Manchmal läuft es halt so richtig dumm: Wenn Sergio Schmidt auch nur geahnt hätte, was auf ihn und seine Familie zukommen würde, als sie 2019 ihren Zirkus gegründet und Corona genannt hatten, sie hätten einen anderen Namen gewählt. Dass ihnen schon vor dem ersten Auftritt die Corona-Pandemie einen Strich durch alle Rechnungen machen würde, war einfach Pech. Da saßen sie jetzt fest auf dem Sportplatz in der oberfränkischen Gemeinde Oberhaid und durften nicht auftreten.
"Wir wollten den Namen am liebsten wieder ändern", sagt Schmidt auf dem Festplatz in Bad Königshofen im Gespräch mit dieser Redaktion, wo jetzt das 200 Zuschauer fassende Zelt steht. Allerdings stand Corona da schon rot auf weiß auf den Zirkuswagen. Dazu kam, dass Flyer und Plakate für die geplante Tour durch Süddeutschland gedruckt waren. "Wir standen vor der Pleite", sagt der Zirkusdirektor. Schließlich hatten sie sich für den Start viel Geld geliehen. "Ich hatte gerade noch 200 Euro in der Tasche", so Schmidt weiter. So wie dem Zirkus Corona ist es in der Pandemie vielen anderen zirzensischen Betrieben ergangen.
Über Nacht war der kleine Zirkus in ganz Deutschland bekannt
Das Unglück der fünfköpfigen Familie blieb allerdings nicht unentdeckt. Kurz nach Beginn der Pandemie, die ja bis jetzt noch andauert, stürzten sich Vertreter von Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen geradezu auf die Geschichte. Der Zirkus war plötzlich deutschlandweit bekannt, was natürlich auch Folgen hatte. Fast jeden Tag seien anfänglich Leute auf den Platz gekommen, erinnert sich Schmidt. Eine enorme Hilfsbreitschaft erreichte die Familie. Es gab Heu für die Pferde und Ziegen, Lebensmittel und Geld wurden gespendet, die Gemeinde verzichtete auf die Platzmiete und stellte das Wasser zur Verfügung, wofür Schmidt auch heute noch sehr dankbar ist. Später haben sie auch staatliche Hilfen in Anspruch genommen.
Warum gründet man heutzutage noch einen Zirkus?
Schlimmer als die finanzielle Situation traf Schmidt und seine Familie die durch die Pandemie erzwungene Untätigkeit. Wobei es für Außenstehende sowieso schwer nachzuvollziehen ist, warum man heute zutage überhaupt noch ein Zirkusunternehmen gründet. "Wir machen keinen Zirkus, um Geld zu verdienen, sondern wir verdienen Geld, um Zirkus zu machen", erklärt der Direktor die Motivation. Dazu müsse man geboren sein und die Leidenschaft in sich spüren.
Das Reisen, der Auftritt in der Manege und die Anerkennung der Besucher sind für ihn das Lebenselixier. Er und seine Frau Janine stammen beide aus traditionsreichen Zirkusfamilien, wie Schmidt sagt. Sie kommt aus dem Zirkus Renz, der für sich in Anspruch nimmt, der älteste in Deutschland zu sein, er hat seine Wurzeln in der Familie Reinhardt, zu der auch der bekannte Jazz-Gitarrist Django Reinhardt gehört habe.
Gerade einmal vier Auftritte waren 2020 möglich, vergangenes Jahr kamen noch einmal sieben dazu. Auf den Namen des Zirkus werden sie von vielen Besuchern angesprochen. "Die meisten sehen es mit Humor", sagt Schmidt, der auch erklärt, wie man auf "Corona" gekommen sei. Sein jüngster Sohn sei von klein auf ein großer Fan des Zirkus Krone gewesen und hatte sich gewünscht, dass ihr Zirkus auch so heißen sollte.
Wie die Familie auf den Namen Corona kam
Weil das schon aus rechtlichen Gründen nicht möglich war, ging die Familie auf die Suche nach einem ähnlich klingenden Namen. Und weil Corona aus dem Lateinischen kommt und übersetzt so viel wie Kranz oder Krone bedeutet, war die Entscheidung nicht schwer. Mit einem Schmunzeln sagt Schmidt, dass der Zirkus dafür sorge, dass man die negativen Seiten der Pandemie jetzt mit einem positiven Erlebnis abschließen könne.
Bis zum Sonntag, 15. Mai, gastiert der Zirkus Corona auf dem Festplatz Brügel. Vorstellungen sind täglich ab 17 Uhr bis auf sonntags ab 15 Uhr und am 15. Mai ab 14 Uhr. Das gut zweistündige Programm wird von der fünfköpfigen Familie gestaltet und beinhaltet Luftakrobatik, Balanceakt, Pferde- und Pony-Dressuren, Messerwerfen, Clownerei und mehr.