Kraulen und Gassi-Gehen gegen die Einsamkeit im Homeoffice: Während der Lockdown-Monate haben sich zahlreiche Menschen ein Haustier angeschafft. Jetzt allerdings ist die Isolation vorbei, gearbeitet wird wieder im Büro, Urlaubsreisen locken – und immer mehr Corona-Tiere landen im Tierheim. Der Deutsche Tierschutzbund warnte bereits vor einer "Abgabewelle", vereinzelt hätten Heime ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Wie sieht es in Unterfranken aus?
"Wir merken das aktuell bereits bei Kleintieren wie Meerschweinchen oder Kaninchen", sagt Maxim Iochim, Tierpfleger und Sprecher des Würzburger Tierheims am Elferweg. Von den kuscheligen Fellbündeln müssten derzeit mehr als üblich aufgenommen werden. Auch sei kürzlich ein Hund abgegeben worden, "der während Corona angeschafft wurde und für den jetzt die Zeit fehlt". Insgesamt werde das Tierheim zwar noch nicht von Corona-Tieren überschwemmt, sagt Iochim. "Wir rechnen aber damit, dass da noch was kommt."
Mehr ausgesetzte Hunde und abgegebene Welpen
Das befürchtet auch Christina Herrmann. "Je mehr Reisen und Alltag wieder möglich sind, desto mehr Tiere kommen", sagt die Leiterin des Tierheims in Schwebheim (Lkr. Schweinfurt). Schon jetzt mache sich das bei Hunden bemerkbar. "Normalerweise haben wir ein, zwei Hunde im Jahr, die nicht abgeholt werden", sagt Herrmann. Vierbeiner, die an Parkplätzen oder Tankstellen angebunden und einfach zurückgelassen würden. Jetzt hätten sie zwei ausgesetzte Tiere innerhalb von nur vier Wochen aufnehmen müssen. "Das war auffällig."
Hinzu kämen mehrere Welpen, die mitten im Lockdown angeschafft und dann ganz schnell "wieder abgegeben wurden, weil die Besitzer sich das Leben mit Hund anders vorgestellt hatten", erzählt Herrmann. Oder ein Husky, erst ein Jahr alt, "da haben sich die Besitzer wahrscheinlich auch nicht überlegt, wie anspruchsvoll die Rasse ist". Gerade in der Pandemie seien viele Leute "relativ unüberlegt" auf den Hund gekommen.
Insgesamt haben sich während der Corona-Krise 5,4 Millionen Haushalte in Deutschland ein Tier zugelegt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Check24. Dabei gaben 13 Prozent der Befragten an, dass sie oder ihr Haushalt während der Krise ein Tier angeschafft haben. Am beliebtesten waren Hunde (41 Prozent) und Katzen (37 Prozent), mit Abstand folgten Fische (neun Prozent), Vögel (acht Prozent) und Kaninchen (sieben Prozent).
Es habe im Lockdown "unglaublich viele Anfragen" gegeben, bestätigt die Schwebheimer Tierheim-Chefin Herrmann. Auch nach Leih-Hunden, für die Zeit im Homeoffice. "Wir haben den Leuten dann erklärt, dass ein Hund kein Zeitvertreib ist: Die Tiere leben sich ja in ihrem neuen Zuhause ein, gewöhnen sich an ihr Herrchen und dann hocken sie wieder im Tierheim." Das gehe nicht. Vermittelt würden Hunde nur langfristig – und dabei gäbe es nach wie vor hohe Anforderungen. "Vielleicht fragen wir jetzt sogar noch strenger nach, speziell wenn es um die Arbeitssituation geht", sagt Herrmann.
Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes handele es sich bei abgegebenen Corona-Tieren dementsprechend nur selten um Rückgaben von adoptierten Tierheim-Tieren. Man gehe eher davon aus, dass viele Tiere als "Pandemie-Projekt" leichtfertig im Internet, im Zoofachhandel oder beim Züchter angeschafft worden seien, heißt es in einer Mitteilung. Überforderung oder die Unvereinbarkeit von Tier und Alltag würden dann dazu führen, dass der Hund oder die Katze im Tierheim landeten.
Tierheim Kitzingen wappnet sich für Neuaufnahmen
So wie in Schwebheim. Dort seien die Aufnahme-Kapazitäten momentan zwar noch nicht erschöpft, sagt Leiterin Herrmann. Trotzdem bereite man sich vor. Und helfe anderen aus, zum Beispiel grenznahen Tierheimen. Denn dort überschwemme der boomende Welpenhandel die Heime. "Wir haben Tiere übernommen, weil die einfach voll waren", sagt Herrmann. "Wenn fast täglich ein Tiertransport angehalten wird, sind die Kapazitäten schnell erschöpft."
Nun kommt noch die Ferienzeit dazu. Und Neu-Tierbesitzer stehen vor der Frage: Wohin mit der Fellnase, wenn der Urlaub beginnt? "Wir sind gewappnet", sagt Angela Drabant, Leiterin des Tierheims Kitzingen. Auch bei ihnen sei die Nachfrage während der Lockdown-Monate "Wahnsinn" gewesen. "Wir hatten jeden Tag mindestens zehn Anrufe", erinnert sich Drabant. "Hunde waren der Renner." Im Moment würden sie und ihr Team zwar noch keine Abgabewelle wahrnehmen – "aber wir erwarten mehr Tiere".
Ich kann mich erinnern, damals, als die Amerikaner noch da waren, haben die Tierheime grundsätzlich kein Tier an einen Amerikaner abgegeben. Weil die nach 2 Jahren wieder nach Hause fahren, und das Tier wurde wieder zurückgeben, oder einfach ausgesetzt. Uns selbst (neben der Amisiedlung KG wohnend) ist damals eine etwa 1jährige Katze zugelaufen, die ganz offensichtlich zurück gelassen wurde. Sie wurde bei uns 19...
Und als ich vor ca. 15 Jahren aus dem Tierheim WÜ einen Hund (keinen Husky o.ä.!!!) adoptieren wollte, wurde ich abgewiesen. Grund: ich hatte vorher noch keinen Hund, galt also als nicht erfahren genug.
Da haben sie aufgepasst!
Hier sieht man allerdings wie "satt" unsere Gesellschaft ist.
Heutzutage einen Hund zu halten kostet schon einiges. Allein die Anschaffung ab 1000 €, dann kommt die Hundesteuer, das Futter, Spielzeug, Tierarzt, Medikamente etc..
Und dann, nach Monaten wird das Tier einfach ausgesetzt, oder bestenfalls im Tierheim abgegeben. Das ausgegebene Geld interessiert nicht und ist damit rausgeworfen und einem Tier Leid zugefügt.
Und nach außen rufen diese "Wohlstandstierhalter" nach Tierschutz.
Unsere "satte Gesellschaft" : sehen, kaufen, weg damit!
Das chippen ist meines Wissens nach Vorschrift, nur muss der Käufer das Tier selbst registrieren und das tun viele nicht. Manche absichtlich, die meisten wohl unwissentlich.
Eine lückenlose Nachverfolgung wäre zwar wünschenswert hat aber den Nachteil, dass so manches Tier eventuell so "entsorgt" wird, dass man es nie mehr findet....