Die Fragen sind immer die selben: "Haben Sie im Juli noch zwei Wochen Platz für einen jungen Schäferhund? Ist auch ganz lieb." Oder: "Können Sie meine Terrierhündin im August für zehn Tage unterbringen? Oder wenigstens im September?" Solche Anrufe, immer dringend, manchmal verzweifelt, bekommt Ursula Buchen jetzt dauernd.
Buchen ist mit Hunden aufgewachsen, hat schon als Teenager Hunde gezüchtet und hat 1991 ihre Liebe zu den Hunden zum Beruf gemacht. Seit 1991 betreibt sie eine Tierpension im abgeschiedenen Örtchen Höchheim im Landkreis Rhön-Grabfeld. Damit ist die 54-Jährige wohl die dienstälteste Besitzerin einer Tierpension in Unterfranken. Wenn Hundebesitzer in den Urlaub fahren wollen, in die Klinik müssen oder auf Dienstreise gehen, dann betreut Buchen die Tiere. 31 Jahre Erfahrung hat sie jetzt. Aber, sagt sie, so einen Run auf Plätze wie in diesem Jahr hat sie noch nicht erlebt.
Angeschafft in der Pandemie: Wo bleibt der Corona-Hund jetzt im Urlaub?
Woran das liegt? Daran, dass nach zwei entbehrungsreichen und urlaubsarmen Pandemiejahren jetzt "alle, aber wirklich alle Leute" endlich mal wieder wegfahren wollten, mutmaßt Buchen. Aber auch an den vielen Corona-Hunden: Während der Pandemie gab es bekanntermaßen deutschlandweit einen Trend zum Lockdown-Hund. Für die Rhöner Tierpensionswirtin bedeutet das, dass zusätzlich zu ihren Stammkunden auch Neukunden mit Corona-Hund bei ihr anklingeln.
Allein in der letzten Woche hätten rund 20 Leute angerufen. "Gerade hatte ich einen Anruf aus Eisenach, ob ich im August noch einen Hund nehmen kann", erzählt Buchen. Ob er wisse, dass er Bayern anrufe, habe sie den Thüringer gefragt. Die Antwort: "Weiß ich. Wir haben jetzt unseren Suchradius auf 100 Kilometer erweitert."
Auf den großen Radius setzen offenbar in diesem Jahr auch viele andere Hundebesitzer. Buchen bekommt aktuell Anfragen nicht nur aus dem 55 Kilometer entfernten Schweinfurt, sondern auch aus Würzburg oder Nürnberg. Den meisten Neukunden muss die 54-Jährige absagen. Sie hat genau zehn Hundeplätze und sagt: "Manche von meinen Stammkunden machen es mit der Urlaubsplanung so: Sie sichern sich erst den Platz in der Hundepension und gehen danach ins Reisebüro, um ihren eigenen Urlaub zu buchen."
Gerade holen Urlauber ihren Jack-Russell-Terrier wieder ab, die Familie war vier Tage zelten. "Wir haben sie vermisst, unsere Paula", sagt die Stammkundin. Neben dem Hündchen nimmt sie auch sein riesengroßes, grünes Lieblingskissen wieder mit. "Da ist der Zuhause-Geruch dran", erklärt Buchen, "die Tiere sollen sich ja so wohl wie möglich fühlen."
Wenn die Zwinger-Nachbarin in den höchsten Tönen ums Futter jault
Deshalb werden bei ihr Hunde so gefüttert, wie sie es von zu Hause gewohnt sind - ein- oder zwei- oder gar dreimal am Tag. Für die Pensionschefin nicht ganz einfach - sobald die einen Tiere fressen dürfen, wollen die Zwinger-Nachbarn das auch. Eine Deutsch Kurzhaar Hündin mit tiefbrauen Augen und Samtpfoten jault und wimmert gerade in den höchsten Tönen um Futter – schon lang vor ihrer eigenen Fütterungszeit. Gleich wird die Tierpensionswirtin mit ihr rausgehen; eine junge, etwas ungestüme Pudelpointer-Hündin darf dann noch dazu in den Auslauf. In den umzäunten Geländebereichen können die Hunde herumspringen und im improvisierten Pool baden. "Da könnte ich stundenlang zugucken, wenn die Tiere im Wasser spielen", sagt Buchen.
Allerdings – so oft kommt die Hundepensionswirtin nicht dazu, sich entspannt hinzusetzen. Was sich anhört wie ein ländliches Idyll, ist harte Arbeit. In der Hauptsaison, im Sommer, beginnt Buchens Tag um 6 oder halb 7 Uhr morgens und endet nicht selten erst gegen 23 Uhr. Die Hunde wollen gefüttert und gepflegt werden, die Zwinger müssen gereinigt, der Hundekot in den Ausläufen entsorgt werden. Neue Hunde, die nur für Probetage kommen, brauchen besonders viel Aufmerksamkeit. Alte Hunde, die Buchen auch aufnimmt –das tun nicht alle Hundepensionen – brauchen, weil dement oder verunsichert oder krank, besonders viel Pflege. Verwaltung und Abrechnung müssen gemacht werden, manchmal muss der Tierarzt kommen.
Und dann ist ja da noch der Videoservice für die Hundebesitzer –auf Wunsch verschickt Buchen nämlich Handy-Videos von Bello oder Bella. "Da legen grade die Neukunden Wert drauf. Die wollen sich versichern, dass es ihrem Tier gut geht, wenn sie im Urlaub sind."
Für die Hundepensionswirtin selbst ist Urlaub die Ausnahme: Zwei Wochen in 17 Jahren
Für Buchen selbst ist Urlaub die Ausnahme. Daheim hat sie neben den Pensionshunden zwei eigene Hunde – und ihre 17-jährigen Zwillingssöhne. Schwer, da wegzukommen. In den letzten 17 Jahren hat Buchen es genau zwei Mal geschafft, mit ihren Kindern für eine Woche zu verreisen. Diese Angebundenheit, dieser Dauereinsatz, mache den Beruf anstrengend: "Ich kenne einige Leute, die in den letzten Jahren eine Hundepension aufgemacht und dann bald wieder zugemacht haben." Dabei, sagt Buchen, würden mehr Tierpensionen in Unterfranken dringend gebraucht.
Ist es denn so schwer, die Auswirkungen eines Hundes auf die eigene Lebensführung vorherzusehen?
Wenn mir mein Urlaub wichtiger ist als mein Hund – dann schaffe ich mir halt keinen an … !?
Menschen sind seltsam ...
man hat einen Hund
und macht ohne diesen Urlaub...
wie asozial kann man bitte sein
und sich nur um sein eigenes Ego kümmern..
wenn ich ein Tier habe
dann habe ich Verantwortung
und schiebe es nicht ab
wenn es mir grad nicht passt...
wer sein Tier einmal "abgibt"
sollte nie mehr ein Tier halten dürfen..
charakterlich nicht geeignet...
Das ist kleingeistig!
Wir haben gerade unsere Spenden an NGO's, die sich mit dem Tierschutz/Tierwohl befassen, erheblich aufgestockt.
Und weil das Tierheim(!) Ihren Fauna-Rassismus nicht teilt, entziehen Sie ihm die finanzielle Unterstützung … ?
Im Ernst jetzt?
Manchmal mach‘ ich mir ja schon Sorgen, wo sich die Menschheit gerade hinentwickelt …