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Wiesentheid
Zirkusfamilie sitzt weiterhin fest und freut sich über Besuch
Die Zirkus-Familie Renz hängt wegen Corona völlig in der Luft, ist aber für Wiesentheids Gastfreundschaft dankbar. Womit man der Familie trotzdem eine Freude machen kann.
Eine Zirkusfamilie in schwierigen Zeiten (von links): Alisia, Valentino, Gabriela, Jolina, Corina und Alfonso Renz stehen mit ihren Tieren seit Mitte März in Wiesentheid.
Foto: Andreas Stöckinger | Eine Zirkusfamilie in schwierigen Zeiten (von links): Alisia, Valentino, Gabriela, Jolina, Corina und Alfonso Renz stehen mit ihren Tieren seit Mitte März in Wiesentheid.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:57 Uhr

Alles andere als einfach ist die Situation der Zirkus-Familie Renz. Zum eigentlichen Start in die Saison hatte der Zirkus Solero seit Mitte März sein Zelt in Wiesentheid aufgebaut, als Corona alles stoppte. Seitdem sitzt die Familie mit acht Kleinpferden, sieben Ziegen, drei Kamelen und dem Hund auf dem Rouillac-Platz vor der Steigerwaldhalle fest.

Nicht nur das, sie hängen völlig in der Luft, wie Alfonso und Corina Renz zugeben. „Wir wissen nicht, wie es weiter geht. Es ist ein Gefühlschaos, ganz schlimm“, redet Corina Renz nicht um den heißen Brei. Die drei Kinder und die Mutter sind wie üblich mit dabei.

Allesamt schauen sie nicht gerade zuversichtlich beim Besuch vor Ort. Nach aktuellem Stand dürfen sie bis mindestens Ende August keine Aufführungen geben, was sie belastet. „Das ist katastrophal, dafür habe ich keine Worte“, sagt Alfonso Renz. Die Auflagen lassen es nicht zu. Ihr mit 15 mal zwölf Metern kleines Zirkuszelt, das sonst Platz für 70 Personen bietet, dürfte nur zehn Personen einlassen. Das Thema Mindestabstand ist gerade bei den Artistik-Nummern ein weiteres Problem.

"Wir sind auf uns alleine angewiesen und dürfen auch nicht reisen.“
Alfonso Renz vom Zirkus Solero

Es fehlen die Auftritte und das Geld. Erschwerend kommt nämlich hinzu, dass die Zirkus-Familie bisher nicht von den Hilfsprogrammen profitieren kann. So recht wisse der Staat nicht, in welche Kategorie der Unterstützung sie als frei schaffende Künstler unterbringen solle, erzählt Alfonso Renz. Das sei in anderen Ländern einfacher, „aber wir sind auf uns alleine angewiesen und dürfen auch nicht reisen.“

Wie lange das noch so sein wird und wie es überhaupt weiter gehen soll, wissen sie nicht. Bei anderen Städten und Gemeinden habe man bereits wegen Auftritten angefragt, doch die zögerten. „Sie wollen sich nicht in die Nesseln setzen und sagen, wir sollen uns noch gedulden“, so Alfonso Renz. Dabei bräuchten sie das Geld, demnächst stehe der TÜV an für den Lkw, zudem habe man weitere laufende Ausgaben. Jede Unterstützung wäre willkommen.

Dank an Gemeinde Wiesentheid und Anwohner

So war und ist die Familie ganz froh, dass sie mit der Gemeinde Wiesentheid so verständnisvolle Gastgeber gefunden hat. Der Zirkus darf kostenfrei dort stehen, und nicht nur das. Einige Anwohner halfen. „Nachbarn sind auf uns zugekommen und haben uns ihr Grundstück zur Verfügung gestellt, au dem schon Koppeln standen. Wir können unsere Tiere abwechselnd hin bringen, da haben sie Auslauf“, sagt Alfonso Renz. Ihnen, wie auch den anderen, die Futter gespendet und vorbei gebracht haben, will er Danke sagen.

Und nicht nur das, die Zirkus-Familie würde sich über etwas Besuch freuen. Gerne dürften die Leute mal vorbei kommen mit Kindern, um die Tiere aus der Nähe anzuschauen. „Wir würden uns freuen, wieder mal ein paar Gesichter zu sehen“, sagt auch Gabriela Renz.

"Wir Zirkusleute hängen an unserem Beruf, das ist Herzblut."
Alfonso Renz

Momentan befinde man sich zwar in einer „wirklich harten Lage“, gibt sie zu. In der siebten Generation ist die Zirkus-Familie, einfach aufgeben sei da nicht. „Das kann man nicht einfach weg schmeißen. Wir Zirkusleute hängen an unserem Beruf, das ist Herzblut“, erklärt Alfonso Renz.

Irgendwann werde es für ihn und die Familie schon weiter gehen, daran glauben sie. Natürlich wird weiterhin geübt, sagt Jolina, mit zehn Jahren die jüngste in der Familie. Sie ist „Artistin aus Leidenschaft“, wie ihr Vater sie bezeichnet. Am meisten vermisse sie das Auftreten, sagt Jolina. Ihr 14-jähriger Bruder Valentino zeigt spontan seine Künste und macht einen Handstand auf einem Holzstuhl.

Gerne würden sie zumindest einen kleinen Teil ihres Programms wieder einmal zeigen. Hier hat Alfonso Renz einen Vorschlag. „Wer will, kann uns für einen kleinen Auftritt kontaktieren. Wir würden gerne zu einem Kindergeburtstag, oder auch in ein Altenheim kommen. Als Gage können uns die Leute geben, was sie denken.“ Wenn das kein Angebot ist.

Bei Interesse kann man sich bei Familie Renz melden und weiteres besprechen unter: (01577) 3393265.

Ein Handstand gefällig: Valentino (14) zeigt, dass er trotz der Zwangspause fit ist.
Foto: Andreas Stöckinger | Ein Handstand gefällig: Valentino (14) zeigt, dass er trotz der Zwangspause fit ist.
 
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