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Wittighausen
Gefahrenquelle Elektrofahrzeuge: Wie die Feuerwehr im Einsatzfall bei E-Autos reagieren sollte
'Notfallmaßnahmen bei Elektro-Kraftfahrzeugen' war Thema bei der Freiwilligen Feuerwehr Wittighausen. Im Anschluss demonstrierte Referent Markus Pickel einige praktische Handgriffe an einem E-Fahrzeug.
Foto: Matthias Ernst | "Notfallmaßnahmen bei Elektro-Kraftfahrzeugen" war Thema bei der Freiwilligen Feuerwehr Wittighausen. Im Anschluss demonstrierte Referent Markus Pickel einige praktische Handgriffe an einem E-Fahrzeug.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:56 Uhr

"Finger weg von Orange – dann seid Ihr eigentlich schon auf der sicheren Seite", gab Markus Pickel, Experte für Elektrofahrzeuge bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Mergentheim, Abteilung Markelsheim, einen ganz wichtigen Tipp bei einer Fortbildungsveranstaltung der Freiwilligen Feuerwehr Wittighausen im Feuerwehrgerätehaus Unterwittighausen.

Kommandant Herbert Reinhard hatte ihn eingeladen, da die Zunahme von Elektrofahrzeugen im Straßenverkehr mittlerweile so groß ist, dass Schulungen notwendig sind, um bei einem Unfall oder Brand richtig reagieren zu können. Orangefarbene Bauteile oder Kabel sollte man tunlichst nicht anlangen oder berühren, so Pickel.

Orange ist die Farbe der Hochvoltkabel

Orange sei die Farbe der Hochvoltkabel, die im Auto verlegt sind. "Hochvoltkabel liegen in Trägern, Säulen und Schwellern", präzisierte er seine Aussage. Da müsse man besonders vorsichtig sein. Sowohl bei technischer Hilfeleistung, als auch bei einem Brand sei es oberste Devise, von diesen Teilen fernzubleiben, um als Helfender nicht selbst einen Stromschlag zu erleiden.

Zu Beginn seines Vortrags mit dem Thema "Notfallmaßnahmen bei Elektrofahrzeugen im Rahmen technischer Hilfeleistung" gab er einen Überblick über Aufbau, die Umgebung und die Eigenschaften von Batteriemodulen und Hochvoltteilen bei E-Fahrzeugen.

Im Ernstfall ist schnelles Handeln wichtig

"Sollte in unserem Gemeindebereich ein Verkehrsunfall mit einem E-Auto passieren und technische Hilfeleistung notwendig sein, ist es sehr wichtig, dass Wehrkräfte rasch vor Ort sind und erste Maßnahmen durchführen können, bevor von entfernteren Einheiten wie zum Beispiel aus Tauberbischofsheim oder Bad Mergentheim unterstützende Experten an der Einsatzstelle eintreffen", machte Herbert Reinhard vor volle besetztem Haus deutlich.

Fehlende Erkennbarkeit und Erfahrung, mangelndes Wissen, keine bewährte Taktik, starke Wärme- oder Hitzeentwicklung sowie die Gefahr von giftigen Schadstoffen bezeichnete Markus Pickel beispielsweise als typische "Feuerwehrprobleme" speziell bei technischen Hilfeleistungen oder Verkehrsunfällen mit E-Fahrzeugen. "Der Ausbruch eines Akkubrandes nach einem Verkehrsunfall kann auch verzögert oder erst nach mehreren Stunden auftreten", mahnte Markus Pickel.

Größte Gefahren sind Brand, Stromschlag oder Kurzschluss

Die größte Gefahr bei Lithium-Akkus, wie sie in E-Autos verbaut sind, seien Brand, Stromschlag durch Lichtbogen, Kurzschluss zwischen den Polen und der gasförmige Austritt von Elektrolyten. Normalerweise greife bei einem Notfall die automatische Hochvolt-Abschaltung des Fahrzeugs, aber eben nicht immer.

Typische Beispiele für eine Abschaltung seien das Ziehen des Zündschlüssels oder Betätigen der Start-Stopp-Taste, eine Unfallerkennung durch das Airbag-Steuergerät, Betätigen der vorgesehenen Trennstellen, einer Unterbrechung des 12-Voltkreises durch Herausziehen der zugeordneten Sicherung oder Abklemmen der Batterie. "Die Restspannung einer Batterie beträgt jedoch auch danach immer noch circa 75 Prozent der Nennspannung", betonte er.

Fahrer von E-Autos sollten immer an die Rettungskarte denken

"Um bei einem Verkehrsunfall verletzte Personen aus einem Fahrzeug befreien zu können und für Anleitungen zur Abschaltung des Hochvoltsystems sollte eine Rettungskarte in dem betreffenden E-Fahrzeug gut sichtbar zu erreichen sein", erläuterte der Referent. Wichtigstes Hilfsmittel für Feuerwehrleute bei einem Unfall oder technischer Hilfeleistung bei einem E-Auto sei eine Wärmebildkamera zur Identifizierung möglicher Brandgefahrstellen.

Sollte noch Strom im Fahrzeug vorhanden sein, sollte man die Teppichbodenabdeckung entfernen, die Abdeckplatte mit einem Hakenschlüssel oder einem ähnlichen Werkzeug öffnen und das Service-Plug ziehen, nannte der Experte weitere Möglichkeiten zum Abschalten der Hochvolttechnik.

Praktische Beispiele vor dem Feuerwehrhaus

Zudem sollte eine Öffnung zum Batteriegehäuse geschaffen werden, um im Brand- oder Notfall Lithium-Batterien sofort kühlen zu können, sodass keine Gefahr einer Nachzündung mehr besteht. Dafür werde ein sehr hoher Bedarf an Löschwasser im Brandfall benötigt, da das Auskühlen auch über Tage erfolgen kann.

Danach gingen alle zusammen vor das Feuerwehrgerätehaus, wo Markus Pickel anhand eines E-Autos das vorher in der Theorie Besprochene praktisch demonstrierte.

 
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