Die Kauflust der Bürger in der Corona-Krise soll gesteigert und die Wirtschaft gestärkt werden. Ab Mittwoch, 1. Juli wird deshalb für sechs Monate die Mehrwertsteuer gesenkt. Statt der bisherigen 19 beziehungsweise sieben Prozent liegt sie dann bei 16 beziehungsweise fünf Prozent.
Die Geschäfte können die Senkung der Mehrwertsteuer durch die Anpassung der Preise an ihre Kunden weitergeben – sie müssen aber nicht. Wir haben bei drei Geschäften im Landkreis nachgefragt, wie sie mit der Steuersenkung umgehen.
Steuersenkung bringt "Riesenaufwand"
Für den Dorfladen Unsleben bringe die Senkung der Mehrwertsteuer einen "Riesenaufwand" mit sich, sagt Ursula Müller. Sie ist die Geschäftsführerin des Dorfladens Unsleben. Jedes Produkt müsse einzeln nachberechnet werden.
Wie man im Dorfladen damit genau umgehen werde, kann sie noch nicht sagen. "Wir haben ja kein Kassensystem, wie es die Großen haben", erklärt sie. Jedes Produkt werde einzeln ausgezeichnet und der Preis beim Kauf in die Kasse eingetippt. "Wir versuchen schon, es weiterzugeben, aber es muss halt sinnvoll sein". Es müsse bei jedem Produkt individuell geschaut werden.
Gerade bei kleinen Produkten halte sich die Preisänderung durch die Senkung der Mehrwertsteuer in Grenzen. Ob man für eine Kiwi 59 oder 58 Cent bezahle, mache keinen großen Unterschied. Anders sehe das wohl bei großen Investitionen wie einem Hausbau oder Autokauf aus, sagt sie.
Die Preise seien momentan sowieso sehr stark am Schwanken. Im Dorfladen versuche man, das in Grenzen zu halten.
Preisetiketten angepasst
Im E-Center Then in Bad Neustadt gilt die gesenkte Mehrwertsteuer bereits seit Montag, 29. Juni, erklärt Betreiber Ralf Then. Die neuen Regeln umzusetzen sei ein "riesiger Aufwand" gewesen. Die Preisetiketten wurden angepasst und mussten somit alle umgesteckt werden.
"Das ganze Wochenende haben wir gesteckt", so Then. "Der Kunde sieht es halt besser am Regal". Die Preise seien nun natürlich anders als gewohnt. Beispielsweise stehe nun teilweise eine 7 an letzter Stelle des Kaufpreises, statt der sonst häufig verwendeten 9.
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Mitarbeiter werden extra geschult
Beim Autohaus Kehm hat man sich darauf vorbereitet, die Preisvorteile durch die Senkung der Mehrwertsteuer an die Kunden weiterzugeben: "Wir reichen das durch", sagt Serviceleiter Klaus Kirchner. Eine Ausnahme bilden Sonderpreisangebote, wie beispielsweise für einen Räderwechsel.
"Das ist schon ein erheblicher Aufwand", sagt er zu den Vorbereitungen. Man habe sich vom Wirtschaftsprüfer beraten lassen, die Mitarbeiter wurden extra geschult. Dabei gehe es zum Beispiel darum, wie das Ganze dokumentiert, wie mit Gutschriften umgegangen werden müsse, die mit 19 Prozent Mehrwertsteuer ausgestellt worden sind oder was es für eine Rolle spiele, wann in der Übergangszeit ein Fahrzeug abgeholt wird.
Zusätzlich müssen die Preisaushänge und -Ausschilderungen bei den Autos angepasst werden. "Für ein halbes Jahr ist der Aufwand sehr hoch", sagt Klaus Kirchner.
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