
Hochwertiges Kabarett, Gitarrenriffs, dazu witzige Parodien. Wer dem unbeständigen Wetter am Samstagabend trotzte, bekam bei der Mellrichstädter Musiknacht mit Bewie Bauer und seinem Programm "Ein Teenager wird 50" ein besonderes Musikkabarett geboten. Mit seinem zweiten Soloprogramm legte er eine Zeitreise durch sein Leben hin. Zwar habe er mit 48 Jahren noch mehr Haare auf dem Kopf als auf dem Rücken, sein Optiker empfehle im ihm jedoch schon die Gleitsichtbrille, so der Kabarettist.
Aufgewachsen in Erding als jüngster von sechs Brüdern, sei er Lärm gewöhnt. Der bekennende Rockmusik-Fan hatte Gitarre gelernt, "um Mädels kennenzulernen". Die erste Freundin entpuppte sich als Roxette- und Kuschelrock-Fan. Nicht ganz sein Verständnis von Rock. Für sie spielte er "Paradise City" von Guns N' Roses als Soft-Rock-Nummer auf seiner geliebten Herzgitarre.
Nach dem Ende der Beziehung kaufte er sich aus Frust eine neue Gitarre und leidet seit 25 Jahren am berüchtigten "GAS" (Guitar Acquisition Syndrome) – dem Sammeln und Horten von Gitarren. Sehr zur Freude eines großen Musikhauses in der Nähe von Bamberg. Inzwischen habe er schon einen fünfstelligen Betrag dort investiert, so Bewie Bauer. Immerhin könne man dort auch sein Buch "Lassen Sie mich durch, ich bin E-Gitarrist" erwerben.

Von Klassentreffen, Tattoos und Franz-Josef Strauß
Was er nicht hat: ein Tattoo. Das Thema hatte er auch gleich in einen Song gepackt "Ich brauch' kein Tattoo, ich bin gezeichnet vom Leben", der in einer Schlager-Disco-Nummer inklusive Glitzerpuschel endete. Womit man unweigerlich mit fast 50 Jahren konfrontiert wird, sind Klassentreffen. Unter anderem war auch Klassenkamerad "Specki" dabei. Dieser ist auch beim Nachrichtendienst Telegram aktiv. Es folgte ein fast schon düsterer Querdenker-Rap.
Neben "Querdenker-Specki" hatte der Oberbayer noch weitere Parodien auf Lager: Georg Schellenberger vom Verein "Kunst, Klang & Kultur e.V." sowie Bürgermeister Hans Rampfinger mit bayerischen Kauderwelsch. Die bekannteste Imitation war die des Gesundheitsministers Karl Lauterbach, der mit einem Gedicht samt Musik und Tanz begeisterte.

Franz-Josef Strauß bezeichnete Bewie Bauer als Visionär seiner Zeit. "Würde er noch leben, könnte er im Jahr 2028 sein 50. Jubiläum als Ministerpräsident feiern", war Bauer sich sicher. Hier kam er ins Träumen. Ähnlich wie Brian May beim Thronjubiläum der Queen würde er auf dem Balkon des Landtags stehen und die Bayernhymne auf der E-Gitarre spielen, sinnierte er: "Für das passende Feeling sorgt eine Pinnwand aus Kork als improvisierte Windmaschine."
Mellrichstädter Bürgermeister wird zum Chef der Windmaschine
Da sich weder Thomas noch Stefan aus dem Publikum für die Bedienung derselben zur Verfügung stellten, wurde schließlich ein Michael auf die Bühne gebeten. Hier forderte das Publikum sogleich Bürgermeister Michael Kraus auf, der den Spaß mitmachte. Nicht nur witzige Sprüche hatte Bewie Bauer auf Lager, auch einen musikalischen Mix quer durch alle Stilrichtungen. Unter anderem einen DJ-Dance-Mix unterlegt mit den Worten von "Engel Aloisius" oder seinen Protestsong "Wer am lautesten plärrt, wird g’hört".

Neben Krankheiten, E-Bikes und der Partnersuche hatte Bewie Bauer auch ein ernstes Thema dabei: einen Aufruf zur Organspende. War er doch selbst innerhalb der Familie davon betroffen und hat seinem Bruder eine Niere gespendet. Positiv daran sei, dass er jetzt nur noch einen halben Nierengurt zum Motorradfahren brauche, fügte er hinzu.
Sein Programm mit der Mischung aus Kabarett, Musik und Parodien kam beim Mellrichstädter Publikum gut an. Von einem "gelungenen Abend" sprach auch Nicole Seemann, die Vorsitzende des Aktiven Mellrichstadt (am). Sie hatte sich im Vorfeld stets zuversichtlich gezeigt, was das Wetter anging. Und durfte Recht behalten: Kurz vor Beginn des Programms verzogen sich die Regenwolken und die Gäste konnten das mehr als zweistündige Programm auf dem Marktplatz ohne Regenschauer erleben.