Der Posten des Bad Neustädter Kurdirektors war in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Kontinuität verbunden. Im Jahr 2015 titelte diese Zeitung gar vom "Jahr der Kurdirektoren", als zunächst Anja Hildmann nach rund zwei Jahren Tätigkeit ihren Abschied aus Bad Neustadt verkündete und Nachfolger Andreas Buhl bereits nach wenigen Wochen wieder seinen Stuhl räumen musste. Umso mehr ruhten die Hoffnungen auf Michael Feiler, der 2016 Kurdirektor und damit auch gleichzeitig Geschäftsführer der Tourismus und Stadtmarketing Bad Neustadt GmbH wurde.
Nach fünf Jahren Wirken muss sich die Stadt nun aber erneut auf die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger machen. Wie Ende Juli bekannt wurde, wird der gebürtige Haßfurter seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Bereits zum 1. Oktober wechselt er nach Bad Salzuflen im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe.
Eine Liebe zum "Städtchen"
Die Menschen dort im Westen Deutschlands wird Michael Feiler erst noch kennenlernen, die in Bad Neustadt und darüber hinaus in der Rhön hat er in den vergangenen Jahren kennen und schätzen gelernt. Das erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Ich habe mit vielen kompetenten Menschen gerne zusammengearbeitet", so Feiler. Das mitunter vorherrschende Klischee vom zurückhaltenden oder grantelnden Rhöner konnte er überhaupt nicht bestätigen. "Es wurde gerade hinausgesprochen - das mag ich." Auch die Zugezogenen seien sehr engagiert gewesen, die Liebe zu ihrem "Städtchen" sei sehr groß, empfand der scheidende Kurdirektor.
Wenn er ein Fazit der vergangenen fünf Jahre ziehen soll, fällt dieses "differenziert" aus, wie er sagt. Die Medaille hätte demnach nicht nur die bekannten zwei, sondern noch mehr Seiten. "Ich hätte gerne mehr erreicht", so Feiler offen. Eines der größten Hindernisse sei für ihn der fehlende Zugriff auf die relevante Infrastruktur in Bezug auf Gesundheitsangebote gewesen. Der 53-Jährige unterteilte hier in die Bereiche Freizeit- und Sportangebote, Wellness/Spa und spezifische Angebote (Prävention/Reha) und nannte als Beispiel das Kurhaus in Bad Neuhaus. Die gesetzliche Änderung durch den Bundestag vor kurzem, dass ambulante Kuren wieder als Pflichtleistungen der Krankenkassen gelten, sieht Michael Feiler als Chance für Bad Neustadt, um diesen Bereich zukünftig wieder zu "reanimieren".
Dinge verändern sich über die Jahre
Allgemein gesprochen, so Feiler, würden sich im Laufe der Jahre einfach auch einmal Dinge verändern, beispielsweise der Wechsel von Menschen auf bestimmten Posten. "Manchmal passt das, manchmal eben nicht", so Feiler recht pragmatisch über das Zwischenmenschliche. Auch hätten zum Teil vorherrschende Partikularinteressen gestört.
Selbstkritisch zeigte er sich bezüglich der Tatsache, im Laufe seiner Amtszeit nicht direkt in Bad Neustadt gelebt zu haben. Abendliche, auch einmal ungezwungene Treffen in Lokalen wären so kaum möglich gewesen, weswegen er für seine Aufgabe ab Herbst seinen Lebensmittelpunkt nach Bad Salzuflen verlagern wird.
Stolz auf die laufende Stadthalle
Neben den vielen positiven Erlebnissen mit den Rhönern bleiben Michael Feiler die Bemühungen rund um das Thema Elektromobilität, die Salzburg mit dem Salzburg-Klassiker und die seit kurzem angebotenen Führungen sowie die Stadthalle in guter Erinnerung. "So eine Einrichtung zum Laufen zu bekommen, schafft man nur als Team", ist er in seiner Funktion als Geschäftsführer der Tourismus und Stadtmarketing Bad Neustadt GmbH stolz auf diese Mannschaft rund um Stadthallenmanager Michael Schönmeier. Man hätte einen erfolgreichen gastronomischen Betrieb dort aufgebaut und einen guten Veranstaltungsmix gefunden.
Vor der coronabedingt nahezu kompletten Stilllegung des Kulturbetriebs seien dort in den Jahren 2018 und 2019 248 beziehungsweise 219 Events jährlich durchgeführt worden - vom Stadtrat angepeilt waren rund 200. Einzig das Tagungsgeschäft, das mittlerweile besser laufe, habe nach wie vor noch mehr Potenzial.
Außerhalb der Stadthalle erinnert er sich mit Freude unter anderem an das Open-Air-Kino, die ins Leben gerufenen Pop-Up-Stores oder auch den Mittelaltermarkt zurück. "Ihm haben wir noch einmal mehr Attraktivität verliehen, unter anderem mit der Beteiligung der Pfarrer beider Kirchen", so Michael Feiler.
"Die Sympathie für die Leute hier bleibt"
Auch das Anstoßen des derzeit laufenden Projektes "Digitale Einkaufsstadt" betrachtet er als wichtig für die weitere Entwicklung der Innenstadt. "Die Innenstadt ist ein wichtiges Pfund, hier hat Corona natürlich geschmerzt." Wie sich das Projekt und die Innenstadt weiter entwickeln, wird Michael Feiler fortan nur noch aus der Ferne beobachten. Ein privater Besuch Bad Neustadts oder der Rhön hier und da sei aber wahrscheinlich. Denn: "Die Sympathie für die Leute hier bleibt."