"Im schlimmsten Fall wird eskeinen weiteren Rhöner Kuppenritt mehr geben", sagte Vorsitzender Jürgen Maul in der Jahreshauptversammlung des TSV Brendlorenzen, dem mit 938 Mitgliedern größten Sportverein im Landkreis Rhön-Grabfeld. Das Kern-Team, das die Organisation seit nunmehr fast 30 Jahren mit großem Einsatz stemmt, "möchte altersbedingt nicht mehr weitermachen.
Und Nachwuchskräfte fehlen." So steht die neugewählte Vorstandschaft vor der Herkules-Aufgabe, dieses weit über Unterfranken hinaus bekannte Radsport-Event zu retten. Dazu der später wieder gewählte Vorsitzende Jürgen Maul: "Es gilt zu prüfen, inwieweit die erforderlichen Aufgaben eventuell durch andere Abteilungen übernommen werden können beziehungsweise Änderungen im Streckenangebot Entlastung bringen."
Mehr Unterstützung aus dem Gesamtverein
Norbert Hanft, der Abteilungsleiter der Radsport-Abteilung, sei bereits gebeten worden, eine Auflistung der Aufgaben und der benötigten Anzahl von Helfern zu erstellen. Hanft selbst stellte fest, dass es noch nicht klar sei, "wie es 2022 mit dem Rhöner Kuppenritt, für den circa 110 Helferinnen und Helfer benötigt werden, weitergehen soll."
Er untermauerte mit der Alterspyramide den Ist-Zustand der Abteilung. Demnach besteht die Radsportgruppe aus 49 Personen, "davon sind zehn aus Brendlorenzen, der Rest von auswärts". 20 dieser 49 Frauen und Männer sind über 70 Jahre alt, der älteste 86. Den Altersdurchschnitt hat er mit 63 Jahren ausgerechnet. Sein eindringlicher Appell: "Wir brauchen mehr Unterstützung aus dem Gesamtverein, besonders an den wichtigen Schlüsselstellen. Alle müssen mit anpacken, damit der Rhöner Kuppenritt am Leben bleibt. Aber es wird schwer."
Rückgang um 52 Mitglieder auf nunmehr 938
Jürgen Maul beleuchtete im Bürgersaal des Feuerwehrhauses das Vereinsgeschehen seit der letzten Versammlung im März 2020, das coronabedingt nahezu zum Erliegen kam. Der aktuelle Mitgliederstand von 938 (Stand: 1. Januar 2021) bedeute einen Rückgang von 52 gegenüber dem Jahr zuvor (damals 990). Das sei wohl auch der Corona-Pandemie geschuldet. Diese machte der geplanten 100-Jahr-Feier im Jahr 2020 einen dicken Strich durch die Rechnung. Wann die Festwoche stattfinden wird, steht noch in den Sternen. "2022 aber noch nicht", gab Maul einen Beschluss der Vorstandschaft bekannt.
Bei der Suche nach einer Nachfolgerin beziehungsweise einem Nachfolger für die langjährige Vereinswirtin tritt der TSV auf der Stelle. "Zurzeit gibt es keinen Wirtschaftsbetrieb im Vereinsheim. Ideen und Vorschläge sind willkommen", sagte Maul. Ein Thema, das den Mitgliedern auf den Nägeln brennt, wie die Diskussion zeigte. Das Sportheim in Eigenregie zu führen, jemanden suchen, der das Sportheim als offizielle Gastwirtschaft betreiben will oder eine Lösung dazwischen - das alles gilt es zu klären.
Fußball-Nachwuchs komplett eigenständig
Die Ausführungen von Kassier Jens Wills verdeutlichten, dass der TSV trotz Pandemie gut über die Runden gekommen ist. Die Freude, wieder aktiv ihren Sport ausüben zu können, zog sich wie ein roter Faden durch die Berichte der Abteilungsleiter. Michael Dietz berichtete über den Höhenflug der 1. Mannschaft (1. Platz in der A-Klasse Rhön 3) und stellte fest, dass "wir in dieser Saison bei den Junioren von der U 7 bis zur U 18 ohne Spielgemeinschaft, also komplett eigenständig, agieren."
Klaus Repasky merkte an, dass es der Tischtennis-Abteilung große Probleme bereitet, dass Selbsttests vor Ort in der Turnhalle nicht akzeptiert werden. "Das wird dazu führen, dass einzelne Spieler den Schläger an den Nagel hängen, weil es ihnen nicht zuzumuten ist, pro Training und Heimspiel jeweils die Kosten für einen Schnelltest zu tragen."
Mit "Das ist absolut rekordverdächtig", leitete Jürgen Maul zu den Ehrungen über. 38 Frauen und Männer halten dem TSV seit 25, 40, 50 beziehungsweise 60 Jahre die Treue - macht zusammen 1030 Jahre. Ihnen und dem gesamten Helferstab der TSV-Familie sagte Maul Dank. Vor allem Thorsten Hüllmantel, der seit 2009 als Beisitzer fungierte, seit 2015 im Wirtschaftsausschuss aktiv war und jetzt ausscheidet. Sein Posten ist noch nicht besetzt. Verabschiedet wurden auch die Ältestenrats-Mitglieder Walter Gaß, Edwin Härder und Herbert Schubert.
Akribisch und mit großem Verantwortungsbewusstsein
Mit Herbert Kneuer, und erneut hieß es "rekordverdächtig", verließ "ein wahrer Dinosaurier die Vorstandschaftsbühne", wie es Maul bezeichnete. Seit fast 48 Jahren war Kneuer, bei Amtsantritt 24 Jahre jung, als Kassierer tätig - bis 1999 als 1. Kassierer, seither als 2. Kassierer. Maul lobte ihn als einen Menschen, der "akribisch seine Aufgaben mit großem Verantwortungsbewusstsein erfüllt".
Kneuer oblag nicht nur die Finanz-, sondern auch die damit verbundene zeitintensive Mitgliederverwaltung (früher sehr viel händische Arbeit). Darüber hinaus versah er weitere, ehrenamtliche "Nebenjobs" im TSV. Für den eingefleischten Fan des TSV 1860 München gab's unter anderem eine Sporttasche mit dem Emblem seiner Löwen und Löwenbräu.
Klaus Eisenmann, Ehrenamtsbeauftragter im Kreis Rhön, beglückwünschte als Vertreter des Bayerischen Fußball-Verbandes den TSV zu seinem 100. Jubiläum und warf Michael Dietz als Geschenk einen Ball zu. Dann verlieh er dem TSV die goldene Raute. Diese ist das Gütesiegel des BFV für besondere Verdienste in den Bereichen Jugend, Ehrenamt, Breitensport, Gesundheit und Prävention.
In seinem Grußwort untermauerte Zweiter Bürgermeister Norbert Klein, dass die Vereine ein ganz wichtiger Baustein im Freizeitangebot der Stadt seien. Den TSV lobte er als stets verlässlichen Partner, kompetent und mit einem breiten, sportlichen Angebot und attraktiven Veranstaltungen. Dass der TSV den coronabedingten Mitgliederschwund nicht, wie manche andere Vereine, so extrem stark zu spüren bekommen habe, wertete er als Beweis, dass sich "die Mitglieder mit ihrem TSV identifizieren".
Ehrungen und Neuwahlen beim TSV Brendlorenzen
1. Vorsitzender Jürgen Maul; 2. Vorsitzender Reiner Kortmann; Schriftführer Robert Foidl; 1. Kassierer Jens Will; 2. Kassiererin Sabine Keidel (neu); Beisitzer: Silke Werner, Rainer Büchs, Jens Schrameyer, Hugo Johannes, Roland Schmöger, Jens Morschhäuser, Michael Haaf; Ältestenrat: Helmut Behm, Karl Kehm, Hartmut Schubert (neu), Dieter Hergenröther (neu), Manfred Haaf (neu). Kassenprüfer: Markus Eckert, Michael Englisch.
Für insgesamt 1030 Jahre Vereinstreue wurden 38 Frauen und Männer, soweit anwesend, ausgezeichnet: