
Experten vermuten, dass die Batterie eines Elektroautos für den Brand des Frachters Freemantle Highway auf der Nordsee verantwortlich ist. Die Anstrengungen der Küstenwache, eine Umweltkatastrophe zu verhindern und den Brand unter Kontrolle zu bringen, sind enorm. Vor allem die Lithium-Batterien der an Bord befindlichen E-Autos erschweren die Löscharbeiten, sagte der Sprecher der Küstenwache.
Aber auch der Brand nur eines Elektroautos stellt Feuerwehren vor große Herausforderungen. Das zeigte der Brand eines Elektroautos in einer Garage in Unsleben vor wenigen Wochen. Die Feuerwehr muss besondere Vorsicht walten lassen. Immerhin ist die Batterie in E-Autos ein Hochvoltspeicher mit extrem hohen Stromstärken und Spannungen. Von ihr geht eine Stromschlag- und Brandgefahr aus.
Brennendes Elektroauto: Abstand ist das oberste Gebot
Abstand bei den Löscharbeiten ist dabei oberstes Gebot, sagt Stephan Brust, Abteilungsleiter Technik an der Feuerwehrschule in Würzburg. Es gibt Ausbildungseinheiten in den Feuerwehrschulen, die neue alternative Antriebe zum Inhalt haben. Konkret geht es dabei um die Gefahren am Einsatzort durch Stromschlag und den entsprechend einzuhaltenden Sicherheitsabstand. Stephan Brust geht ins Detail: Beim Löschen eines E-Autos muss man mindestens einen Meter Abstand halten, wenn man einen Sprühstrahl einsetzt, fünf Meter sind es bei einem Vollstrahl.
Wenn ein Elektroauto brennt, muss zunächst geprüft werden muss, was genau Feuer gefangen hat, der Akku oder das Fahrzeug selbst. Stephan Brust: "Die Feuerwehren sind für den Löscheinsatz ausgerüstet." Dazu gehört eine sogenannte Löschlanze, mit deren Hilfe Brände von Lithium-Ionen-Akkus bei Kraftfahrzeugen schnell, effizient und mit einer überschaubaren Löschmittelmenge gelöscht werden. Die Lanzenspitze wird dafür in den Batteriekasten eingeschlagen und Löschmittel zugeführt.
Wie kann es zu einem Brand in einem Elektroauto kommen?
Andreas Ziegler, Forschungsgruppenleiter Batteriesysteme an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt im Technologietransferzentrum Elektromobilität, geht davon aus, dass bei dem Brand des Elektroautos in der Unslebener Garage nicht die Batterie brannte, weil der Brand verhältnismäßig schnell gelöscht werden konnte.
Wie kann es zu einem Brand in einem Elektroauto kommen? Nach Meinung von Andreas Ziegler ist aus technischer Sicht eine der häufigsten Ursachen ein Defekt in der Boardelektronik, vergleichbar mit Verbrennern. Eine direkte Entzündung der Batterie sei sehr selten. Allerdings können Brände durch einen Defekt während des Ladevorgangs vorkommen.
Die hohen Außentemperaturen zur Zeit des Brandes dürften keine Rolle gespielt haben, da E-Autos über sehr leistungsstarke Kühlsysteme verfügen. Sie haben durch ihre hohen Wirkungsgrade in der Regel geringere thermische Verlustleistungen als ein Verbrennungsmotor. "Steht das Fahrzeug zudem in einer Garage, kann es sich durch die fehlende Sonneneinstrahlung nicht stark erhitzen."
Wie kann man Defekten vorbeugen?
Wichtig nennt der Fachmann eine schonende Fahrzeugnutzung und einen achtsamen Umgang mit dem Fahrzeug. "Beispielsweise das Beenden des Ladevorgangs bei 80 Prozent." Sollte jedoch ein E-Auto in Brand geraten, muss das Auto schnellstens verlassen werden und man sollte dann vor allem Abstand halten. Eigene Löschversuche würden nur dann Wirkung zeigen, wenn die Batterie des Fahrzeuges nicht betroffen ist.

Allerdings könne der fachfremde Fahrzeugnutzer dies nur schwer erkennen. Wichtig sei es, denn eintreffenden Rettungskräfte zu sagen, dass es sich um ein E-Auto handelt. Aktuelle Traktionsbatterien sind mit herkömmlichen Mitteln nur schwer zu löschen. Dazu sind große Wassermengen und Spezialgerät der Feuerwehr erforderlich. Andreas Ziegler. "Erst kommende Generationen von Traktionsbatterien werden dieses Problem durch andere chemische Bestandteile lösen."
Bei einer Panne besteht in der Regel keine elektrische Gefährdung, da die Elektroautos systembedingt und durch Maßnahmen der Hersteller abgesichert sind, sagen Fachleute. Aus Sicherheitsgründen dürfen Arbeiten an Elektroautos nur Personen ausführen, die entsprechend ausgebildet sind.
"Aus unseren Statistiken ergeben sich keine Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor", erklärt Alexander Küsel, Leiter der Schadenverhütung beim GDV. Elektroautos stellten kein höheres Sicherheitsrisiko in Tiefgaragen dar als Fahrzeuge mit Benzin- oder Diesel-Motoren.
Warum die Presse immer noch auf den angeblich so gefährlichen E-Autos rumhackt und nach wie vor gerne ein falsches Bild vermittelt, erschließt sich mir nicht. Weiteres Beispiel: der Großbrand im Parkhaus am Flughaften Münster-Osnabrück mit 73 Fahrzeugen, der nach den Spekulationen der Presse auch von einem E-Auto verursacht sein sollte. Ergebnis der Brandursachenermittlung: Es war ein Diesel-Pkw. So was muss nicht sein.
Der wichtigste Satz im oberen Artikel steht ganz unten: "...Aus unseren Statistiken ergeben sich keine Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor..."
Was auch -bewusst oder unbewusst- unter den Teppich gekehrt wird:
Gefahr für die Umwelt und das Wattenmeer geht nicht von den 500 Elektroautos an Bord aus, sondern von den tausenden Verbrennern, deren Motoröl und Treibstoff zusammen mit dem Schiffsdiesel und Schweröl des Frachters die eigentliche Gefahr darstellen.