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Bad Königshofen
Wenn Zivilcourage Geschichte schreibt: Königshofens Frauen am Kriegsende im Jahr 1945
In den letzten Kriegstagen 1945 bewiesen Frauen aus Königshofen Mut, als sie eine Panzersperre räumten. Dies wird heute durch Gedenktafeln lebendig gehalten.
'Aus Schwertern sollen Sensen werden': Am Haus Eschenbach in der Sparkassenstraße erinnert diese Gedenktafel an den Mut von Frauen und Männern, die 1945 Königshofen vor einer Zerstörung bewahrten. Unter Lebensgefahr räumten sie eine Panzersperre zur Seite.
Foto: Hanns Friedrich | "Aus Schwertern sollen Sensen werden": Am Haus Eschenbach in der Sparkassenstraße erinnert diese Gedenktafel an den Mut von Frauen und Männern, die 1945 Königshofen vor einer Zerstörung bewahrten.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 17.04.2025 02:39 Uhr

Zwei Tafeln erinnern in Bad Königshofen an die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges. Die eine in der Hindenburgstraße am heutigen Tegut-Markt, die andere an einem Privathaus in der Sparkassenstraße. Beide Erinnerungstafeln sind ein Vermächtnis des in Würzburg gestorbenen Rainer Schunk.

Der gebürtige Königshöfer hatte die Kriegstage als Elfjähriger miterlebt und ist aufgrund von viel Glück dem Tod entgangen. Ihm war es wichtig, dass die Ereignisse in Erinnerung bleiben und als eine Mahnung angesehen werden. Bis Ende des Kriegs blieb Königshofen weitgehend von Bombenangriffen verschont. Erst in den letzten Kriegstagen fielen Bomben auf eine Molkerei, die die Amerikaner als Industriestätte vermuteten.

Panzersperre aus mehreren Fichtenstämmen

Der Einmarsch der amerikanischen Truppen in Königshofen war am 8. April am Nachmittag, am "Weißen Sonntag". Dass die Stadt damals kampflos übergeben werden konnte, ist mutigen Königshöfern zu verdanken, die eine Panzersperre an der Wallstraße und Schlundstraße, heute Sportgeschäft Knahn und Anwesen Wiener, zur Seite räumten.

Dort waren vor den beiden Hausecken mehrere Fichtenstämme als Pfosten senkrecht in den Boden gerammt worden. Die Lücke war bis oben aufgefüllt mit sieben Meter langen, quer eingelegten Fichtenstämmen. So sollte verhindert werden, dass die amerikanischen Panzer in die Stadt rollen konnten.

Was aber wäre geschehen, wenn diese Panzersperre bei dem Einmarsch der Amerikaner noch bestanden hätte? Bei der Vorstellung der Erinnerungstafel im Jahr 2005 hatte Rainer Schunk auf die Lufthoheit der Amerikaner hingewiesen, die das Hindernis wohl mit Bomben oder auch Schüssen aus Panzern zerstört hätten. Die Gebäude rechts und links dieser Panzersperre wären wahrscheinlich in Flammen aufgegangen. Die Scheune Wiener sei zu diesem Zeitpunkt mit Heu und Stroh voll gewesen.

Zwischen diesen beiden Häusern war 1945 eine Panzersperre. Sie wurde von mutigen Frauen entfernt.
Foto: Hanns Friedrich | Zwischen diesen beiden Häusern war 1945 eine Panzersperre. Sie wurde von mutigen Frauen entfernt.

Bemerkenswert war bei der nicht ungefährlichen Aktion, dass sich zum Wegräumen dieser Sperre nur Frauen verabredet hatten. Dazu gehörten Mina Albert, Grete Buhl, Elly Dippert, Rosa Gernert, Erna Keller, Grete Lang, Grete Röckelein und Antonie Suckfüll. Beim Herausziehen der Fichtenstämme, die durch eiserne Bauklammern ineinander verhakt waren, sei Willi Wiener ebenso aktiv gewesen, wie Karl Ort mit seinem Pferdegespann.

Ein SA-Mann forderte die erneute Abriegelung der Straße

Wie sich Rainer Schunk erinnerte, waren bereits alle Baumstämme bis auf zwei herausgezogen, als ein uniformierter SA-Mann auftauchte und die erneute Abriegelung der Straße forderte. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, zog er sogar seine Pistole. Das habe die resolute Mina Albert so erbost, dass sie sich lautstark mit dem Parteimann anlegte, "woraufhin dieser mit einem Fußtritt in deren Allerwertesten reagierte und wütend abzog", erinnert sich ein damaliger Augenzeuge.

Die Gedenktafel am heutigen Tegut-Markt in Bad Königshofen. Sie verweist auf den Bombenabwurf am 4. April 1945, die in ein Wohnhaus schlug.
Foto: Hanns Friedrich | Die Gedenktafel am heutigen Tegut-Markt in Bad Königshofen. Sie verweist auf den Bombenabwurf am 4. April 1945, die in ein Wohnhaus schlug.

Die Familie Schunk wohnte damals nicht weit entfernt im Haus gegenüber der Sparkasse. Von dort konnte Rainer Schunk alles beobachten. Zeitzeugen wie Hilde Deppisch, geborene Bassing, Werner Greb, Cilli Heinlein (Tochter von Karl Ort), Hermann Krämer, Altbürgermeister Wolfgang Mack, Alfons Weigand und Willi Wiener erinnerten sich, dass gegen Mittag die ersten US-Tanks zum Marktplatz fuhren. Von diesem Tag an war Königshofen besetzt und zugleich befreit.

Eine zweite Tafel am heutigen Tegut-Markt erinnert an einen Bombenabwurf vier Tage zuvor. Die Bombe schlug in der damaligen Molkerei Krämer in ein Wohnhaus. Dorthin hatten sich sechs Kinder und ein französischer Kriegsgefangener geflüchtet. Sie alle kamen ums Leben.

Dass Harald Schunk nicht unter den Toten war, hatte er einer Unfolgsamkeit zu verdanken. Sein Vater hatte ihn in den Keller geschickt, er aber ging mit einem Freund auf die Saalewiesen, um Bombensplitter zu sammeln. Grund genug für ihn, mit einer Gedächtnistafel darauf zu verweisen und an die Opfer, darunter die Klassenkameraden Schunks, Klaus Schroer sowie Elmar und Kosmas Magold, zu erinnern.

 
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