Sein 20-jähriges Bestehen feiert der Dorfladen von Unsleben in dieser Woche. Für viele ist die Einkaufsstätte längst zur Sicherung der Grundversorgung unentbehrlich geworden. Für viele ist er aber mehr - ein Stück dörfliche Identität und Begegnungsort.
Unsleben hatte einst fünf "Tante-Emma-Läden", bis Ende 1998 der letzte von ihnen schloss. Die damalige Bürgermeisterin, Elisabeth Machon, war aber vorbereitet und hatte vier Frauen ermuntert, eine Verkaufsstätte zu führen, sodass schon am Neujahrstag 1999 der Betrieb aufgenommen werden konnte. Die Leitung hatte von Anfang an Christa Hüllmandel.
Vereinsgründung
Da aus der Mannschaft aber niemand Erfahrung in der Geschäftsführung hatte, wurde der Laden zunächst als Igros-Agentur geführt. Doch Jahr für Jahr machte das Geschäft ein kleines Defizit, das die Gemeinde ausglich. Aus diesem Grunde entschied sich die Verkaufsmannschaft für den Schritt in die Selbständigkeit und gründete dazu 2003 einen eigenen Verein. Vorsitzender ist per Statut das Gemeindeoberhaupt.
Seit dieser Umstellung musste der gesamte Betrieb in Eigenregie geführt werden, aber seit dem wurde auch eine "schwarze Null" geschrieben, versichert Christa Hüllmandel, die die Geschäftsführung inzwischen an Ursula Müller abgegeben hat und nur noch einen "Minijob" wahrnimmt. Die verbesserte Bilanz hänge zudem damit zusammen, dass zum Beispiel die Buchhaltung ehrenamtlich erledigt wird, zunächst von der Bürgermeisterin und dann von Sabine Bührig, die später ins Team gekommen war. Auch eine Warenauszeichnerin arbeitet ehrenamtlich.
Ehrenamt entscheidend
Dass der Verein und der Laden sich wirtschaftlich über Wasser halten konnten, hänge ohnehin stark mit dem ehrenamtlichen Engagement vieler Beteiligter zusammen. So organisiert der Verein etwa auch den Novembermarkt, dessen Erlöse schon seit Jahren in den Unterhalt des Gebäudes fließen, das zwischenzeitlich gekauft worden war. Ohne diese Zuschüsse könnte der Laden kaum gehalten werden, zumal mit dem Herrichten eines Lagerraums mit einer Kühlzelle schon wieder ein größeres Vorhaben ansteht.
Bewährt habe sich aber auch der "Dorfladentaler". Der Bürger hatte die Möglichkeit, dem Verein ein Darlehen zu geben. Für das Geld erhielt der Darlehensgeber Zinsen, die ihm am Jahresende in Form des "Dorfladentalers" ausgezahlt wurden und mit dem er dann im Laden einkaufen konnte.
Abhängig ist letzten Endes der Betrieb aber vom Einkaufsverhalten der Bürger. Zwischen 120 und 150 Kunden kaufen täglich im Dorfladen ein, die Hälfte davon seien Auswärtige - "es könnten ruhig ein paar mehr Einheimische sein", wünscht sich Christa Hüllmandel. Schließlich ist der Laden täglich geöffnet und biete mit seinem Sortiment alles, was für die Grundversorgung benötigt werde.
Viele Bioprodukte
"Ein Supermarkt im Kleinen - oder eigentlich auch mehr", sinniert die langjährige Geschäftsführerin, denn aus dem Rahmen falle das breite Angebot an Bioprodukten und regionalen Erzeugnissen. Die Palette reicht dabei von Wurstwaren über Käse, Eier, Gemüse, Obst bis Brotaufstriche und Bäckerwaren. Eine Rösterei aus Bad Neustadt hat sogar den "Unslebener Dorfladen-Kaffee" kreiert. Gut angenommen werde aber auch die Lottoannahmestelle. "Und einen Tipp zum Kochen gibt es gratis dazu".
Die vertraute Atmosphäre sei ohnehin das Besondere am Dorfladen. "Hier treffen sich die Leute, reden miteinander, tauschen Neuigkeiten aus und erhalten anders als im Supermarkt eine persönliche Ansprache", beteuert Ursula Müller.
Das zeigt sich auch in der Jubiläumswoche, in der die insgesamt fünfköpfige Verkaufsmannschaft mit zahlreichen Sonderangeboten aufwartet und am Samstag ein kleines Fest mit ihren Kunden feiert: mit Herzhaftem vom Grill und aus dem Topf, heißen und kalten Getränken bis in den späten Nachmittag.
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