Es ist jetzt fast ein Jahr her, als es im Sitzungssaal des Rathauses in Bad Königshofen zu einem denkwürdigen Treffen der Arbeitsgemeinschaft zur Sicherstellung der Wasserversorgung im Grabfeld kam. Als Teilnehmer zeigte sich Landrat Thomas Habermann wenig erfreut darüber, dass die Angelegenheit nicht so recht ins Laufen kommen wollte. Noch in der Sitzung wurde ein klarer Ablaufplan vereinbart. Mittlerweile sind bei einer Reihe von Treffen der Zweckverbände für die Wasserversorgung große Fortschritte gemacht worden.
Die Abgeordneten des Wahlkreises sind ebenso im Bilde über das Vorhaben wie das Bayerische Umweltministerium, dass die künftige Lieferung von der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) gutheißen und vor allem soweit finanzieren soll, dass die Lasten von den Zweckverbänden getragen werden können. Es geht um die Verlängerung der Leitung, die bis in die rund 40 Kilometer entfernte Stadt Seßlach bereits verlegt ist.
Kronacher Fernwasserversorger mit Tagesrekord bei der Wasserabgabe
Nebenbei bemerkt, purzeln in diesem Sommer beim Wasserversorger aus Kronach die Rekorde. Sowohl beim Tageswert als auch bei der Monatsmenge verzeichne die FWO den höchsten Wert der 45-jährigen Geschichte, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. Am 11. August lag die Tagesspitzenmenge bei rund 60 000 Kubikmeter. Wenn sich die Abgabe weiter so entwickle, dann werde man das Rekordjahr mit 14,8 Millionen Kubikmeter erreichen, ist sich Vorsitzender Heinz Köhler sicher.
Die immer noch aktuelle Corona-Pandemie mag ihren Anteil daran gehabt haben, aber seit geraumer Zeit herrscht Funkstille von Seiten des in München beheimateten Ministeriums in Sachen Grabfeld-Versorgung. Eine Stille, die beim Zweckverband Mitte in Bad Königshofen für etwas Nervosität sorgt, zumal die Anfragen aus der Bevölkerung und Gemeindegremien von Woche zu Woche lauter werden, wie es in einem Brief des Verbandsvorsitzenden Thomas Helbling ans Ministerium von dieser Woche heißt.
Die Lage habe sich seit dem Besuch im Januar in München deutlich verschlechtert, die Pegelstände der Trinkwasserbrunnen seien von März bis August im Schnitt um 4,10 Meter gefallen, Bad Königshofen wurde 2019 mit 488,5 Litern zur niederschlagsärmsten Region in Bayern. "Wir bitten sie dringendst um eine Rückinformation, um für die Region Bad Königshofen und Grabfeld eine Planungssicherheit für die Zukunft zu haben", heißt es am Ende. Bislang ist Helbling nur bekannt, dass die Angelegenheit geprüft wird.
Das trockene Unterfranken steht besonders im Fokus der Planungen
Auch diese Redaktion hat beim Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz den aktuellen Stand aus Sicht des Ministeriums nachgefragt. Das Umweltministerium arbeite unter Beteiligung der zuständigen Fachbehörden an nachhaltigen Lösungen für niederschlagsarme Regionen Bayerns wie die Region Grabfeld, heißt es in dem Schreiben. Dazu werde aktuell insbesondere eine Zukunftsstrategie für die Versorgungssicherheit im "Ausgleich und Verbund in Nordbayern" in Zusammenarbeit mit den Fernwasserversorgern erstellt. Im Rahmen dieses Konzepts würden für die Region Grabfeld Versorgungs-Alternativen und Finanzierungsmöglichkeiten geprüft. Die Behörden stünden dazu im fortlaufenden Kontakt mit der Region.
Wie es in dem Schreiben weiterhin heißt, verfolgt das Umweltministerium einen strategischen Ansatz, bei dem die trockenen fränkischen Regionen besonders im Fokus stünden. Zentrale Säule der Wasserstrategie sei die Sicherstellung der Versorgung auf Basis regionaler Wasserversorgungsbilanzen und der Förderung von Verbundleitungen zwischen den Wasserversorgungsgebieten. Die Förderung von weit über 300 Kilometern Verbundleitungen sei bereits bewilligt. Mit Hilfe der Bilanzen soll der künftige Bedarf prognostiziert werden.
Zudem laufe die Fortschreibung der Wasserversorgungsbilanzen bis 2035 in Kürze an. Aktuelle Erkenntnisse der Auswirkungen des Klimawandels und der Grundwasserneubildung sollen berücksichtigt werden und die Kommunen mit Beratungsangeboten unterstützt werden. Für die Umsetzung dieser Wasserstrategie will Bayern in den kommenden zwei Jahren insgesamt 50 Millionen Euro einsetzen.
Zweckverband saniert für 750 000 Euro Hochbehälter bei Kleinbardorf
In Bad Königshofen arbeitet man unterdessen an der Erhaltung der bestehenden Einrichtungen. In den vergangenen drei Jahren wurde der Hochbehälter von Kleinbardorf, der mit Kammern ausgestattet ist, die jeweils 1600 Kubikmeter Wasser fassen, für insgesamt 750 000 Euro generalsaniert. Mitarbeiter von vier Baufirmen erneuerten unter anderem die Beschichtung in den Kammern und ersetzten die Fugenbänder. Dazu kamen bauliche Veränderungen. So weit möglich, waren das vierköpfige Team und die beiden Azubis des Zweckverbandes Mitte unter Leitung von Wassermeister Michael Müller mit Eigenleistungen dabei. Neben dem 1972 erbauten größten Hochbehälter des Verbands in Kleinbardorf gibt es zur Versorgung der Stadt noch Hochbehälter am Sambachshof, in Sulzfeld und Aubstadt.