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Schweinfurt
125 Jahre Sachs (Teil 1): Von Sachs bis zu ZF - Stolz auf ein cooles Unternehmen
Serie 125 Jahre Sachs Teil 1: Die Familie Hemmerlein ist seit mehreren Generationen im Unternehmen. Warum es auch für Kai und Chris keine Alternative gab.
1932 entstand das imposante Sachs-Verwaltungsgebäude. Geschaffen hat es der damalige Star-Architekt Paul Bonatz.
Foto: ArchivFuchs-Mauder | 1932 entstand das imposante Sachs-Verwaltungsgebäude. Geschaffen hat es der damalige Star-Architekt Paul Bonatz.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Nein. Eine Bewerbung bei einem der anderen der Schweinfurter Großbetriebe wäre für Kai Hemmerlein und seinen jüngeren Bruder Chris nie in Frage gekommen. Wie für den Vater Andre und den Großvater und eine ganze Reihe Verwandter aus Werneck sollte es der Sachs sein. Das Traditionsunternehmen, das am 1. August auf den Tag genau vor 125 Jahren offiziell als "Schweinfurter Präcisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs" gegründet wurde. Eigentlich sollte dies als Jubiläum groß gefeiert werden. Pandemiebedingt wurde dies jedoch auf das kommende Jahr verschoben.  Dann gibt es am 26. Juni einen Innovationstag.

Wenn man sich mit Andre Hemmerlein unterhält, wird deutlich, was das Besondere an dieser Firma ausmacht. Vor nunmehr fast zehn Jahren hat sie zwar den eigenen Namen verloren, ist auf dem Papier nur noch Teil der ZF Friedrichhafen AG, was die meisten der rund 9100 Mitarbeiter hier jedoch nicht daran hindert, immer noch zum Sachs zu gehen. Nimmt man die vielen Handwerksbetriebe aus der Region, Zulieferer und Angehörigen dazu, dann sind es geschätzt 50 000 Menschen, die vom ihm abhängig sind.

Stolz bei ZF, dem früheren Sachs, beschäftigt zu sein: Chris, Andre und Kai Hemmerlein.
Foto: Karl-Heinz Körblein | Stolz bei ZF, dem früheren Sachs, beschäftigt zu sein: Chris, Andre und Kai Hemmerlein.

Erich Hemmerlein kam 1964 ins Unternehmen, 19 Jahre später begann Andre seine Ausbildung zum Betriebsschlosser. Später war er in der Arbeitsvorbereitung tätig, heute kümmert er sich um Prozessstoffe für die Produktion. Noch recht jung wurde er mit Führungsaufgaben betreut, und es ist ihm anzumerken, dass er stolz auf das Vertrauen ist, das in ihn gesetzt wird.

"Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, mich bei einem anderen Unternehmen zu bewerben", sagt der 26-jährige Kai. "Sachs stand für mich schon als Schüler fest". Sein Bruder Chris erinnert sich an Ferienjobs, die Informationstage und sagt "Sachs ist cool".

Das 2002 eröffnete Entwicklungszentrum unterstreicht die Bedeutung des Standortes Schweinfurt.
Foto: ZF | Das 2002 eröffnete Entwicklungszentrum unterstreicht die Bedeutung des Standortes Schweinfurt.

Dass es früher beim Einstellungstest, zu dem sich jährlich bis zu 1300 Bewerber meldeten, einen kleinen Bonus für die Kinder von Werksangehörigen gab, spielte noch die geringste Rolle.

2014 begann Chris wie sein größerer Bruder zuvor mit der Ausbildung zum Industriemechaniker. Heute würde er sich eher in Richtung Elektrik bewegen, sieht für ZF dort klar die Zukunft. Dabei weiß er, dass er eine gute "Grundausbildung" erhalten hat, die ihm viele Möglichkeiten offenlässt.

Ausbildung bei ZF: "Wir helfen uns gegenseitig"  

Ausbildung bei Sachs früher und ZF heute heißt, dass es nicht allein um das Fachliche geht. So gibt es unter anderem regelmäßig Sportangebote, einen Zuschuss zum Fitnessstudio, die jungen Leute bekommen Fahrtkosten ersetzt, der Gang in die Kantine wurde früher auch noch bezuschusst, denn beim Essen sollen die Azubis zusammensitzen, miteinander reden. In der Berufsschule sind die ZFler der gleichen Ausbildungssparte meist in eigenen Klassen zusammen. Da ist auch mal ein Abiturient oder ein Studienabbrecher dabei. "Wir helfen uns gegenseitig", beschreibt Chris das System.

Andre erinnert sich noch gut an seine Ausbildung. Zum Beispiel an die Station in der Schmiede, wo es laut und vor allem heiß war. Die Erfahrungen dort waren Ansporn, fleißig zu lernen. "Ich wollte nicht in die Schmiede".

ZF zeigt sich der Sachs-Geschichte bewusst und hat eine Ausstellung auf dem Firmengelände finanziert.
Foto: Anand Anders | ZF zeigt sich der Sachs-Geschichte bewusst und hat eine Ausstellung auf dem Firmengelände finanziert.

Blick zurück. Schlimm war die Krise der metallverarbeitenden Industrie 1993. Von rund 11 000 Kollegen musste mehr als ein Drittel gehen. Es gab einen Sozialplan, plötzlich sei der Schreibtisch nebenan nicht mehr besetzt gewesen. Immerhin sei es gelungen, das Stammpersonal zu halten.

Dann kam das Mannesmann-Aus, die Übernahme durch Vodafone. Sachs gehörte zu Mannesmann-Atecs nachdem sich der einstige Röhrenproduzent auf die Telekommunikation konzentrieren wollte. Im Jahr 2000 wurde der Bereich an ein Konsortium von Siemens und Bosch verkauft. "Von Atecs habe ich noch eine Anstecknadel", erzählt Andre Hemmerlein lachend.

Gut erinnert er sich daran, dass trotz der großen Unsicherheit vom damaligen Management kräftig investiert wurde.

Heute mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeiter

Andre Hemmerlein kann nun auf rund 37 Jahre im Betrieb zurückblicken. Was hat sich geändert? Vor allem der Führungsstil. "Die Meister hatten das Sagen". Heute gebe es deutlich mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeiter und Gruppengespräche. Dass die Hemmerleins stolz sind, bei ZF zu arbeiten, ist unverkennbar. "Was wir machen, kann sich sehen lassen, sagt Kai. "Wir produzieren nicht irgendwas, sondern auch für die Pkw-Oberklasse". Keine Frage, als vor einiger Zeit die Kupplung an seinem VW ausgetauscht wurde, hat er darauf geachtet, dass das Ersatzteil aus dem eigenen Haus und nicht von einem Mitbewerber kam.

In den nächsten Wochen beschäftigt sich an dieser Stelle mit der Unternehmgeschichte, die vor 125 Jahren mit dem "Schweinfurter Präcisions-Kugellagerwerke Fichtel & Sachs" begann. Berichtet wird über den Firmengründer Ernst Sachs. Über seinen Sohn Willy und dessen Verstrickung in der Nazizeit. Gezeigt wird die Geschichte von Schloss Mainberg, die Zeit mit Ernst Wilhelm und Gunter Sachs, das Leben des Playboys und Kunstsammlers Gunter, der Übergang zu ZF, die Sammlung, die die Unternehmensgeschichte dokumentiert.

Erich Hemmerlein (rechts) kam 1964 zum Sachs, hier im Gespräch mit seinem Meisterkollegen Stingel.
Foto: Hemmerlein | Erich Hemmerlein (rechts) kam 1964 zum Sachs, hier im Gespräch mit seinem Meisterkollegen Stingel.
 
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