Vor zwölf Jahren war die Freude groß, als die Biber zum ersten Mal wieder im Landkreis gesichtet wurden. Inzwischen haben sie sich so stark vermehrt, dass sie für manchen schon eine Plage sind. Vor allem Angler und Gewässerpächter klagen über deren rastlose Bautätigkeit. Die Hegefischereigenossenschaft Streu und Nebengewässer wandte sich nun in einem Brandbrief an den Landrat und führte zu einem Ortstermin nach Mühlfeld, wo sich die Nager besonders emsig ans Werk gemacht hat.
Bachbett nahezu leer
Treffpunkt ist eine Brücke über den Mahlbach mitten im beschaulichen Mühlfeld. „Jetzt ist wieder Wasser da, vor zwei Wochen war das Bachbett nahezu leer“, berichtet Frank Rittweger, Gewässerwart des örtlichen Angelvereins. Der Grund dafür findet sich wenige 100 Meter entfernt im Oberlauf.
Der Mühlfelder führt mit Siegfried Patermann, Kreisvorsitzender der Hegefischereigenossenschaft, an ein kleines Rinnsal in einer Wiese in Sichtweite des Dorfes. Normalweise sei das ein Zulauf für den Mahlbach, aber ein Biberdamm staue das Wasser komplett auf, erklären die beiden.
Damm an Damm
Knapp neben der Einmündung ist dann in natura zu sehen, was die Angler in Wallung bringt: Ein kleiner See, der eine Obstwiese teilweise geflutet hat und durch einen bald drei Meter hohen Damm gestaut wird. Der Baumbestand ist deutlich dezimiert, überall sind frische Nagespuren zu erkennen. Kaum 100 Meter bachabwärts der nächste Damm und wieder ein kleiner See, der über die Ufer des Baches getreten ist. „Auf den 2,8 Kilometern, die der Angelverein gepachtet hat, gibt es 13 Dämme“, hat Rittweger gezählt. Während der langen Trockenperiode sei an der Mündung in Mellrichstadt nicht mal mehr Wasser ankommen. Aus diesem Grund hat sich die Genossenschaft nun direkt an den Landrat gewandt.
In dem Schreiben werden die Anstrengungen zum Aufbau eines gesunden Fischbestands beschrieben. Für über 70 000 Euro seien in den vergangenen Jahren Jungfische und Brut ausgesetzt worden. Die verschiedenen Fischarten seien teilweise auf eine gute Durchlässigkeit angewiesen, doch inzwischen werden rund 50 Biberdämme an Streu, Els, Bahra und Mahlbach gezählt, die ein Durchkommen für Fische unmöglich machen. Patermann erinnert außerdem an das Wasserhaushaltsgesetz, nach dem das Stauen und Entnehmen von Wasser einer Genehmigung bedarf. „Der Biber darf, was dem Menschen verwehrt ist“. Es wird daher darum gebeten, Dämme zu beseitigen, und es wird darauf hingewiesen, dass im Landkreis Tirschenreuth der Abschuss von Biber durch die Kreisbehörde genehmigt worden sei.
Löschwasser ist knapp
Es gehe aber nicht nur um die Interessen der Angler, inzwischen geht es auch um Hochwasserrisiken und Beeinträchtigung des Feuerschutzes, berichtet Vereinsvorsitzender Oliver Schmitt an der zweiten Station des Rundgangs. Mitten im Dorf ist ein Wehr angelegt, das den Bach aufstaut, um ein Löschwasserreservoir zu bilden, aus dem sich die Feuerwehr im Brandfall bedienen kann. „Vor zwei Wochen war das Becken leer, weil oberhalb davon das Wasser aufgestaut wird“. Außerdem könne man davon ausgehen, dass an jedem Damm durch Versickerung etwa 20 Prozent des Wassers verloren gehen.
An der dritten Station, am unteren Dorfrand, führen die Initiatoren des Pressetermins an eine Stelle, an der zwei Tage zuvor noch ein Damm gewesen ist. Der sei wahrscheinlich durch die Stadt Mellrichstadt beseitigt worden sei, glauben die Petrijünger. Im Grunde nütze das aber nicht viel, „in 14 Tagen ist wieder ein Neuer da“. Und wie bestellt, huscht ein Biber aufgeschreckt aus seiner Behausung und taucht direkt vor der Besuchergruppe im trüben Wasser ab.
Nager sind besonders aktiv
In dem Bereich sei der Nager besonders aktiv, verweisen die Vereinsmitglieder auf die vielen Baumstümpfe mit dem typischen Kegel. Bis weit eine Böschung hinauf reichen die Spuren. „Keine zehn Meter von den letzten angenagten Stämmen entfernt sind die Gleise der Bahn von Mellrichstadt nach Meiningen“, weist Rittweger auf eine weitere Gefahr hin und fordert ein Einschreiten.
Inzwischen sei die Untere Naturschutzbehörde von ihrer bisherigen Linie des strikten Schutzes der Tiere auch etwas abgewichen. Doch die Lage habe sich für Mühlfeld langsam zu einer Gefahr entwickelt, etwa durch das steigende Risiko eines Dammbruch und durch Treibholz, das die Brücke im Dorf verstopft und zur Überflutungen führt, befürchtet Schmitt.
Gesprächsrunde im Landratsamt
Zumindest etwas Hoffnung setzt Patermann auf eine Gesprächsrunde Mitte Januar im Landratsamt, an der Vertreter der Fachbehörden, Fischerfachberatung und des Naturschutzes teilnehmen werden. „Mal sehen, was dabei herauskommt“, sinniert Patermann allerdings leicht skeptisch.