Wenn in der Frankentherme in Bad Königshofen wieder einmal Affe, Löwe und Maus das Kommando übernehmen, ist wahrscheinlich Schwimmkurs bei Ramona Weidinger aus Reichenbach. Sie bringt mit ihrer eigenen Schwimmschule "fit4aqua" seit Juli 2022 Kindern Schwimmen bei. Eine wichtige Aufgabe, denn immer wieder hört man davon, dass Menschen ertrinken, weil sie nicht oder nicht richtig schwimmen können.
Diese Redaktion hat mit Ramona Weidinger darüber gesprochen, was Erziehungspersonen beachten sollten, damit ihre Kinder zu sicheren Schwimmern werden und sie bei einem ihrer Kurse begleitet.
1. Den passenden Schwimmkurs finden: Schnell und flexibel sein lohnt sich momentan
Ein Platz im Schwimmkurs (siehe Infokasten) ist auch in Rhön-Grabfeld momentan nicht leicht zu bekommen. "Verwandte haben mir das Problem geschildert, dass man in einigen Bädern der Region bis zu eineinhalb Jahre auf einen Kurs warten muss. Sie haben mich deshalb motiviert, nach meinem Rettungsschwimmer noch die Trainer-C-Lizenz zu machen, damit ich selbst Kurse anbieten kann. Seit Juli biete ich Kurse in Bad Königshofen an, weil zuvor die Schwimmschule Melanie aufgehört hat", erzählt Ramona Weidinger.
In ihren Kursen sind auch Elfjährige dabei, die vorher einfach keinen Schwimmkurs bekommen haben. "Der Stau ist riesig, das liegt natürlich auch an Corona", sagt Weidinger.
Lange Wartelisten kann auch Kerstin Cabut bestätigen. Sie ist Bademeisterin und Schwimmlehrerin im Sportbad Mellrichstadt. "Unsere Warteliste geht bis ins nächste Jahr", sagt sie.
Wer also für sein Kind einen Schwimmkurs sucht, sollte es so früh wie möglich anmelden. Und flexibel sein: Vielleicht hat man in einem Bad in der nahen Umgebung mehr Glück mit dem Kursplatz.
2. Nicht zu jung und nicht zu wasserscheu: Das richtige Alter und die Voraussetzungen kennen
In die Kurse von Ramona Weidinger können Kinder ab fünf Jahren kommen. Das hält sie für sinnvoll, weil die Proportionen von Kopf und Körper beim Schwimmen lernen wichtig sind. "Unter Fünf ist der Kopf oft noch zu groß im Verhältnis zum restlichen Körper. Dadurch passt die Lage im Wasser nicht und die Kinder tun sich schwerer beim Schwimmen lernen", erklärt Weidinger.
Aber es gebe dennoch Jungen und Mädchen, die auch mit fünf Jahren nur minimal die Nase ins Wasser stecken können. Und Kinder, die mit Vier schon schwimmen können, weil die Eltern viel mit ihnen üben. Als Regel will sie die Altersgrenze von fünf Jahren deshalb nicht verstanden wissen, vielmehr als Richtwert.
Vor einem Schwimmkurs ist es von Vorteil, wenn die Kinder schon etwas ans Wasser gewöhnt sind. "Für meinen Kurs sollten sie einen kurzen Moment mit dem Kopf unter Wasser gehen können", so Weidinger. Es gibt auch spezielle Wassergewöhnungskurse, die in Bad Königshofen zum Beispiel vom Schwimmbad selbst angeboten werden und wo den Teilnehmern spielerisch die Angst vor dem Wasser genommen wird.
3. In der Badewanne oder im Schwimmbad: Angst vor dem Wasser nehmen und regelmäßig üben
Um Furcht vor dem Wasser abzubauen, rät Ramona Weidinger, gemeinsam spielerisch das Wasser zu entdecken. "Die Wasserangst legen die Kinder ab, wenn sie mit einer vertrauten Person ins Wasser gehen. Es bietet sich auch an, Gegenstände mit ins Wasser zu nehmen", sagt Weidinger.
Auch zu Hause in der Badewanne lässt es sich gut üben: zuerst einige Spielzeugtiere unter Wasser stecken. Nach und nach kann so auch das Kind lernen, seinen Kopf kurz unter die Wasseroberfläche zu halten. Auch das Ausatmen unter Wasser kann man so trainieren.
Hat das Kind keine Angst mehr vor dem Wasser und lernt vielleicht auch schon Schwimmen in einem Kurs, sollten Eltern regelmäßig mit ihm im Schwimmbad üben, so Ramona Weidinger: "Einmal in der Woche wäre ideal. Man sagt seinem Kind, 'Komm, wir üben ein bisschen und zu zeigst mir, was du kannst. Danach darfst du dann rutschen'."
4. Schwimmflügel sind nicht ideal: Die richtige Schwimmhilfe ist entscheidend für Spaß und Erfolg
Gerade wer mit mehreren Kindern im Schwimmbad ist, kann natürlich nicht in jeder Sekunde alles im Blick haben. Schwimmhilfen helfen der Aufsichtsperson und geben ein Stück Sicherheit – doch welche sind geeignet? "Jeder Schwimmlehrer sagt, dass Schwimmflügel ein No-Go sind, weil sie die Armbewegungen total hemmen", meint die Schwimmlehrerin, die im Hauptberuf bei der Agrokraft in Bad Neustadt arbeitet.
Schlimm sind aus ihrer Sicht Schwimmhilfen, die den kompletten Oberkörper umschließen: "Da ist das Kind ja auch gehemmt und die Arme können gar nicht richtig zurückgehen." Viel besser als Schwimmflügel und Oberkörper-Schwimmhilfen sind laut Ramona Weidinger sogenannte Auftriebshilfen, die am Rücken befestigt werden. Oder Gurte, wo man die einzelnen Elemente abnehmen kann.
5. Das Seepferdchen ist kein Freifahrtschein: Bei Kindern im Wasser immer wachsam sein
Das Ziel der Kurse von Ramona Weidinger ist, dass die Kinder am Schluss das Seepferdchen schaffen. Aus ihrer Sicht kann ein Kind erst dann sicher schwimmen, wenn es zwei Bahnen, also 50 Meter, am Stück schafft. Das komme aber erst mit der Zeit und durch regelmäßiges Üben, bei ihren eigenen Kindern sei das etwa ein Jahr nach dem Schwimmen lernen der Fall gewesen.
"Aber auch wenn man das schafft, ist das keine Sicherheit für Eltern nach dem Motto 'Mein Kind kann schwimmen, ich muss nicht mehr aufpassen'", gibt Weidinger zu bedenken. Aufmerksam sein und das Kind nicht am oder im Wasser alleine lassen hält Ramona Weidinger deshalb für immens wichtig.