie war. Noch heute treffen sich die Kollegen von damals regelmäßig.
Im Radsport war der Krieg ein Einschnitt. Erst 1947 gab es wieder einen Rennkalender. Zum Jubiläum "50 Jahre Torpedo-Freilauf" wurde 1953 eine Zwei-Etappenfahrt organisiert. Sieger wurde der Schweinfurter Edi Ziegler.
1956 präsentierte F&S eine Neukonstruktion der Kettenschaltung. Erste Erfolge erzielte Hennes Junkermann 1958 mit Platz 13 beim "Giro Italia". Ein Jahr später gewann er die "Tour de Suisse". In den 1960er-Jahren wurde Rudi Altig zweimal Weltmeister in der Einzelverfolgung, 1966 Straßen-Weltmeister.
Der "Kugelring" wurde zur Kultstrecke
Kurz danach wurde der Profirennstall "Torpedo" aufgelöst. Danach gab es bis 2010 Radrennen ("Mainfranken-Tour") vor allem auch in und um Schweinfurt, wobei der "Kugelring" im Norden der Stadt Schweinfurt (Marktplatz-Dittelbrunn-Hambach-Pfändhausen-Rannungen-Maßbach-Volkershausen-Madenhausen-Weipoltshausen-Schweinfurt-Kornmarkt) zur Kultstrecke auch von Freizeitsportlern wurde. Damit folgte man einer gewissen Logik. Schon zu Mannesmann-Zeiten hatte sich Sachs aus dem Fahrradgeschäft zurückgezogen, sich von Hercules getrennt, die Komponenten an das amerikanische Unternehmen SRAM verkauft, das im Maintal investiert hat.
Im Motorsport trat Sachs vor allem auch als Sponsor auf. Die Sachs-Kurve in Hockenheim ist den Fans ein guter Begriff. 1993 stieg das Unternehmen in die Formel 1 ein und belieferte das Team Sauber mit Stoßdämpfern und Kupplungen. 1998 wurde mit der ZF Race Engineering eine eigene Gesellschaft in Schweinfurt gegründet. Sie entwickelt Produkte für den Spitzen-, Breitensport und das Tuning. Achtmal gewann Ferrari mit Produkten aus dem Haus Sachs die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, Michael Schuhmacher wurde mit Sachs-Produkten siebenmal Weltmeister. Dazu lieferte Race Engineering revolutionäre Konstruktionen wie einen Rotationsdämpfer.
Mit 260 Mitarbeitern und voraussichtlich 2020 einem Umsatz von 100 Millionen Euro ist die Sportabteilung heute in allen wichtigen Rennklassen weltweit unterwegs: beispielsweise bei der Rallye Dakar, bei der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM), bei der Rallye-Meisterschaft WRC, dem Super GT in Japan oder den 24 Stunden von Le Mans.
Der ZF-Vorstand hat sich klar zu diesem Bereich bekannt. Verstärkt wurde das Engagement in der Formel E, dem elektrisch angetriebenen Rennsport. Darüber hinaus ist Race auch für Kleinserien zuständig.
Viele Jahre sponserte das Unternehmen auch die "Sachs Franken Classic", die beliebte Oldtimer-Rallye mit Start und Ziel in Bad Kissingen und Stationen beispielsweise in Werneck und Schweinfurt. 2019 jedoch letztmals.