
"Die Stadt Lohr und andere Orte im Landkreis liegen am Main! Richtig?" Mit diesen Worten schließt der Lohrer Sport- und Schwimmlehrer seinen Antrag; Johann Schwind hat diesen am 7.5. an Lohrs Bürgermeister Mario Paul gestellt. Was er fordert: Kinder unter zwölf Jahren kostenlos ins Freibad lassen! Damit diese mit dem Element Wasser vertraut werden und schwimmen lernen.
"Die Zahl der Unfälle am Main ist nicht gestiegen – trotz erhöhtem Ansturm im vergangenen Jahr", sagt Jonas Pröschel, Vorsitzender der Kreiswasserwacht Main-Spessart und Einsatzleiter der Wasserrettung. Dass Kinder derzeit keine Möglichkeiten haben, Schwimmen zu lernen, könnte aber zum Problem werden.
"Warnungen seitens der Schwimmverbände gibt es genug und dem hab auch ich nichts hinzuzufügen", so Michael Stumm vom Turnverein Marktheidenfeld (TVM). Ein Schwimmbad zu unterhalten sei teuer und die Entscheidungen der Geldgebenden müsse man akzeptieren. Derzeit könne niemand eine bessere Lösung aller Probleme auf den Tisch legen. Für ein Konzept, um zwei Jahrgänge Nichtschwimmende auszubilden, sei es noch zu früh. "Solange es kein nutzbares Schwimmbad für uns gibt, findet einfach nichts statt."
Schwimmkurse konnten im Herbst nicht abgeschlossen werden
Pröschel sieht den Wegfall der Schwimmkurse nicht ganz so dramatisch. "Die Grundfähigkeit des Schwimmens kann man jederzeit lernen. Kinder tun sich natürlich leichter." Die lernen in wenigen Stunden sich über Wasser zu halten. Doch auch später könne man das Schwimmen noch lernen.
In Karlstadt bringen Schwimmtrainerin Karin Höhn zusammen mit Kai Estenfelder und Paul Kordowich vom Triahtlon-Team – alle Mitglieder des Turn- und Sportverein (TSV) Karlstadt– jedes Jahr etwa 70 Kindern das Schwimmen bei. "Schwimmkurse haben wir letztes Jahr bis zum 12.09. abgehalten", so Ringelmann.
Nach den Sommerferien sei der TSV mit Schwimmkursen im Grundschulbad gestartet. "Jetzt warten zehn Kinder auf den Folgekurs, denn durch den Lockdown im November konnten wir den Kurs nicht abschließen." Nun setzt sie ihre Hoffnungen auf niedrige Infektionszahlen und eine Öffnung der Freibäder.
Vorsicht bei Schwimmübungen in offenen Gewässern
Und wenn die Freibäder geschlossen bleiben? Können Kinder das Schwimmen auch in freien Gewässern – wie Badeseen oder Main – erlernen? Das sei schon möglich, meint der Vorsitzende der Kreiswasserwacht; doch die Gefahren im Freigewässer dürfe man nicht unterschätzen: Der Main ist eine Bundeswasserstraße, Schiffe haben Vorfahrt. "Die Schiffahrtsrinne sollte in jedem Falle gemieden werden, auch von erfahrenen Schwimmern."
Außerdem können Kinder sich in offenen Gewässern schneller verkühlen, da oft nur die oberste Wasserschicht warm ist. "Es gibt auch für Kinder Neoprenanzüge, aber selbst die bremsen das Auskühlen nur."
Eine weitere Gefahr: viele nutzen den Main mit ihren schnellen Motorbooten und Jetskis. Schwimmende sollten mit einer bunten Kopfbedeckung dazu beitragen, so Pröschel, dass man sie gut sieht. "Unser Wasserretterinnen und -retter tragen zur Sicherheit immer einen Helm."
Auch Rettungskräften fehlt das Training
Der Lockdown mit geschlossenen Bädern ist auch für die Lebensrettenden eine Herausforderung. "Wir müssen die Möglichkeit haben den Wasserrettungsdienst sicherzustellen", gibt Pröschel an. "Unsere Leute brauchen das Training und das Wassergefühl."
Dass mit Voranschreiten der Impfung auch die Schwimmbäder wieder öffnen können, ist Pröschels Hoffnung. Dann sollen auch Schwimmkurse für Kinder wieder möglich sein. „Selbst wenn keine Kurse angeboten werden können, ist das Schwimmen lernen im Freibad am besten möglich.“
Letztendlich könne man Kindern das Schwimmen selbst beibringen. Die wichtigsten Schritte: Angst vor dem Wasser nehmen, ein Grundgefühl für das Element vermitteln und für Gefahren sensibilisieren.
Hoffen auf besseres Freibad-Wetter
Der TSV Karlstadt möchte möglichst bald Crashkurse anbieten; dann heißt es: zehn Tage am Stück rein ins Freibad! "Durch die tägliche Intensität ist das sehr erfolgreich. Die Wartelisten sind voll und wir geben unser Bestes", so Ringelmann. Noch sei aber alles sehr zäh. "Es ist ein organisatorischer Kraftakt", doch bisher hätten alle interessierten Kinder Schwimmen lernen können.
Einige Freibäder öffnen nun tatsächlich am Wochenende. "Das Wetter könnte sich auch noch etwas von der besseren Seite zeigen", so Ringelmann. Denn wenn die Kinder sich beim Schwimmkurs erkälteten, dann sei wieder der Besuch in der Kita oder der Schule gefährdet.