zurück
Wargolshausen
Wargolshausen: Warum die Garde nicht zu Helene Fischers "Achterbahn" tanzen darf
YouTube sperrte ein Video der Auftaktsitzung der Föderation Europäischer Narren. Warum das Video beanstandet wurde – und nun doch noch zu sehen sein wird.
Die Blauen Dragoner der Wa-Ka-Ge bei ihrem diesjährigen Schautanz mit dem Thema 'Shrek'.
Foto: Markus Büttner | Die Blauen Dragoner der Wa-Ka-Ge bei ihrem diesjährigen Schautanz mit dem Thema "Shrek".
Markus Büttner
 |  aktualisiert: 12.02.2024 20:35 Uhr

Friedrich Schiller nannte Theaterbühnen "Bretter, die die Welt bedeuten". Ähnlich ist es auch für die die Wargolshäuser Gardemädchen. Sie trainieren oftmals monatelang und studieren ihre anspruchsvollen Tänze ein. Bedingt durch die Corona-Pandemie konnten und können sie keinem Live-Publikum präsentieren. Abhilfe sollten digitale Alternativformate schaffen.

Deshalb war die Anspannung für die "Blauen Dragoner" der Wargolshäuser Wa-Ka-Ge ähnlich hoch wie bei einer normalen Prunksitzung. Vielleicht sogar noch ein Ticken höher, da sie bei der Aufzeichnung der FEN-Auftaktsitzung am 15. Januar mit ihrem Schautanz den krönenden Abschluss liefern sollten. So ein "Finaltanz" ist schließlich für die Tänzerinnen eine Ehre. Alles lief bei der Aufzeichnung nach Plan und die Trainerinnen Hannah Reinhart und Eva Gans waren zufrieden mit der Leistung ihrer Garde. Der Aufwand schien sich gelohnt zu haben.

Die närrischen Bildschirme blieben schwarz

Eine Woche nach der Aufzeichnung, am Samstagabend, sollte dann ein Zusammenschnitt der Sitzung über die Videoplattform YouTube veröffentlicht werden. Gespannt warteten da schon viele Närrinnen und Narren vor TV-Geräten und Tablets, freuten sich auf vier Stunden Faschingsunterhaltung in trüben Corona-Zeiten. Schließlich war dieses Faschingsevent im Vorfeld angekündigt worden. Doch die närrischen Bildschirme blieben schwarz. Was war passiert?

"Wir wollten das Video der FEN-Auftaktsitzung am Samstagnachmittag hochladen und pünktlich um 19 Uhr online gehen. Doch dann erschien eine Nachricht, die uns die Veröffentlichung nicht erlaubte. Eine fehlende Lizenz war das Problem", erklärt Heiko Förster, Präsident der Föderation Europäischer Narren Deutschland. Wie alle anderen Vereine hatten sich auch die Wargolshäuser im Vorfeld um eine  GEMA-Lizenz gekümmert. Diese zählte für alle verwendeten Lieder. Nur gab es offenbar einen Sonderfall.

Helene Fischers "Achterbahn" sorgt für enttäuschte Gesichter

Nach hektischem Suchen kristallisierte sich schnell die Ursache heraus: Schlager-Superstar Helene Fischer. Denn die Wargolshäuser Garde nutzten in ihrem Schautanz Fischers Lied "Achterbahn". Gerade einmal für 90 Sekunden des besagten Liedes tanzten die "Blauen Dragoner" in ihrer sechsminütigen Vorstellung.

Das war aber offenbar der Videoplattform egal. Ohne Lizenzvertrag durfte das Video nicht publiziert werden. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder die ganze Sitzung ins Wasser fallen lassen beziehungsweise nicht veröffentlichen, oder das Video ohne die Wargolshäuser Garde zeigen. "Wir haben an diesem stressigen Nachmittag wirklich alles versucht, um den Wargolshäuserinnen die "Teilnahme" noch zu ermöglichen. Doch die Option, auf die Schnelle noch eine Lizenz für "Achterbahn" zu erwerben, scheiterte."

Notgedrungen und schweren Herzens musste Heiko Förster entscheiden, dass die Firma, die den Videoschnitt übernahm, den Wargolshäuser Schautanz aus der FEN-Sitzung entfernen musste. Es kam noch schlimmer. Die Änderung des Videos und das erneute Hochladen nahm so viel Zeit in Anspruch, dass man die Veröffentlichung der Sitzung um einen ganzen Tag, auf Sonntag, verschieben musste. Auch ohne die "Blauen Dragoner."

So sah die Fehlermeldung auf der Videoplattform Youtube aus.
Foto: Credit: Screenshot Heiko Förster | So sah die Fehlermeldung auf der Videoplattform Youtube aus.

"Es ist unglaublich enttäuschend"

Das, was sich die Wargolshäuser Garde in diesem Jahr für den Schautanz hatte einfallen lassen und wofür sie unzählige Stunden trainierten, konnte letztendlich auch am Sonntag nicht mitverfolgt werden. Hannah Reinhart: "Da hast du endlich mal, nach zwei Corona-Jahren, wieder einen Auftritt und kannst den Tanz einem großen Publikum präsentieren und dann das. Es ist unglaublich enttäuschend für uns alle, vor allem aber sehr schade für die Mädels, die für diesen Tag so lange und so hart gearbeitet haben."

Auch Heiko Förster ist enttäuscht: "Es ist eine herbe Niederlage für uns und vor allem für die Wa-Ka-Ge. Für die tut es mir am meisten leid. Schließlich machen wir solche Sitzungen – egal ob digital oder in Präsenz – nicht für die FEN, sondern für die Aktiven, die den Fasching in der Region mitgestalten und zu dem machen, was er ist.

Minimallösung kostet 800 Euro

Mittlerweile mussten Hannah Reinhart und Eva Gans feststellen, dass die Verantwortlichen von Universal Music, welche Helene Fisches Lieder lizensiert, in Bezug auf Lizenzrechte keinen Spaß verstehen. Mindestens 800 Euro Lizenzgebühren, die "Minimallösung", würden anfallen, um das Video auch über YouTube verwenden zu dürfen. Viel Geld für einen Faschingsverein in einem Dorf mit 430 Einwohnern. Dazu nimmt so ein Vertrag bis zu drei Wochen in Anspruch. Dann wäre der Fasching schon vorbei.

Wargolshäuser bei Urheberrecht gebrannte Kinder

Es ist nicht das erste Mal, dass Wargolshausen mit Rechte-Lizenzen in Konflikt kommt. Zum einen musste 2016 – wegen Verletzung des Markenrechts – eine "Moulin-Rouge"-Faschingsparty umbenannt werden, zum anderen musste die Wargolshäuser Feuerwehr wegen einer "Malle"-Party 2018 eine hohe Geldstrafe zahlen, weil das Wort "Malle" ein geschützter Begriff ist.

Zwei kleine Lichtblicke gibt es trotz allem für die Blauen Dragoner. Zum einen war wenigstens der Marschtanz in dem Video zu sehen, zum anderen präsentieren sie ihren Schautanz am Faschingssamstag ihrem "Heimpublikum". Da will die Wa-Ka-Ge mit einer eigenen Digitalsitzung eine Stückchen Fasching feiern. Auch Universal will da dann ein Auge zudrücken, weil die Sitzung nicht auf einer öffentlichen Plattform veröffentlicht werden soll und keine "kommerziellen Ziele" verfolgt.

Was ist die FEN?

Die Föderation Europäischer Narren Deutschland ist Mitglied im einzigen europaweiten Dachverband für Karnevalisten. Die Föderation Europäischer Narren Deutschland hat es sich zur Aufgabe gemacht, das karnevalistische Brauchtum in der Region zu pflegen und zu fördern.Aus diesem Grund organisiert die FEN zu Beginn jeder Session eine Auftaktsitzung für die Mitglieder, in der die Highlights aus dem Programm der Mitgliedsgesellschaften präsentiert werden. Diese Auftaktsitzungen finden jährlich wechselnd bei einer Mitgliedsgesellschaft statt. In diesem Jahr fand die Auftaktsitzung in Aubstadt statt.
Quelle: mgo/fen-unterfranken.de
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Wargolshausen
Markus Büttner
Fasching
Friedrich Schiller
Helene Fischer
Karnevalsvereine
Lizenzverträge
Videoplattformen
Wargolshausen
YouTube
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • pbxydo@freenet.de
    Ja, traurig! Ein T-Shirt mit z.B. Nike, Lacoste oder anderer Aufsschrift ist auch teurer als ohne Werbung, wobei eine bessere Qualität nicht immer wahrscheinlich ist. Aber hier, mit GEMA-Gebühren, wird es den Vereinen unnötig schwer gemacht, denn eine Bereicherung mit Hilfe Youtube kann ich mir nicht vorstellen. Wenn überhaupt geht es hier doch um Peanuts. Nun, Helene Fischer will auch leben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Man macht für ein Lied Werbung und soll auch noch zahlen dafür? Ich kann diese Regelung nicht verstehen. Und wenn ich das Wort GEMA schon höre ... 🥵
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten