
Zwei Tage lang wurde Mühlhausen wieder zum Punkrock-Dorf. Zum zweiten "Drunk in Public"-Festival kamen über zwei Tage verteilt rund 1000 Besucherinnen und Besucher. Und das trotz niedriger Temperaturen.
"Genau solche Festivals sind der Grund, warum wir Musik machen", sagte Manuel Körner, Gitarrist der Band "Blaucrowd Surfer", als er am Samstagabend auf der Bühne des "Drunk in Public" stand und in die Gesichter der Zuschauerinnen und Zuschauer blickte. Auf der Bühne wurde es kuschelig. Für die sieben Musiker aus Bieberehren war dort gerade mal ausreichend Platz. Direkt vor der Bühne feierten Kinder im Grundschulalter mit Pogo und Stage Diving.
Die übliche Festivalkleidung, meist knapp, bunt, luftig, konnte im Schrank bleiben. Die Veranstaltung im 600-Einwohner-Ort an der Werrn ist etwas anders. Das Do-It-Yourself-Festival, das ein Stamm von elf Freunden organisiert und mithilfe des gesamten Dorfes letztlich auf die Beine stellt, ist so etwas wie die Nachhut der Festivalsaison. Der Temperatursturz der vergangenen Woche sorgte dafür, dass das Festivaloutfit beim "Drunk in Public" aus Jacke, Mütze und langer Hose bestand.
"Es ist kalt und trotzdem sind die Leute gekommen. Das ist supercool", freut sich einer der Veranstalter. Die Organisatoren trotzten aber auch auf ihre Weise der Kälte, mit beheizten Zelten und Öfen verteilt über das Gelände, die regelmäßig mit Holz befüllt wurden. In Mühlhausen weiß man sich eben zu helfen.

Eingeheizt wurde den Zuschauerinnen und Zuschauern auch von den insgesamt 13 Bands. Abgesehen von zwei Bands aus München, handelte es sich um ausschließlich regionale Musikgruppen. Das Konzept des Festivals sieht vor, dass keine Gagen gezahlt werden. Schließlich soll der gesamte Erlös aus den zwei Tagen im Anschluss für einen wohltätigen Zweck gespendet werden. Letztes Jahr, bei der Premiere, sprangen gleich 10.000 Euro für den Verein KIWI heraus. Dieses Jahr geht die Spende an die Mukoviszidose Regionalgruppe Unterfranken.
Eine besondere Performance legten am ersten Tag, ausgerechnet am Freitag, den 13., die Würzburger Horrorpunks von "Dead United" hin. Mit reichlich Requisiten, Kunstblut und einem "untoten" Statisten versprühte das Quartett, nicht nur wegen der ein oder andere Cover-Interpretation, einen Hauch der Szenehelden "Misfits" in Mühlhausen.

Gute 24 Stunden später standen dann fast alle aus dem engeren Kreis des Orga-Teams ganz nah vor der Bühne, als die Münchner Hardcore-Band "Kerbe" auftrat. Christian Zimmermann, einer der Veranstalter, ist bekennender Fan der Band, die als einzige zum zweiten Mal beim Festival mit dabei war. Vom Publikum wurden alle Bands gleichermaßen abgefeiert. Hierarchien und Abstufungen, wie bei den großen Festivals üblich, sucht man hier vergebens. "Die wollen alle wiederkommen", berichtet Zimmermann vom durchweg guten Feedback der Bands.
Nur "Positives" kam bislang auch aus dem Dorf zurück, berichtet er. "Wir brauchen einen Haufen Helfer, ohne die Leute aus dem Dorf wäre das nicht möglich. Alle helfen zusammen – so funktioniert das Dorfleben." Im kommenden Jahr soll es auf jeden Fall weitergehen. Ein nächstes Wacken möchte Mühlhausen aber nicht werden. "Die Größe reicht. Es geht doch auch darum, dass die Helfer und Organisatoren noch Spaß haben können."