Brandaktuelle Themen wie das Baugesuch einer Investorengemeinschaft bezüglich Mehrfamilienwohnungen am Ortsrand von Herschfeld standen gar nicht auf der Tagesordnung. Vielmehr wollte die Bürgerinitiative "Verkehrsberuhigung mit Vernunft" den Herschfelder Bürgern einen Überblick über die bislang geleisteten Arbeiten vermitteln. Und nachfragen, ob sie denn weitermachen soll. Auf diese Vertrauensfrage gab es im bis auf den letzten Platz gefüllten Schützenhaus eine ungeteilte Zustimmung.
Unterschriften gegen die Ampel
Eine geplante Ampel war der Aufreger in Herschfeld im vergangenen Jahr. Und ist es bis heute. Die Stadt will eine Lichtzeichenanlage an der Kreuzung Falltorstraße und Königshofer Straße installieren. Um den dort starken Verkehr besser regeln sowie Fußgängern das Überqueren der Straßen sicherer gestalten zu können. Von einer solchen Ampelanlage halten viele Bürger des Ortsteils aber gar nichts und befürchten lange Staus bei Rotphasen. Aus diesem Grund hat sich eine Bürgerinitiative zusammengefunden, Unterschriften gegen die Ampelgesammelt und diese dem Bürgermeister in die Hand gedrückt.
"Diese 718 Unterschriften sind für uns Ansporn, weiter zu machen gegen den tagtäglichen Wahnsinn", sagte Hartmut Schmutz im Schützenhaus, wo er gemeinsam mit Maria Nöth, Wolfgang Memmel, Thomas Lindenberg und Andreas Eisenmann der Bürgerinitiative vorsteht. Das hohe Verkehrsaufkommen innerhalb Herschfelds werde sich in den kommenden Jahren durch den zunehmenden Ausbau des Campus Rhön-Klinikum kaum ändern. "Und noch immer fließt ein großer Teil des Verkehrs durch Herschfeld."
Hartmut Schmutz hat zu Beginn seiner Ausführungen um eine sachliche Erörterung der Lage und der nachfolgenden Diskussion gebeten. Seine Zuhörer folgten dieser Bitte, wenn auch der Nachdruck auf Stadt und Landkreis aufrecht erhalten werden soll, um eine Reduzierung der Verkehrsbelastung zu erreichen. "Alternativen müssen her!", forderte Schmutz. "Was ist zum Beispiel mit der Seilbahn?".
Keine Regulierung, sondern Reduzierung
Die Herschfelder Bürger sorgen sich um ihre Lebensqualität, sehen Gefahren für die Kinder an den Übergängen zur Schule und zum Kindergarten in der Kirchstraße. Und sie sehen die Probleme des hohen Verkehrsaufkommens durch eine Ampel nicht reduziert. "Es braucht keine Regulierung, sondern eine Reduzierung des Verkehrs", so Schmutz.
Die Forderungen der Bürgerinitiative bringt er auf einen Punkt: Begrenzung von Lieferfahrzeugen auf ein Gewicht von 7,5 Tonnen was Baustellenfahrzeuge in Zukunft ausschließt, ein durchgehendes Tempolimit von 30 Stundenkilometern und eine nachhaltige Beschilderung innerhalb wie außerhalb von Herschfeld.
Das alles einzurichten, ist allerdings alles andere als einfach, denn die Falltor- und die Kirchstraße sind Kreisstraßen. Und da gelten eigene rechtliche Bestimmungen, die zum Beispiel eine Tempo 30-Zone mit Rechts-vor-Links-Regelung nicht zulässt. Ob sich dieser gordische Knoten Verkehrsregelung in der Falltor- und Kirchstraße irgendwann durchschlagen lässt, kann auch Hartmut Schmutz nicht beantworten.
Forderung nach aktuellen Zahlen
Thomas Lindenberg bemängelte, dass keine aktuellen Zahlen von Verkehrsmessungen weder vom Landratsamt noch von der Stadt vorgelegt werden. "Die letzten veröffentlichten Zahlen stammen aus dem Jahr 2014", so Lindenberg. Also vor dem Baustellenverkehr zum Campus und dessen Eröffnung. Erst kürzlich, so ein Herschfelder Bürger in der Diskussion, sei vom Landratsamt eine Zählung durchgeführt worden. Die Bürgerinitiative will nachfragen, wie diese Zahlen aussehen. Ein anderer Bürger forderte, den Fahrradverkehr nicht zu vergessen und mehr Radwege zu bauen. "Vielleicht fährt der ein oder andere dann mit dem Rad, statt mit dem Auto." Bernhard Lorz, Stadtrat und Herschfelder Bürger, gehen die Forderungen der Bürgerinitiative nicht weit genug. "Wir brauchen hier radikale Maßnahmen", so Lorz und meint damit beispielsweise Fahrbahnschwellen, die den Verkehr abbremsen.
Nach knapp eineinhalb Stunden Vortrag und Diskussion stellte Hartmut Schmutz dem Plenum die "Vertrauensfrage". Die Bürger im Schützenhaus signalisierten ihre Zustimmung, damit die Bürgerinitiative weiter machen kann. Hartmut Schmutz zeigte sich bestätigt: "Wir sind nicht am Ende, und wir geben auch nicht auf."
Wo ein wille ist ist auch ein Weg.
Vieleicht bekommt ja Herschfeld auch noch ein Kreisel zur Verkehrsberuhigung.