
Über 8000 Kilometer trennen das beschauliche Salz bei Bad Neustadt von Vail im US-Bundesstaat Colorado in den Rocky Mountains. Eine weite Strecke, nicht nur für Rhön-Grabfelder, die in dem Skiort ihren Winterurlaub verbringen möchten. Sondern auch für 80 Fenster, die die Firma Blaurock dorthin geliefert hat, wie Geschäftsführer Mathias Reichert berichtet.
Da der Kunde, für den die Fenster bestimmt sind, nicht wie erst geplant nur einen Neubau ausstatten, sondern auch die Fenster in seinem aktuellen Haus tauschen lässt, handele es sich laut dem 31-jährigen Chef um einen "großen Auftrag". Denn ein normales Haus habe um die 30 Fenster.
Auf die Sälzer Firma gestoßen sei der Kunde, der laut Reichert mal in Deutschland gelebt habe, übers Internet. Wegen der Fenster mit integrierten Rollläden gab es dann für Blaurock den Zuschlag. Aber das war nicht der einzige Grund. Wichtig sei, dass die Fenster für die Rocky Mountains dicht sind. "Da zieht es doch ein bisschen mehr", sagt Mathias Reichert, der seit 2020 den Chefposten bei Blaurock innehat.
Da der Ort Vail auf über 2400 Metern Höhe liegt, müssten die Fenster spezielle Anforderungen erfüllen. Die Scheiben sind mit einem kleinen Ventil ausgerüstet, um die Anpassung an die Druckverhältnisse zu ermöglichen. Ohne das Ventil würde das Glas zerspringen, wie der 31-Jährige erklärt. Seniorchef Rainer Reichert fügt an, dass man das "bei uns auf der Zugspitze" auch machen müsse.
Sälzer Fenster für Schriftsteller Dan Brown
Unterstützt habe bei dem Auftrag – vor allem bei der Verständigung – laut des Geschäftsführers einer seiner Mitarbeiter, der aus Australien stammt. Dass ein Angestellter mit seinen Sprachkenntnissen helfen kann, ist nichts Ungewöhnliches, denn die Belegschaft des Sälzer Fenster- und Türenbauers ist international aufgestellt. Zu Reicherts Team gehören unter anderem Mitarbeiter aus Polen, Russland und der Karibik. Seine circa 50 Angestellten in Verwaltung, Produktion, Außendienst und Montage kenne Mathias Reichert, der in Würzburg und Australien studiert hat, alle persönlich.
Ungewöhnliche Aufträge sind für Reicherts Firma ohnehin keine Seltenheit. Neben der Fensterlieferung in die Vereinigten Staaten liefert Blaurock aktuell für drei Aufträge ins kanadische Toronto. Bereits Anfang der 2000er-Jahre hat die Firma aus Salz, eigentlich eher aus Spaß, ihre Fenster auf Hurrikan-Sicherheit testen lassen. Dabei hätten diese ganz gut abgeschnitten. Nach ein paar Anpassungen haben die Blaurock-Fenster den Hurrikan-Test in den USA bestanden.
Laut den Reicherts waren die Spezialfenster aber mehr oder weniger Mitläufer. Über Mundpropaganda flatterten dann einzelne Aufträge herein, unter anderem für die karibischen Inseln und in die USA. In den Jahren 2007/2008 sollte Blaurock ein größeres Villenviertel in der Karibik auf Anguilla ausstatten – der erste große Auftrag in der Karibik.
Unter den 52 Häusern, für das die Sälzer Firma Fenster liefern sollte, war auch das Haus des bekannten Schriftstellers Dan Brown. Das Projekt wurde später aber eingestellt, da dem Investor das Geld ausgegangen sei. Bis zur Finanzkrise habe das Unternehmen auch viel nach Russland geliefert.
Hurrikan Irma: "Unsere Fenster haben es ausgehalten."
Warum Fenster in der Karibik und in Florida Hurrikan-sicher sein sollten, hat 2017 Hurrikan "Irma" gezeigt. Durch den Wirbelsturm der Stärke 5 (höchste Stufe) verloren viele Menschen ihr Leben. Zudem sorgte Irma für große Verwüstungen und Milliardenschäden. Den Windgeschwindigkeiten, die um oder sogar über 300 Kilometern pro Stunde lagen, fiel vieles zum Opfer. "Unsere Fenster haben es ausgehalten", resümiert Seniorchef Rainer Reichert. Ab 2018 lieferte Blaurock wieder in die Region.

Die meisten Firmen würden nur den deutschen Raum bedienen, erklären die Reicherts. Bei den Herausforderungen, die mit Auslandsaufträgen einhergehen, wohl nachvollziehbar. "Es muss halt passen, ich kann nicht schnell eine Schraube holen", erklärt Rainer Reichert. Die Fenster müssen zudem seewasserbeständig sein und Korrosionsschutz haben. "Die Fenster erfordern mehr Handarbeit", erklärt sein Sohn. Denn die Anpassungen, die gemacht werden müssten, können die normalen Maschinen nicht leisten.