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Merkershausen
Wo die Welt noch in Ordnung ist: "Gewalt gegen Einsatzkräfte ist in Rhön-Grabfeld ein Fremdwort"
In der Neujahrsnacht erlebten Feuerwehrleute in Merkershausen bei einem Brand große Hilfsbereitschaft: Anwohner versorgten die Helfer mit Essen und Trinken.
240 Strohballen standen in der Neujahrsnacht in Merkershausen in Flammen. Da waren vor allem die Atemschutzträger gefragt, die direkt am Flammeninferno im Einsatz waren.
Foto: Hanns Friedrich (Archivfoto) | 240 Strohballen standen in der Neujahrsnacht in Merkershausen in Flammen. Da waren vor allem die Atemschutzträger gefragt, die direkt am Flammeninferno im Einsatz waren.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 17.01.2025 02:35 Uhr

"Wir sind erschüttert von erneuten Berichten aus ganz Deutschland über Angriffe gegen Einsatzkräften in der Silvesternacht. Ganz im Gegenteil zu den Schlagzeilen wurden wir beim mehrstündigen Einsatz in der Neujahrsnacht in Merkershausen von Privatpersonen mit heißen Getränken versorgt." So kann man es als Resümee eines Feuerwehreinsatzes, bei dem 200 Strohballen in Brand geraten waren (wir berichteten), auf der Internetseite der Bad Königshofener Feuerwehr lesen. Vitus Büchs schreibt weiter, dass in den Morgenstunden dann Jugendliche gekommen seien, einen Grill aufbauten und den Feuerwehrleuten Bratwürste servierten.

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"Bei uns im Landkreis Rhön-Grabfeld ist die Welt in dieser Beziehung auf jeden Fall noch in Ordnung", sagt Kreisbrandrat Stefan Schmöger (Bad Neustadt). Von Vorfällen, bei denen Rettungskräfte angriffen oder an ihrer Arbeit gehindert wurden, ist ihm bisher nichts bekannt. Natürlich komme es vor, dass bei Straßensperrungen, unter anderem bei kirchlichen Anlässen oder Festzügen, der ein oder andere Autofahrer "unpassende Worte" parat habe. In der Regel werde sich dann aber an die Anordnungen der Feuerwehr gehalten.

Spontane Hilfsbereitschaft der Bevölkerung

Weniger in den größeren Städten, mehr auf den Dörfern ist die spontane Hilfsbereitschaft der Bevölkerung spürbar. "Für uns wurde Kaffee und Tee bereitgestellt und es gab Getränke", sagt der Bad Königshofener Feuerwehrkommandant Jochen Krug. Die sind vor allem für die Atemschutzträger wichtig. Sie bekämpfen an vorderster Stelle die Flammen und stecken in der schweren Kleidung mit den Sauerstoffflaschen auf dem Rücken. "Für sie ist es wichtig, dass sofort nach dem Einsatz Getränke zur Verfügung stehen und sie, vor allem in den Wintermonaten, in ein warmes Umfeld kommen, denn sie sind völlig verschwitzt."

In den Morgenstunden des Neujahrstages sah man die Wehrmänner nach dem Einsatz am wärmenden Ofen, an den Stehtischen und aufgestellt Bänken. Hier zeigte sich die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung.
Foto: Hanns Friedrich (Archivfoto) | In den Morgenstunden des Neujahrstages sah man die Wehrmänner nach dem Einsatz am wärmenden Ofen, an den Stehtischen und aufgestellt Bänken. Hier zeigte sich die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung.

Dass Tee und Kaffee gekocht wird, ist auf dem Land noch selbstverständlich

In Merkershausen hatten Anwohner in einem Außenbereich einen Ofen aufgestellt, außerdem konnten die Feuerwehrleute in die angrenzende Scheune oder in die Feuerwehrautos. "Hier gibt es genau aus diesem Grund eine Standheizung", sagt Kreisbrandrat Stefan Schmöger. Kommandant Jochen Krug verweist auf ein beheizbares Zelt, das man im Notfall auch aufstellen könne. Außerdem habe die Feuerwehr Bad Königshofen bereits Wechselkleidung für die Wehrleute angeschafft.

240 Strohballen standen in der Neujahrsnacht in Merkershausen in Flammen. Da waren vor allem die Atemschutzträger gefragt, die direkt am Flammeninferno im Einsatz waren.
Foto: Hanns Friedrich (Archivfoto) | 240 Strohballen standen in der Neujahrsnacht in Merkershausen in Flammen. Da waren vor allem die Atemschutzträger gefragt, die direkt am Flammeninferno im Einsatz waren.

"Das soziale Gefüge ist bei uns auf dem Land noch in Ordnung und wir sind ja froh, dass uns in Notfällen schnell und kompetent geholfen wird", sagten Anwohner in Merkershausen. Da sei es selbstverständlich auch einmal aus der Gefriertruhe Bratwürste oder Fleisch zu holen, um die Wehrleute zu verköstigen. Dass Tee und Kaffee gekocht wird, sei selbstverständlich.

Die Bilder aus den Großstädten sind für viele Rhön-Grabfelder nicht nachvollziehbar

"Wenn wir die Bilder aus Berlin oder anderen Großstädten gesehen haben, ist das für uns nicht nachvollziehbar." Natürlich sind auch die Feuerwehren gerüstet und haben auf den Fahrzeugen Getränke dabei. "Wenn es länger dauert, steht den Einsatzkräften dann noch die SEG-Verpflegung des BRK Kreisverbandes Rhön-Grabfeld zur Verfügung", fügt Jochen Krug an. Außerdem seien es oftmals auch die Partner der Wehrleute, die Getränke zur Einsatzstelle bringen.

"Gewalt gegen Einsatzkräfte ist bei uns ein Fremdwort", sagt Kreisbrandrat Stefan Schmöger. Was er unter anderem auf die intakte Dorfgemeinschaft zurückführt. "Man kennt sich oft von Kindesbeinen oder von Vereinen und da ist es selbstverständlich, sowohl dem in Not geratenen Mitmenschen zu helfen, als auch den Einsatzkräften." Das Resümee der Wehrleute: "Wir sind deshalb froh und zufrieden auf dem Land zu leben."

 
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  • Harry Amend
    Das Leben auf dem Land war schon immer anders als in der Stadt, wo sich immer weniger Leute kennen und schätzen. In der Stadt schaut fast jeder nur noch auf sich.
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